Peter Bölke: Jazz Instruments +++ Tobias PM Schneid: New Works +++ himmelweit: Ein Konzert für Kinder mit Musik von Hans Werner Henze & Igor Strawinsky +++ Gerhard R. Koch: Theodor W. Adorno, Philosoph, Musiker, pessimistischer Aufklärer +++ Wolfgang Amadeus Mozart: Eine kleine Nachtmusik für Streicher G-Dur KV 525, Faksimile +++ Heike Hoffmann, Martin Schmidt (Hrsg.): El Once, Chile, 11. September 1973 – Reflexionen zum Vierzigsten Jahrestag des Militärputsches gegen Salvador Allende +++ Juliane Wilde Band: für größer, Kick the Flame +++ Josef Limper, Martin Lücke: Management in der Musikwirtschaft +++ Christoph Wolff: „Vor der Pforte meines Glückes“. Mozart im Dienst des Kaisers (1788–1791)
Peter Bölke: Jazz Instruments, 228 Seiten, ca. 200 Abbildungen (farb. u. s/w), 8 Musik-CDs, earBooks, ISBN 978-3-943573-06-0, € 49,95
EarBooks von Edel gibt es inzwischen zu allen möglichen Themen, Städten, Persönlichkeiten und eben auch zu musikalischen Phänomenen. Das Prinzip ist immer ähnlich: ein „Coffeetable Book“, edel und sehr aufwändig gestaltet, wird von passender Musik auf eingebundenen CDs begleitet. Ein tolles Geschenk für Jazzliebhaber und solche, die es werden wollen, ist das im November erschienene Exemplar zu den Instrumenten des Jazz und deren Protagonisten. Zweisprachig ist es in acht Kapitel von der Trompete bis zum Schlagzeug unterteilt und vermittelt auf unterhaltsame Art und für alle Sinne – jedem Instrument ist eine eigene Begleit-CD mit wichtigen Stücken zugeordnet – die Geschichte eines musikalischen Siegeszuges bis in die Gegenwart.
Ursula Gaisa
Tobias PM Schneid: New Works, Esther Hoppe (Violine), Maximilian Hornung (Cello), Benjamin Engeli (Klavier). NEOS 11105
Diese Kompilation aus Kompositionen, entstanden in den Jahren 2007 bis 2011, produziert in Kooperation mit BR-Klassik und bei NEOS 2013 veröffentlicht, ist eine Entdeckungsreise in ganz ungewöhnliche, im feinen Sinn des Wortes eigentümliche kammermusikalische Klangwelten. Von „Strömungen“ oder gar „Dogmen“ zeitgenössischer Musik hat sich Tobias PM Schneid nie beeindrucken lassen. Seine kunstvolle Klangsprache ist hoch subjektiv und dabei emotional intensiv transportfähig. Sie stimmt nachdenklich , berührt und wühlt im nächsten Moment auf. Die Interpretation durch die Ensemblemitglieder des Tecchler-Trios macht Stück für Stück diese Spannungsfelder klug und engagiert durchhörbar. Fast achtzig Minuten starker Klang-Eindruck, den selbst ein Autoradio nicht schmälern kann.
Theo Geißler
himmelweit: Ein Konzert für Kinder mit Musik von Hans Werner Henze & Igor Strawinsky, Edition SEE-IGEL 9458834, € 14,99
Gute Musik für Kinder ist meistens auch gut für Erwachsene: So die CD „himmelweit“, die mit einer zauberhaften Geschichte Kindern (und anderen) Musik von Hans Werner Henze (5 Botschaften für die Königin von Saba) und Igor Strawinsky (Feuervogel) nahe bringt. Es spielt – hochklassig – das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, es spricht Christian Brückner. Ein wunderbares Weihnachtsgeschenk für die ganze Familie!
Barbara Haack
Gerhard R. Koch: Theodor W. Adorno, Philosoph, Musiker, pessimistischer Aufklärer, Societäts-Verlag, Frankfurt a.M. 2013, 192 Seiten, ISBN 978-3-95542-018-5, € 14,80
Dass man über Adorno auch kürzere Bücher schreiben kann, macht diese Publikation des Teilzeit-Zeitzeugen Gerhard R. Koch deutlich. Das Buch geht nicht in die Tiefe, schürft aber an der Oberfläche viel Hintergründiges ab. Eine Biographie, die auch mit den eingesetzten Fotografien, die mehr zeigen, als man sagen kann, vieles aufdeckt. Koch verliert sich nicht, sondern häkelt hier ein Textdeckchen, das Laune macht und in Verbindung setzt, was sonst im biographischen Atomespalten aus dem Blick fällt.
Martin Hufner
Wolfgang Amadeus Mozart: Eine kleine Nachtmusik für Streicher G-Dur KV 525, Faksimile, hg. von Wolfgang Rehm, 38 S., in Kassette, € 179,-, ISBN 978-3-761822-82-1
Der Preis für 13 faksimilierte Seiten mag auf den ersten Blick hoch erscheinen, doch gibt diese wunderbare, in einer edlen Kassette mit fundiertem Kommentar präsentierte Edition dem kleinen Meisterwerk die Wertschätzung zurück, die es verdient. Man meint, die perfekten Proportionen, die souveräne Disposition in Mozarts klarer Handschrift nachzuspüren. Der Blick auf die losen Seiten gibt dem Leser das Gefühl für diese Musik zurück und bewahrt den Hörer vor der von Ulrich Konrad beschriebenen, im Beiheft zitierten Gefahr, dass die (zu) viel gehörte Musik an ihm „abperlt“.
Juan Martin Koch
Heike Hoffmann, Martin Schmidt (Hrsg.): El Once, Chile, 11. September 1973 – Reflexionen zum Vierzigsten Jahrestag des Militärputsches gegen Salvador Allende; mit Musik von Frederic Rzewski und Stefan Litwin. Beiträge von Ernesto Cardenal, Eduardo Galeano, Carla Guelfenbein, Adolf Muschg, Gerhard R. Koch, Dieter Schnebel, Georg Katzer, Luca Lombardi, Nuria Schönberg Nono, Rolf Riehm, Siegfried Mauser, Albrecht Dümling u.a., 2013 gligg Records, ISBN 978-3-944906-00-3, E 29,90
An was denken Sie beim 11. September? Natürlich an das Attentat auf die Twin Towers und vielleicht noch daran, was Sie damals gerade gemacht haben. Den blutigen Militärputsch gegen die sozialistische Regierung von Salvador Allende in Chile haben Sie vergessen? Dann sind Sie ein Fall für dieses Lesebuch und können Ihr kollektives Gedächtnis wieder etwas auffrischen. In einem Interview mit dem Pianisten Stefan Litwin stellt sich der amerikanische Komponist Frederic Rzewski der Frage: „Durch Musik die Welt verändern?“ Die Musik dazu liegt bei: eine packende Einspielung Litwins von Rzewskis einstündigem Klavieropus „The People United Will Never Be Defeated“.
Andreas Kolb
Juliane Wilde Band: für größer, Kick the Flame, Brokensilence 00419
Juliane Wilde ist eine bezaubernde vielseitige Sängerin, die ihre Ausbildung – ebenso wie ihre Bandkollegen Marcus Horndt am Fender Rhodes, Fabian Junk am Schlagzeug und Christian Sievert am Bass – an der Jazz-Schmiede der Leipziger Musikhochschule absolviert hat. Bekannt geworden ist die Band „Julianes Wilde Bande“ durch diverse Jazzprojekte für Kinder im Vorschulalter. Ihre kleinen Fans sind größer geworden, aus „Julianes Wilde Bande“ ist die „Juliane Wilde Band“ geworden und jetzt schreibt die Sängerin auch „für größer“, wie ihr drittes Album trefflich heißt. Ihre eigenen Texte und die jazzige Popmusik bringen das Lebensgefühl von Teenagern auf den Punkt. Die CD gehört auf den Gabentisch junger Leute aber auch auf den jung gebliebener Erwachsener, die sich gern an das Prickeln und die Traurigkeit der ersten Liebe, an den Frust im unaufgeräumten Zimmer, in dem man am liebsten allein ist, oder eine stürmische Nacht am Meer erinnern.
Barbara Lieberwirth
Josef Limper, Martin Lücke: Management in der Musikwirtschaft. Kohlhammer, Stuttgart (2013), 258 S., € 39,90 ISBN 978-3-17-022146-8
Musikmanagement heißt, sich im Schnittfeld von Musik, Wirtschaft, Kultur, Medien und Juristerei zu bewegen. Genau dafür vermittelt dieses Kompendium gut gegliedert aktuelles Basiswissen, streift historische Entwicklungen und verdeutlicht, wie immer mehr rechtliche Fragen jede Wertschöpfung verkomplizieren. Fast abschreckend wirkt es, wie komplex, wie verwoben und gegenseitig abhängig die Wirtschaftsakzepte der weitgefächerten Musikwirtschaft inzwischen geworden sind, und auch, dass sie sich angesichts technologischer Entwicklungen durch Digitalisierung und sich verändernde gesellschaftliche Verhaltensnormen auch weiterhin rasant verändern werden. Aus dem Blickwinkel eines Musikmanagement- und eines Juristen-Lehrstuhles beschreiben die beiden Autoren diese Situationen sachlich-nüchtern und zugleich mit kritischem Abstand, allerdings mit Gewichtung der Unterhaltungsbranche, die gegenüber der E- oder der Klassik-Musik den weit größeren Marktanteil behauptet. Allein 475 weiterführende Anmerkungen und über 100 Literatur- und Online-Quellen machen deutlich, was einen, der Musikmanagement zu studieren angeht, an wirtschaftlichen und juristischen Problemfeldern erwartet. Er dürfte schnell begreifen, dass hier nur Allrounder Chancen haben, die die Gesamtzusammenhänge zwischen Urheber, Verwerter und Nutzer, zwischen Markt und Macht erkennen und dementsprechend reagieren können. Dieses Buch, fast ein Lehrbuch, kann dabei eine anregende und kompetente Hilfe sein.
Eckart Rohlfs
Christoph Wolff: „Vor der Pforte meines Glückes“. Mozart im Dienst des Kaisers (1788–1791). Aus dem Amerikanischen von Matthias Müller, Bärenreiter/Metzler, Kassel/Stuttgart/Weimar 2013, 227 S., Abb., Notenbsp., € 29,95, ISBN 978-3-7618-2277-7
Eine brillante Studie zu den letzen vier Jahren Mozarts, in der die Interpretation der Lebenssituation und des Schaffens einmal unbelastet vom vermeintlichen Schatten des frühen Todes ganz neue Einblicke bereithält. Exemplarisch für die gewendete Perspektive ist das abschließende Kapitel „Komponirt ist schon alles – aber geschrieben noch nicht“ zu den hinterlassenen Fragmenten, die Wolff als „künstlerisches Monument beispiellosen Ausmaßes“ betrachtet.
Michael Wackerbauer