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Wie interessant der historische Markt und wie interessant auch personenbezogene Sammelausgaben neuerer Einspielungen momentan sind, beweist ein kapitales Unternehmen, das ab August unter der Leitung des Hauses Philips bis weit in das kommende Jahr hinein für Furore und Absatz sorgen soll. Gemeint ist die hundert Doppel-CDs umfassende Edition „Great Pianists of the 20th Century", zu deren Programm mit insgesamt 74 Pianisten sich die Firmen der Gruppe Polygram mit den großen Häusern EMI und BMG zusammengeschlossen haben.
Aber auch kleinere Hersteller wie Vanguard bringen ihre Aufnahmen mit ein, sofern sie in das Konzept des Kanadiers Tom Deacon paßten. Der rührige, kenntnisreiche Mann wird in Zukunft nicht ganz ohne Schelte davonkommen, denn manche der – zwangsläufig subjektiven – Auswahlkriterien sind außerhalb Kanadas und der USA wohl nicht leicht nachvollziehbar. So findet man nur ein einziges Duo in diesem Mammutkatalog, nämlich die Russen Bruk-Taimanov.
Und Rosalyn Tureck darf auf zwei Doppel-CDs Bach spielen, während ein András Schiff oder ein Vladimir Ashkenazy nur eine Doppelpackung zugedacht bekommen haben. Gänzlich vermisse ich so bedeutende Pianisten wie Igor Shukow und Grigory Sokolov. Ihnen hat Deacon etwa André Previn vorgezogen... Die Gesamtedition wird – wie versprochen verantwortungsvoll „remastered" – auch etliche bislang unveröffentlichte Titel enthalten, sowie Einführungstexte von namhaften internationalen Klavierkennern.
Unter ihnen auch Alfred Brendel, der sich bereit erklärt hat, über Kempff, E. Fischer und Cortot nachzudenken.