Marion Saxer (Hg.): Anfänge. Erinnerungen zeitgenössischer Komponistinnen und Komponisten an ihren frühen Instrumentalunterricht, Wolke Verlag, Hofheim 2003, 200 S., Abbildungen, € 19,-, ISBN 3-936000-08-5
Heutige Erlebnisberichte zum Thema „Früher Instrumentalunterricht“ sind dünn gesät. Um diesem Mangel abzuhelfen, hat sich Marion Saxer an etwa 150 Komponistinnen und Komponisten gewandt mit der Bitte, ihre musikalischen Früh-Erinnerungen aufzuschreiben. So ist eine Sammlung von 45 kleinen Aufsätzen entstanden. Das Buch ist für Musikpädagogen gedacht, doch dezidiert auch als Informationsquelle für all jene, die schlicht neugierig sind und wissen wollen, wie Mauricio Kagel oder Dieter Schnebel denn musikalisch aufgewachsen sind. Es bleibt genug Platz für Anekdotisches, und keineswegs entsteht der Eindruck, die späteren Komponisten wären alle instrumentale Wunderkinder gewesen oder allezeit übefleißig. György Ligeti berichtet, wie er ein Debussy-Stück für „Quatsch“ hielt, weil es „weder Dur noch Moll war“, und Karlheinz Stockhausen, so scheint es, hat in seiner Jazz-Combo nicht zuletzt gerade deshalb gespielt, weil die Sessions in der Schulaula stets den Besuch „aufregender Xantener Mädchen“ versprachen.
Die Spannbreite reicht von Ligeti über Barbara Heller, Gerhard Stäbler und Wolfgang Rihm bis hin zu Steffen Schleiermacher und Moritz Eggert. Eine ansehnliche Materialsammlung und ein guter Ausgangspunkt, das Thema weiterzudenken. Dabei helfen der im Anhang mitgeteilte Fragebogen wie auch die beigefügten knappen Biographien und Werkverzeichnisse. In ihrem Vorwort versucht Marion Saxer, die wichtigsten Aspekte der einzelnen Beiträge vorsichtig zu systematisieren und zu werten. Dazu gehören das „Üben“, das „Vorspielen“, die „Unterrichtsmethodik“ oder der Einfluss der Lehrerpersönlichkeit und natürlich die „ersten Kompositionsversuche“ samt den – keineswegs immer positiven – Reaktionen darauf.