Die Vorschusslorbeeren in Form von Besprechungsausschnitten zur amerikanischen Originalausgabe sind üppig, die Erwartungen, die der Untertitel weckt, hoch. Ist dies nun endlich das ultimative Buch zu allen Aspekten der Violine?
Nun, wer sich von der etwas wirren, diverse Themen anreißenden Einleitung und dem Umfang nicht abschrecken lässt, wird von dem Historiker und Geigenfanatiker David Schoenbaum immer wieder belohnt: mit einem ausführlichen (personen-, nicht handwerksbezogenen) Abriss des Geigenbaus, mit faszinierenden und teilweise haarsträubenden Geschichten über den Geigenhandel, mit einem unerschrockenen Gang durch die Historie des Violinspiels und seiner Protagonisten.
Schoenbaums Stärke ist die Materialfülle (über 2.000 Quellennachweise), die Dichte der Informationen, die Lust am Anekdotischen. Wenn das alles einmal über eine längere Strecke auf ein Thema fokussiert zusammenkommt, so wie bei der Frage nach der Echtheit der so genannten „Messias“-Stradivari oder im Fall des Nachlasses von Gerald Segelman, ergibt das eine packende Lektüre.
Dort, wo die Themen jedoch kurzatmig angerissen und aneinandergereiht werden, stellt sich schnell Ermüdung ein. Schoenbaum unterscheidet nicht zwischen Wichtigem und Unwichtigem, ihn interessiert alles gleichermaßen und er setzt voraus, dass ihm die Leserschaft dabei folgt.
Eine Straffung und Strukturierung hätte dem Mammutwerk also wahrscheinlich gut getan. Andererseits: Wo findet man schon eine solche Übersicht zur Violine in der Kunstgeschichte oder im Film? Anstelle des Vorworts also vielleicht einfach über das Register einsteigen: es ist 25 Seiten stark …
- David Schoenbaum: Die Violine. Eine Kulturgeschichte des vielseitigsten Instruments der Welt, Bärenreiter/Metzler, Kassel/Stuttgart 2015, 730 S., € 49,90, ISBN 978-3-761823-59-0