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Voices. Prägende Musik- und Theatererlebnisse, hrsg. von Christine Cerletti/Thomas Voigt, Verlag für Moderne Kunst, Wien
Voices. Prägende Musik- und Theatererlebnisse, hrsg. von Christine Cerletti/Thomas Voigt, Verlag für Moderne Kunst, Wien
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Vom „Traviata“-Vorspiel davongetragen

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Ein Band über zündende Erstbegegnungen mit Musik und Theater
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Schon der erste Eindruck irritiert ein wenig: Zwar wird mit siebzig lebenden Bühnenkünstlern und ihrem „Wie es begann…“ geworben, doch dann sind Silja, Callas, Bernstein, Toscanini und Carlos Kleiber mit jeweils zwei Seiten und Zitaten vertreten. Müssten da nicht auch Abbado, Solti, Giulini, Kubelik, Reiner oder der „Alle-Erzieher“ Swarowsky undundund vorhanden sein? Unter den Ausgewählten fehlt prompt der Anti-PR-Mensch Kirill Petrenko, während der anscheinend unvermeidliche Festspiel-Intendant Nikolaus Bachler natürlich dabei ist – sollten da neben Barrie Kosky nicht eher Loy, Guth, Herheim, Kratzer stehen? Regisseurinnen und Dirigentinnen fehlen.

Und wenn bei einer Jung-Sopranis­tin ausdrücklich erwähnt wird, dass sie ihre eigene Kosmetik-Linie auf einem banalen Verkaufssender vertreibt, dann wähnt sich der Leser im Marketing-PR-Geschwurbel und es hat ein Geschmäckle... Wo sind der gerade erst verstorbene William Cochran oder Kränzle, Stinnes, Makula, Braid oderoder? Einige Künstler haben dem Autoren-Duo nicht geantwortet. Natürlich ist so eine Auswahl dann immer auch Autoren-geprägt. Doch ganz zu Recht steht ein letztes Interview mit Christa Ludwig am Anfang – ihr „Ja“ zu Fidelio, ihr „Nein“ zu Isolde und Brünnhilde.

Brigitte Fassbaender erzählt vom frühen Glück unter dem Flügel des Vaters während seiner Gesangsstunden. Neben Thielemanns kindlicher Bach-Begeisterung findet sich dann auch das Ehepaar Hengelbrock-Wokalek. Jonas Kaufmann nennt seine ersten Chor-Erlebnisse. Die 14-jährige Ermonela Jaho wird vom Traviata-Vorspiel „davongetragen“. Anrührend, dass im Arbeiter-Zuhause Ivor Boltons nahe Manches­ter aus Prestigegründen ein Klavier angeschafft wurde – und dann ein beeindruckender Lehrer Horizonte eröffnete. Cecilia Bartoli wurde schon als Embryo „infiziert“: vom Sopran der Mutter und dem Tenor des Vaters. Jochen Kowalski, ein „Türöffner“ fürs Fach „Counter“, genoss als Kind in der DDR dauernd West-TV mit Anneliese Rothenberger.

Anne Sophie von Otter und Bryn Terfel finden über die schwedische beziehungsweise walisische Chor-Tradition zum eigenen Gesang. Viele andere Beispiele lesen sich reizvoll divers – bis zum Schwärmen von Lied-Begleiter Helmut Deutsch für Irmgard Seefried, Wilma Lipp und vor allem Ileana Cotrubas. Der vielfältige Reigen schöner Menschen ist mit einer Vielzahl schöner Bühnen- und Privat-Fotos neben Autoren-Texten und Interview-Ausschnitten zu bestaunen.

Literaturempfehlungen, Textquellen und Personenregister erleichtern die selektive Nutzung. Ja „Schönheit“ – kaum aber die Opferbereitschaft bis hin zur quälerischen Anspannung zugunsten der Kunst – durchzieht fast die ganzen 330 Seiten, so dass der Band sein davon begeistertes Publikum wohl auf höchstpreisigen Festivals finden wird.        

  • Voices. Prägende Musik- und Theatererlebnisse, hrsg. von Christine Cerletti/Thomas Voigt, Verlag für Moderne Kunst, Wien 2022, 336 S., € 49,00, Abb., ISBN 978-3-903439-44-3

 

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