Es ist das zweifellos schönste vorgezogene Weihnachtsgeschenk, dass die dänische Rockband D-A-D mit „Speed of Darkness“ ein neues Album veröffentlicht. +++ Die Grazer Band Granada steht seit ein paar Jahren als der schwiegermütterliche Gegenentwurf zur Wiener Krawall-Band Wanda. +++ Es scheint fast unglaublich, aber Soul Asylum veröffentlichen 2024 ihr 13. Studioalbum. +++ Den Platz als Helden des Indie-Rocks kann man Maxïmo Park nie mehr streitig machen. +++ Was können Die Fantastischen Vier eigentlich falsch machen? Nichts. Muss man neidlos anerkennen.
Dänen lügen nicht
Es ist das zweifellos schönste vorgezogene Weihnachtsgeschenk, dass die dänische Rockband D-A-D mit „Speed of Darkness“ ein neues Album veröffentlicht. Die Dänen, einst als „Disneyland after Dark“ bekannt und vom Weltkonzern Disney zu D-A-D verklagt, sind wohl das, was man im rocklastigen Mainstream als „letzte Mohikaner“ bezeichnen dürfte. Geradliniger Rock mit Gitarre, hängenbleibende Refrains und ohne Zweifel eine der besten Livebands der letzten 30 Jahre. „Speed of Darkness“ erscheint auf den ersten Blick nicht ganz so laut wie der Vorgänger „A prayer for the loud“, schafft es allerdings mit zahlreichen nordisch-romantischen Melodien Wohlbehagen zu erzeugen (Head over Heels, The Ghost, Crazy Wings). Aber keine Angst. Mit Songs wie „God prays to man“ und „Keep that mother down“ kracht es schon mitunter ordentlich. Must-have! (AFM Records)
Die Grazer Band Granada steht seit ein paar Jahren als der schwiegermütterliche Gegenentwurf zur Wiener Krawall-Band Wanda. Wo sich jene ins Koma rauchen oder saufen und persönliche Schicksalsschläge irgendwie zu verdauen versuchen, verlegen sich Granada auf seriöse Songs, die hier und da partytauglich sind, inhaltlich klar bleiben und bisher irgendwo zwischen Indie-Rock und gutem Pop rangierten. Vor allem mit dem Vorgängeralbum „Unter Umständen“ gelang das grandios und bleibend. Das aktuelle Album „1’30’’“ hat sich leider überwiegend für die Richtung bedingungsloser Pop (Feiawerk, Augenblick, Gefühl) entschieden und lässt die Indie-Rock Einflüsse aller Vorgängeralben vermissen. Die alten Moll-Momente, die beispielsweise auf „unter Umständen“ wunderbar funktionierten, sind hier zwar noch dezent vorhanden, insgesamt hinterlässt das Album allerdings einen zu fröhlichen Geschmack, der oft durch übertriebene Refraingesänge oder Instrumentierungen (Letzte Nacht) überzuckert wird. Oder man muss sich schlicht einhören. (Sony Music Austria)
Es scheint fast unglaublich, aber Soul Asylum veröffentlichen 2024 ihr 13. Studioalbum. Einst mit den Helden des Grunge in den 90ern aufgestiegen und mit ihrem Song „Runanway Train“ aus keiner 90er-Playlist wegzudenken, sind sie mittlerweile in den 2020ern angekommen. Gott sei Dank erweist sich „Slowly but Shirley“ nicht als der unverschämte wie vermeidbare Versuch, dem alten Hit nachzulaufen. Natürlich klingen Soul Asylum immer noch wie Soul Asylum. Gitarren sind das Kerngeschäft, jedoch in einem erträglichem Umfang. Der Refrain darf gerne glänzen, der Rest des Songs zelebriert die Vorbereitung auf selbigen. Hymnen kommen dabei nicht heraus, aber ein Album voller Erinnerungen an die 90er, ein seltsam komprimierter Produktionssound, der eher an ein Garagenstudio erinnert, aber dadurch außerordentlich lässig wirkt. „Slowly but Shirley“ ist nicht uncool. Aber letztendlich und in Gänze eher nur für Anfang-Fünfziger zu verstehen. (Blue Elan Records)
Den Platz als Helden des Indie-Rocks kann man Maxïmo Park nie mehr streitig machen. Mit ihrem achten Studioalbum „Stream Of Life“ wird das einmal mehr evident. Songs, die einerseits rein melodisch immer wirken und treffen, Songs, die andererseits stets einen musikalischen Anspruch, eher vielleicht eine wahrhaftige musikalische Botschaft haben. Im Beipackzettel spricht man vom nachdenklichsten Album der Band. Da kann man schnell anderer Meinung sein – denn überlegend, hinterfragend war das schon immer. Insbesondere textlich. Eventuell lässt sich auf „Stream Of Life“ eine gewisse Kongruenz aus Text und Musik entdecken, die so konsequent bisher nicht betrieben wurde: Es geht inhaltlich um den „Lebensstrom“. Und wer könnte den besser vertonen als Maxïmo Park? (Lower third)
Was können Die Fantastischen Vier eigentlich falsch machen? Nichts. Muss man neidlos anerkennen. „Long Player“, die neue Platte, nervt keine Sekunde. Jeder Song springt sofort an. Melodien, die zunächst keine Anstalten machen, in irgendeiner Harmonie zu enden, verwandeln sich in wunderschöne Hip Hop-Songs, in dezente Popnummern oder in Hymnen, die man live hören möchte. Ein Album voller Ausgewogenheit, aber nicht bräsiger Zufriedenheit. Voller Ideen, aber ohne Verzettelungen. Das ist dann wohl die große Kunst, so zu klingen. Hut ab. (Rekord Music)
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