Herfrid Kier: Der fixierte Klang. Zum Dokumentarcharakter von Musikaufnahmen mit Interpreten Klassischer Musik, Verlag Dohr, Köln 2006, 811 S. Abb., € 49,80, ISBN 3-936655-31-6
In diesem Band hat der Musikwissenschaftler und ehemalige Produzent zahlreiche Erfahrungen mit dem Medium Schallplatte dargelegt. Die Überschriften deuten Grundsätzliches an, etwa „Beweggründe der Interpreten für Tonträgeraufnahmen“ oder „Tonträger als Unterrichtsmittel“. Was auf den ersten Blick wie eine umfassende Analyse unter medientechnischen und ästhetischen Gesichtspunkten anmutet, erweist sich rasch als eine empirische Erhebung anhand von Interviews, die der Verfasser über Jahrzehnte hinweg mit verschiedenen Interpreten geführt hat und die im zweiten Teil des Bandes, auf mehr als 300 Seiten und ohne den Mut zu nennenswerten Kürzungen abgedruckt sind, darunter Elisabeth Schwarzkopf, Dietrich Fischer-Dieskau und Günter Wand.
Wohl selten ist das Thema Plattenhören im umfassenden Sinne, sind die Reize dieses Mediums so ausführlich in Interviews mit Künstlern beleuchtet und letztlich ausgewertet worden wie hier. Inwieweit Kiers Ergebnisse jedoch repräsentativen Charakter haben, ist fraglich, da der Verfasser auf eine wissenschaftliche Untermauerung seiner Ergebnisse nahezu komplett verzichtet. Auch die Auswertung von Stellungnahmen anderer namhafter Produzenten erfolgt eher am Rande.
Somit ist dieses Buch, trotz aller Versuche nach übergeordneten Schlussfolgerungen, letztlich vor allem eines: eine persönliche Bilanz der befragten Künstler und ein Überblick über persönlich erfahrene Schallplattengeschichte zwischen den 50er- und 80er-Jahren.