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Bodenständiges im Sommer

Untertitel
Neuveröffentlichung der Popindustrie, vorgestellt von Sven Ferchow
Publikationsdatum
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Platten von und mit: Little Steven and the Disciples of Soul, Royal Republic, Sting, Sammy Hagar, The Circle, D.A.D..

So einfach kann Rockmusik sein. Little Steven and the Disciples of Soul reden auf „Summer of Sorcery“ gar nicht erst um den heißen Brei herum. So muss es klingen, wenn Rock auf Blues und Soul trifft. Natürlich hört man bei Little Steven stets eine wohltuende Nähe zum Boss. Viel zu lange ist er schon mit Springsteen unterwegs, als dass da nichts hängen bliebe. Trotzdem, und gerade deswegen, schält sich „Summer of Sorcery“ aus einer eigenen Haut. Little Steven gibt den Vorturner, die anderen turnen nach, aber sicher nicht nach seiner Pfeife. Nur so kann dieses Album wirken und entfaltet sich einerseits als ein zeitloses Album, das auch in den Siebzigern hätte stattfinden können, anderseits als Vorzeigealbum, wie man es eben 2019 auch machen kann. Anspieltipps: Summer of Sorcery, Communion, Education. (Wicked Cool Records)

Royal Republic setzen auf tanzbare, im Radio spielbare Popmusik, der sicher nicht unberechtigt und teilweise dezente Indierock-Attitüden unterstellt werden dürfen. Zuweilen klappt das recht gut, die Songs wirken und bauen sich auf und irgendwo hängt ein roter Faden, den man sich erhören kann. Oft ist es aber auch einfach nur anstrengend, den zappeligen, hibbeligen und unruhigen Strukturen mancher Songs zu folgen. Als führte der Duracell-Hase Regie am Drum-Computer ... Durchwachsen darf man das sicher nennen, denn letztendlich steht mit „Club Majesty“ eine astrein gebügelte Platte im Regal, der jedoch Ecken, Kanten und Ungereimtheiten recht gut gestanden hätten. Anspieltipps: Boomerang, Undercover, Like A Lover. (Arising Empire)

Sting, der ehemalige The PoliceFrontmann, wagt sich mit einem weiteren „Best of“- oder „Greatest Hits“-Album aus der Deckung. Diesmal hat er getreu dem Albumtitel „My songs“ seine fünfzehn Lieblingssongs zusammengekramt und anschließend modernisiert, restauriert und saniert. Dabei sind Klassiker wie „So lonely“, „Every breath you take“, „Can’t stand losing you“, „Message in a bottle“, „Walking on the Moon“ uvm. Nun ja, um ganz ehrlich zu sein: So viel umstrukturiert hat Sting nicht. Im Großen und Ganzen hat er die Originalbänder um ein paar Gesangsspuren hier und ein paar Gitarren-Overdubs da aufgehübscht. Man muss schon genau hinhören, um Neues oder Aufregendes zu vernehmen. Wo genau der künstlerische Mehrwert dieser Veröffentlichung liegt, vermag allein der Künstler zu beantworten, denn die alten Versionen waren doch auch sehr nett. Anspieltipps: in diesem Fall alles. (A&M Records)

Sammy Hagar, der alte Haudegen (hier ist die abgenudelte Huldigung definitiv erlaubt), hat sich mit The Circle zusammengetan und „Space Between“ veröffentlicht. Danke. Danke. Danke. Rockmusik, Rock’n’Roll, Blues und unendlicher Spielspaß sind die einzigen Charakteristika, die man im Zusammenhang mit diesem Album verwenden darf. Echt blöd von Van Halen, Sammy Hagar damals wieder rausgeworfen zu haben. Egal. Auf „Space Between“ beweist Hagar erneut, was für ein begnadeter Rock’n’Roll-Songschreiber er ist. Klare Linien, kratzige Gitarren, spürbare Refrains und nebenbei eine Menge Spielwitz, der ab und an für ein gefühlvolles Solo unterbrochen wird. Singen kann er sowieso. Wer nun im Zuge des Sommers sein neues, rockiges „Ich“ wiederentdecken möchte, dem sei dieses Album als Soundtrack seiner „Rebirth“-Party wärmstens empfohlen. Anspieltipps: Full Circle Jam, No Worries, Trust Fund Baby. (F.W.O)

D.A.D. – die besten Dänen, die es jemals gab, sind mit einem neuen Album zurück. „A Prayer For The Loud“ ist der Nachfolger des vor sieben Jahren veröffentlichten „Dic.Nii.Lan.Daft.Erd.Ark“. Und: „A Prayer For The Loud“ ist ein Knaller, ein Hammer, ein Monstrum an Gitarrenrockriffalbum. Grandiose, abgefeimte Gitarrensounds, luftige AC/DC-Arrangements, knarzige Gesänge. Jederzeit und scheinbar ohne Pause geht „A Prayer For The Loud“ stets nach vorne, bremst selten. Ab und an lockern latente Bluesriffs die Härte des Trios auf, und obwohl D.A.D. eben wie D.A.D. klingen, merkt man doch, dass die Jungs eine ganze Menge gelernt haben. War das früher gern gehörte „Haudrauf-auf-die-Zwölf“-Mucke, sind das heute wirklich grandios arrangierte Rocksongs, denen es an Nichts fehlt. Die trotz ausgefeilter Produktion genug Rotz besitzen. Anspieltipps: A Prayer For The Loud, The Real Me, Time Is A Train. (AFM Records)

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