Vincenzo Bellini: Norma +++ Claude Debussy: Première Suite d‘Orchestre, La Mer; Les Siècles, François-Xavier Roth
Vincenzo Bellini: Norma; Cecilia Bartoli, Sumi Jo, John Osborn, Michele Pertusi u.a., Orchestra La Scintilla, Giovanni Antonini, Decca (2 CDs) 478 3517
Diesmal also Anna Magnani und das italienische Kino des Neorealismus: Cecila Bartoli liebt es, sich auf den Covern ihrer Einspielungen in überraschenden Selbstinszenierungen zu präsentieren. In diesem Fall will sie damit offenbar den Blick auf den emotionalen Kern einer Opernfigur lenken, den sie durch die Aufführungsgeschichte verstellt sieht. Die Titelpartie von Vincenzo Bellinis „Norma“ – so ihr Ausgangspunkt für diese faszinierende Produktion – ist ursprünglich für einen Mezzosopran, die Rolle der Adalgisa dagegen für einen Sopran konzipiert gewesen. Entgegen der später üblichen, umgekehrten Besetzungsnorm singt Cecilia Bartoli also die Norma. Und sie tut das mit einer Intensität bei gleichzeitiger vokaler Kontrolle und Finesse, die einen das Werk neu hören lässt. Wenn dann noch die Adalgisa Sumi Jos im Duett hinzutritt, ist das Belcanto-Glück perfekt. Die Herren ziehen sich angesichts dieser Glanzleistung achtbar aus der Affaire: John Osborn als Pollione mit feinen Zwischentönen, Michele Pertusi als vergleichsweise hell gefärbter Oroveso. Das großartige Orchestra La Scintilla unter Giovanni Antonini lässt Bellinis unterschätzte Farbpalette auf historischen Instrumenten herrlich schimmern. Denkwürdig.
Claude Debussy: Première Suite d‘Orchestre, La Mer; Les Siècles, François-Xavier Roth
Musicales Actes Sud (harmonia mundi)
Kompetent gespielte historische Instrumente auch hier, allerdings in einem weniger naheliegenden Programm. Die Ersteinspielung der Suite zeigt uns einen auf dem Weg zur orchestralen Meisterschaft befindlichen Komponisten, die fabelhafte (live aufgenommene), hymnisch vorwärtsdrängende Version von „La Mer“ das Ziel dieses Weges. Excéllent!