Neuerscheinungen von: Whitesnake, Bad Religion, Danko Jones, Glen Hansard und Norah Jones.
40 Jahre Whitesnake! Das muss man erst mal überleben. Pünktlich zum Jubiläum erscheint nach acht Jahren Pause das Studioalbum „Flesh & Blood“. Es überzeugt mit herzensgut gemeintem Riffrock der Achtziger. Mit sägenden Gitarren, stampfenden Bässen und Drums. So und nicht anders soll es sein. Natürlich wirkt das Album an diversen Stellen – insbesondere den gesanglichen – etwas aufpoliert, überproduziert und glattgebügelt. David Coverdale müht sich hörbar, bleibt oft in tieferen Lagen und verzichtet auf die kreischende Shouter-Attitüde. Es sei ihm gegönnt. Zumal die Songs auch so funktionieren. Ein strammes Hardrock-Album, das Blueser und Poser zusammenbringt. Und das sehr wehmütig an Zeiten erinnert, in denen es kein Internet und keine digitale Option gab, Platten aufzunehmen und zu hören. Wie die Zeiten vergehen. Anspieltipps: Gonna Be Alright, Always & Forever, Trouble is your middle name. (Frontier Records)
Bad Religion und ihr siebzehntes Studioalbum. Nach 30 Jahren Bandgeschichte. Muss man ähnlich überleben wie Whitesnake. Selbstverständlich lassen es sich Bad Religion auch auf „Age of Unreason“ nicht nehmen, richtig auf die Glocke zu treten. Fies, laut, brüllend, gemein und doch versöhnlich. Das charakterisiert wieder einmal die Songs der Punk-Legenden. Wie im Rausch geht es durch das Album, das dankenswerter Weise keinen Anfang und kein Ende zu haben scheint. Dass hier musikalisch kein einziges Rad neu erfunden wird, steht außer Frage. Aber wer bitteschön braucht das auch? Vor allem von Bad Religion? Richtig. Niemand. Anspieltipps: alles. (Epitaph Records)
Danko Jones ist einfach ein Erlebnis. Warum diese gnadenlos gute Rockband bei vielen unter dem Radar schwirrt, bleibt ein Rätsel. Das aktuelle Album „A Rock Supreme“ erfüllt genau das Klischee, das man von einer ordentlichen Rockplatte erwartet. Verzerrte Gitarren am Limit, ein geradliniger Sänger der Sprechgesang und Gesang kann, dazu schnaufende Drums und Bässe. Das Ganze knallt dann mit 200 Sachen gegen die Wand. Großartig. Auch diesmal. Und trotz der vermeintlichen Klischees oder Erwartungen schaffen es Danko Jones immer wieder, wiedererkennbare Songs zu schreiben. Das macht dann wohl auch eine gute Band aus. Anspieltipp: I love Love (Afm Records)
Auch Glen Hansard fristet hier und da noch ein oft unerkanntes Dasein. Obwohl der irische Sänger und Songwriter bereits 2008 den Oscar für den besten Titel-Song (Falling Slowly aus dem Film „Once“) bekam, große Konzertsäle füllt und oft an der Seite sehr etablierter Künstler wie Eddie Vedder (Pearl Jam) zu sehen ist. Für „This Wild Willing“ hat er sich unzählige Musiker ins Studio geholt und sich deren Einfluss, aber auch Ideen hingegeben. Daran scheitern viele. Oder setzen sich zumindest einer unkontrollierbaren Gefahr aus. Für den ansonsten recht einsamen Songwriter Glen Hansard sicher ein kleines Abenteuer. Denn orchestrale und schräge Töne waren bisher nicht sein Hauptbroterwerb. Doch Glen Hansard meistert auch das mit Bravour. Denn er hat den Superkleber für all diese verschiedenen Einflüsse und Innovationen: Seine Stimme und seine Zerbrechlichkeit. Und irgendwoher kommen dann die kleinen Melodien, die sich wie ein schützendes Dach über die Songs legen. Toll. Anspieltipps: Don’t Settle, Mary, Weight of the World. (Anti / Indigo)
Norah Jones und „Begin Again“. Ein Wahnsinn. Wenn auch kein Neubeginn. Denn dass die neunfache Grammy-Gewinnerin Songs schreiben kann, immer noch schreiben kann, dürfte niemanden überraschen. Nach einer kleinen Pause, gefüllt von lediglich digitalen Veröffentlichungen, stellt Norah Jones ein Album mit sieben Songs vor. Dichte, intime, zurückgezogene Songs, die alles bieten, was man an Norah Jones so mag. Zärtlicher, aber kein zaudernder Gesang. Dynamische, aber keine leisen Piano-Töne. Melodien, die zuckersüß und gleichzeitig entwaffnend ehrlich sind. Spannungsbögen, die stets offenlassen, wohin die Reise, der Song, der Ausflug geht. Und wer nun über die sicher mäßige Zahl an sieben Songs meckern möchte, dem sei gesagt: Lieber 7 solche Songs als 13 aus der Schublade, um den Plattendeal zu erfüllen. Anspieltipps: Begin again, It was you, Wintertime. (Blue Note Records)