Robert Schumann: Violinkonzert; Klaviertrio op. 110. Isabelle Faust, Jean-Guihen Queyras, Alexander Melnikov; Freiburger Barockorchester, Pablo Heras-Casado. Harmonia Mundi HMC 902196 (CD plus DVD)
Robert Schumanns Violinkonzert – ein Stiefkind der Musikgeschichte – ist eines der interessantesten und verblüffendsten Werke seiner Gattung. Dies machen Isabelle Faust und das Freiburger Barockorchester unter Pablo Heras-Casado kenntlich: Der dramatische Biss, mit dem sich das Orchester in das von Punktierungen und Trillern in Erregung versetzte Hauptthema stürzt, ist elektrisierend. Ohne sich auf die Segnungen eines ohrenschmeichelnden Vibratos zu verlassen, begibt die Solistin sich in diese schroffe, zerklüftete Landschaft. In den kurzzeitigen Oasen der Ruhe bewahrt sie bei aller Innigkeit eine fragende Distanz. Der langsame Satz verwandelt sich in ein fast impressionistisches Klangfeld.
Der Überraschungseffekt, dass dieses Intermezzo nahtlos in eine auf den ersten Blick behäbige Polonaise statt in einen virtuosen Kehraus mündet, gelingt beispielhaft. Die vermeintliche Trägheit des ungewöhnlichen Satzcharakters schlägt in doppelbödigen, zum Teil historisierenden Witz um. Wie gut das auch live funktioniert, zeigt der auf DVD beigegebene Konzertmitschnitt, das Opus 110 macht Lust auf die weiteren Folgen dieser Schumann-Serie mit sämtlichen Konzerten und Klaviertrios.