Michael des Barres +++ Marina Diamandis +++ Danko Jones +++ Mike Andersen +++ Lia Pale +++ Rae Morris
Aus Blackpool in Großbritannien kommt Rae Morris, 21 Jahre jung. „Unguarded“ ist ein Album voll jenem Pop, der immerhin erkennen lässt, dass da eine Songwriterin am Werk ist. Vor allem die nahezu jedem Song beigefügte Dramatik und dezente Mollschattierung sorgen für eine angenehme Abwechslung und einen seriösen Abstand zur Popbeliebigkeit. Schön zu hören ist das bei „Under the Shadows, Closer und Cold“. Kein Album, um das man sich reißen muss, allerdings viele Songs, die im Radio extrem positiv auffallen werden. (Warner)
Die Österreicherin Lia Pale wird Kennern der breiten Jazzszene spätestens seit ihrem Album „gone too far“ ein Begriff sein. Die Lobeshymnen gilt es nun mit dem Nachfolger „my poet’s love“ zu bestätigen. Zumindest für die Kritiker. Diesmal sind es unter anderem je sieben Texte Heinrich Heines und Rainer Maria Rilkes, die Lia Pale zusammen mit Mathias Rüegg vertont. Nun, das klappt. Was auch zu erwarten war. Jazz ist ja mittlerweile eine Schublade, in die so ziemlich alles passt. Dazu gehört unweigerlich Lia Pales moderne, zeitgemäße und verdauliche Interpretation von oder des Jazz. Stets findet sie die richtigen Grenzen zwischen Dramatik, Lyrik, eigenem Ego (das sie sich verdient hat), Kammermusik und der Bewunderung ihrer lyrischen Vorbilder. Lia Pales Stimme muss das alles tragen. Und kann es mit Leichtigkeit. (Universal)
Coolness und Understatement. Nur so lässt sich „Home“ von Mike Andersen aus Dänemark umschreiben. Der Sänger und Songschreiber interessiert sich wenig für Konventionen und gibt seinen musikalischen Gefühlen Freigang. Am Ende triumphiert ein bluesiger, souliger Gesamteindruck, der zuweilen rockig sein kann, sich aber nie anbiedert. Songs wie „City of Sin“, „Nothing happened“ oder „Mr. Drifter“ zeigen darüber hinaus, dass Mike Andersen bereits seit Jahren auf allen Bühnen Europas unterwegs ist und seine Erfahrung, seine Erlebnisse und sein Leben in den Songs Revue passieren lässt. Wirklich schön. (Nordic Music Society)
Danko Jones. Großartig, der Kanadier. Wieder mal. Das neue Album „Fire Music“. Rockmusik, mit dezentem Hang zum Heavy Metal der späten Achtziger. Aber modern, auf den Punkt, fast kriegerisch. Immer schnell, ohne einen einzigen Kompromiss. Das ist der Autobahn-Soundtrack der 10er-Jahre. Einlegen, Gas geben und treiben lassen. Krasse Gitarren. Soli, die den Namen verdienen. Background-Chöre, die auf Ärger hindeuten und eine Rhythmus-Sektion, die endlich das macht, was man bitteschön verlangen kann: Lärm. Wer nach diesem Album noch einen Saunagang benötigt, kann sich eigentlich gleich verabschieden. (Bad Taste)
Marina Diamandis nennt sich als Electro-Popqueen gerne mal anders. „Electra Heart“ war wohl mal, nun ist es wieder Marina and the Diamonds. Mit „Froot“ geht es also in einen neuen musikalischen Lebensabschnitt, dessen Herzstück der kompatible, tanzbare und zuweilen austauschbare Elektro-Pop ist, den man abends an jeder hippen, italienischen Strandbar gerne mitnimmt. „Froot“ ist dabei nicht ganz so quälend entschleunigt wie die Werke einer gewissen Lana del Rey. Mit Songwriting hat das eben nichts zu tun und deshalb muss man diesen Reißbrettsongs des Elektro-Pops eine gewisse stilistische Eigenheit zusprechen, darf aber auch anfügen, dass Kreativität anders klingen könnte. Ein brauchbares, zweckmäßiges Album. (Warner)
Namedropping kann wichtig sein. Wer von den jüngeren Leserinnen und Lesern wird mit Michael des Barres etwas anfangen können? Oder seiner Band „Silverhead“? Anfang der 70er scheint Michael des Barres eine große Zeit gehabt zu haben. Mit und ohne Band. Denn geheiratet hat er immerhin Supergroupie Pamela Ann Miller. Des Barres Meriten reichen scheinbar noch bis heute, so dass sich Größen wie Nigel Harrison (ex-Silverhead, ex-Blondie) oder Clive Deamer (Portishead, Robert Plant) einfanden, um mit Michael des Barres das Album „The Key to the Universe“ einzuspielen. Und das ist letztendlich großes Kino. Trockene Rockmusik, geflutet von Riffs und Erinnerungen an die 70er. Kaum Effekte, keine musikalischen Egotrips. Einfach nur Songs, denen ein Riff und eine griffige Gesangslinie genügen. Das ist ab und an etwas rüpelhaft, aber gnadenlos gut. (F.O.D.)