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Toni und die ganze Familie im Liedergarten

Untertitel
Singen und Musizieren in Eltern-Kind-Gruppen, ein neues Unterrichtswerk
Publikationsdatum
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Heike Arnold-Joppich/Michael Schmoll: Liederbuch Toni im Liedergarten. 111 + 1 Lieder für das Singen in der Familie, Illustrationen von Ludwig Burandt, 128 S., € 12,80, ISBN 3-9810197-1-7; Heike Arnold-Joppich: Lehrerhandbuch, 346 S. (als Lehrgangsmaterial im Rahmen eines Kurses erhältlich); CD Tonis Lieblingslieder, € 12,50, ISBN 3-9810197-2-5 (Liederbuch und CD als Paket € 22,00, ISBN 3-9810197-3-3); Herausgeber: Sängerbund Nordrhein-Westfalen e.V., Gallenkampstraße 20 in 47051 Duisburg, E-Mail: geschaeftsstelle [at] sbnrw.de (geschaeftsstelle[at]sbnrw[dot]de)

Der musischen Erziehung von Babys und Kleinkindern wird zurzeit erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. Hartnäckige Hinweise auf das brachliegende Potential dieser Altersgruppe von vielen Fachleuten seit circa 15 Jahren tragen nun erfreuliche Früchte. Es entstehen an vielen Stellen „Eltern-Kind-Singgruppen“ und „Känguruchöre“, das „Musikgarten-Projekt“ von Hohner/Schott wurde um den „Baby-Musikgarten“ erweitert, und nun legt der Sängerbund NRW und seine Sängerjugend ein ganzes Unterrichtswerk für die Gruppe der anderthalb- bis drei- /vier-jährigen Kinder vor.

Gefördert vom NRW-Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport sowie dem Landesmusikrat NRW haben Michael Schmoll und Heike Arnold-Joppich ein Mammutwerk gestemmt: „Toni im Liedergarten NRW“ ist zum Singen und Musizieren in Eltern-Kind-Singgruppen konzipiert und wartet auf mit einem 111+1 Lieder umfassenden Liederbuch, einem weit über 300 Seiten starken Lehrerhandbuch im Ringordner, mit „Tonis Lieblingslieder-CD“, der CD „Musik zum Tanzen und Ausruhen“ und mit Toni selbst, der lustigen Handpuppe, der die Herzen aller Kleinkinder zufliegen werden.

Heike Arnold-Joppich stellt im Lehrerhandbuch den pädagogischen Ansatz für die Eltern-Kind-Singgruppen ausführlich, fachlich fundiert und gut lesbar dar. Sie macht mit den Entwicklungsaspekten von Kleinkindern bekannt, zeigt Möglichkeiten der stimmlichen Förderung auf, informiert über Bewegung, Körpererfahrung und Tanz sowie über elementares Musizieren mit Instrumenten. Planung und Vorbereitung der Gruppenstunden wird mit pädagogischer Sorgfalt und dem Verantwortungsbewusstsein, dass „für die Kleinsten das Beste gerade gut genug“ ist, dargestellt. In 13 Beispielstunden vermittelt die erfahrene Pädagogin eine Fülle von Einsatzmöglichkeiten des vorgestellten Materials. Die Auswahl der Stücke im Liederbuch repräsentiert eine gute Mischung aus traditionellen, volkstümlichen und neueren Kinderliedern, wobei zu Recht auch anspruchsvollere Titel auftauchen. Wohltuend ist der Verzicht auf allzu Modisches und solche Stücke, die eigentlich Lieder für Erwachsene über Kinder sind. Auch prestigeverdächtige, komplizierte oder aufwändige Begleitsätze findet man keine, der Notentext präsentiert sich durchweg einstimmig und dankenswerterweise auch ohne Akkordbezeichnungen, so dass nicht automatisch eine Gitarrenbegleitung impliziert wird. Alle Lieder stehen in der richtigen Singlage. Sicherlich ist die Liederauswahl neben fachlichen Kriterien auch sehr von persönlichen Vorlieben geprägt. So kann ich die Bevorzugung der Lieder von Gerda Bächli nicht unbedingt teilen. Sie ist mit zwölf Titeln die am häufigsten vorkommende Einzelautorin. Demgegenüber findet man nur vier Titel von Arnold-Joppich selbst, schade.

Leider steht die weitaus überwiegende Mehrzahl der Lieder in Dur-Tonarten. Moll-Lieder gibt es nur sehr wenige. Das ist bedauerlich, denn die Wichtigkeit des frühen Umgangs mit verschiedenen Tongeschlechtern ist der Autorin durchaus bewusst: „Die Erfahrung zeigt, dass Kinder, die bis zum Schuleintritt fast ausschließlich Lieder in Dur kennen gelernt haben, später allergrößte Schwierigkeiten haben, in Moll zu singen.“ (Lehrerhandbuch, S. 32) Bei einer Neuauflage sollten neben den einzufügenden Moll-Liedern auch solche in freierer Tonalität und mit ungewohnteren Tonfortschreitungen aufgenommen werden.

Dem Unterrichtswerk sind zwei CDs beigegeben. Elf vier- bis dreizehnjährige Kinder singen eine Auswahl von „Lieblingsliedern“ aus dem Liederbuch, blitzsauber und mit gesunder, altersgerechter Stimmgebung, teilweise a cappella oder begleitet von gut erfundenen, unaufdringlichen Arrangements ohne Aufwand und Schnickschnack, eine Demonstration gelungenen Kindersingens, wie sie erfreulicher nicht sein kann. Auf der zweiten CD befinden sich Musikstücke zum „Tanzen und Ausruhen“, eine bunte Mischung vorwiegend klassischer und folkloristischer Musik aus aller Welt für die Gruppenstunden und zum häuslichen Genießen. Allen, die mit Kindern der genannten Altersgruppe singen, sei dieses Unterrichtswerk besonders ans Herz gelegt. Darüber hinaus kann „Toni im Liedergarten NRW“ für die dringend notwendige Diskussion über ein Curriculum zur musischen Erziehung im Kindergarten wichtige Anregungen und Anstöße liefern. Mit dieser Veröffentlichung ist ein wichtiger Schritt getan zu einer neuen Verantwortlichkeit im Umgang mit dem Singen in unserer Gesellschaft.

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