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Alle anders als die anderen

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Neue Musik auf neuen CDs, rezensiert von Max Nyffeler
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Neue Aufnahmen von und mit: Isang Yun, Duo Carillon, Matthias Ockert, Georges Aperghis, Rolf Hind

Eine Art Klavierkonzert, bei dem das Klavier vor allem mit präparierten Klängen in Erscheinung tritt, ein Orchester, das mehr nach einer Ansammlung von Solisten und allerlei Geräuscherzeugern als nach einem homogenen Klangkörper klingt, und eine unalltägliche Formgestaltung: „Anders als normal“ könnte als Motto über der Komposition „Maya-Sesha“ von Rolf Hind stehen. Aber was ist heute schon normal, wenn nicht das Nichtnormale? Auch im Klavierquintett „The Eye of Fire“ gibt der 1963 geborene Brite mit hart gezeichneten Klanggestalten den Blick frei auf seine sperrige Gegenwelt, während im Trio „The City of Love“, wo die perkussiven Instrumentalklänge dominieren, die Sopranistin Sarah Leonard mit hochexpressivem Gesang überrascht. (Neos 11049)

Der Trend zum Andersseinwollen, zum Unangepassten und strikt Individualistischen ist eine Grundeigenschaft des heutigen Komponierens, und deshalb ist auch der Rückgriff auf die Hinterlassenschaft derjenigen, die aus der Gesellschaft herausfielen oder ausgestoßen wurden, stets eine sichere Bank. Darauf hat sich auch Georges Aperghis in seiner „Wölfli-Kantate“ verlassen. Wie vor ihm schon manche andere, lässt er sich von den Fantasien des geisteskranken Bauernknechts und Kinderschänders zu bizarren Klangvorstellungen anregen, in denen ein abgründiger, manchmal gefährlicher und gelegentlich auch verzweifelter Tonfall hervortritt. Die Neuen Vocalsolisten  und das SWR Vokalensemble Stuttgart unter Marcus Creed legen eine bewundernswerte kollektive Virtuosität an den Tag. (Cypres CYP 5625)

Den Werken von Matthias Ockert, der sowohl Komposition als auch Architektur studierte, sind seine Erfahrungen als Jazzgitarrist deutlich anzumerken. Sein Umgang mit dem Klangmaterial, in dem etwas vom biegsamen Toncharakter der E-Gitarre durchschimmert, ist pragmatisch, seine Stücke rechnen mit den vielseitigen Hörerfahrungen des heutigen Mediennutzers. Ein integraler Bestandteil seiner Musik ist die Elektronik; sie weitet den Instrumentalklang farblich und räumlich aus und macht aus dem E-Gitarrensolo „Strombahnen“ ein lebhaft gestaltetes Klangtheater. In den sieben Stücken mit Musikern unter anderem des Ensemble Modern und mit der Schola Heidelberg erweist sich der Komponist als beherzt zupackender Klanghandwerker. (Wergo 6588 2)

Im Zentrum der Werkauswahl des Duo Carillon mit dem Organisten Andreas Hoffmann und dem Schlagzeuger Armin Sommer steht die zwischen Mystizismus und Klangausbruch schwankende „Elegia“ von Theo Brandmüller. Ihm haben die beiden Interpreten, die seine Schüler waren, die CD gewidmet. Sie enthält außerdem Werke von Bertold Hummel, Dieter Mack, Bernfried Pröve, Violeta Dinescu und, als stiller Schluss, den Choral „Vor deinen Thron tret ich hiermit“ von Bach – das Werk, das Brandmüller in einem seiner letzten  Konzerte gespielt hat. Eine schöne Hommage an den vor einem Jahr verstorbenen Komponisten und Organisten. (Edition Zeitklang ez-53051)

Atemberaubend lange und intensive Töne zeichnen die beiden Flötenetüden von Isang Yun in der eindrucksvollen Interpretation durch Bernhard Kury aus, und mit ebensolcher Intensität und klanglicher Raffinesse spielen Hansheinz Schneeberger und Andreas Kersten das Duo „Gasa“ für Geige und Klavier. In einer zweiten, von Schneeberger ausgearbeiteten Version wird es durch Einbeziehung von Celesta, Cimbalom und Schlagzeug zum farblich facettenreichen Trio erweitert. Ein Quintett für Flöte und Streichquartett ergänzt diese Kammermusik-Auswahl, die vor allem in den kleiner besetzten Werken einmal mehr durch die Ausdruckskraft beeindruckt, die Yuns Musiksprache innewohnt. (Internationale Isang Yun Gesellschaft Berlin, IYG 009) 

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