Johann Sebastian Bach: Johannespassion. Werner Güra, Sunhae Im, Johannes Weisser u.a., RIAS Kammerchor, Akademie für Alte Musik Berlin, René Jacobs (2 SACDs, 1 DVD). Harmonia Mundi
Zwei Jahre nach seiner herausragenden Matthäuspassion (siehe nmz 3/2014) legt René Jacobs nun auch seine Sicht auf Bachs Johannespassion vor. Wieder hat er aufnahme- und besetzungstechnisch ein klares Konzept: Um auch für den Chor maximale Textverständlichkeit zu erzielen, ist dieser nicht hinter, sondern rechts von den Instrumenten platziert.
Die vier Ariensolisten verstärken dessen 16 Stimmen und treten (manchmal etwas zu opernhaft) daraus hervor. In den größeren Chören und Chorälen kommen aus dem Hintergrund weitere Choristen und Knabenstimmen hinzu. Daraus ergibt sich zeitweise eine gewisse klangliche Opulenz, die aber fein abgestuft immer im Dienst der Musik steht. Der dramatische Charakter ist präsent, wird von Jacobs aber nicht überspitzt. Werner Güra ist wieder ein ausgezeichneter Evangelist, die Solisten sind über weite Strecken ebenbürtig. Eingespielt ist konsequent die Fassung von 1724, die Nummern von 1725 sind als Appendix hinzugefügt. Der Bonus-Film auf DVD lässt erahnen, wie akribisch sich René Jacobs auf eine solche Aufnahme vorbereitet, um dann aber, ganz im Geiste Harnoncourts (siehe Seite 1), lebendig, heutig musizieren zu lassen.