Mit Musik von und mit und aus: Isidora Žebeljan, Oscar Strasnoy, Wolfgang Rihm, Joanne Metcalf, Richard Barrett, Ivan Moody, Salvatore Sciarrino, Hilliard Ensemble, Mauricio Kagel, Francesco Filidei, Michael Beil, Edition Musikfabrik, Singer Pur und Chaya Czernowin.
Die Musik des Banat hat nicht nur viele ungarische Komponisten seit Bartók inspiriert, sondern auch die serbische Komponistin Isidora Žebeljan, deren Familie von dort stammt. Dieser Einfluss, auch derjenige der serbischen Volksmusik, ist ihrer Musik deutlich anzumerken. Die starken energetischen Impulse, die variierten Wiederholungen kurzer Phrasen und Motive werden aufgefangen in einer klanglich geschärften Musiksprache, körperlich-konkrete Gestik verbindet sich mit einem ausgeprägten Sinn für formale Proportionen. Das älteste Stück, „Pep it up“ von 1989, entfaltet mit dem Einsatz der Singstimme und den harten Tuttischlägen magische Qualitäten. Das englische Brodsky-Quartett, die Sopranistin Aneta Ilić und weitere Instrumentalisten verleihen der vitalen Musik packende Konturen. (cpo)
Wie kann man die 14 „Sequenze“ von Berio kompositorisch kommentieren? Nochmals virtuos eins draufsetzen geht nicht, sagte sich Oscar Strasnoy, als er einen entsprechenden Auftrag erhielt, und schrieb für jedes Instrument eine Miniatur, zu der der jeweilige Interpret einige Worte aus „Aschenbrödel“ spricht. Aus der absurden Idee ist eine Sammlung fantastischer kleiner Stücke geworden – ein poetischer Mikrokosmos, in dem die französische Sprache mit der Musik eine reizvolle Verbindung eingeht. Einen feinen Humor verraten auch die fünf kammermusikalischen Charakterstücke „Naipes“ zum Thema Spielkarten, während der Komponist für die „Six Songs for the Unquiet Traveller“ (Ann-Beth Solvang und das Ensemble 2e2m) einen gewichtigeren Tonfall findet. (Le Chant du Monde)
Sakrale Musik heute zu komponieren ist immer ein Wagnis. Das herausragende Vokalensemble Singer Pur, verstärkt durch das Hilliard Ensemble sowie Andreas Hirtreiter und Guido Heidloff, bürgen mit A-cappella-Werken von vier Komponisten sowohl in der Auswahl als auch in der schlackenlosen Wiedergabe für hohe Qualität. Passionsmotetten von Wolfgang Rihm mit einer dissonanten Harmonik, die Wohlklang und Schmerz paradox mischt, stehen neben dem „Responsorio delle Tenebre“ von Salvatore Sciarrino, in dem seine charakteristische Deklamation durch gemeinsame Intonation eine beinahe unheimliche Intensität erhält. Bei Ivan Moodys meditativer „Lamentatio de Virgine“ werden Anklänge an ostkirchlichen Chorgesang hörbar. Joanne Metcalf ließ sich in „Il nome del bel fior“, dem 23. Gesang aus Dantes „Paradiso“ zu einer siebenteiligen Kantate mit weiträumigen, ausdrucksstarken Polyphonien anregen. (Oehms)
Geräuschprozesse haben bei Chaya Czernowin stets eine abgründige Dimension, zu ihrem Vokabular gehören menschlicher Atem, Spuren von stimmlicher Artikulation und nach außen drängende, gepresste Laute. In ihrer „Crescendo Trilogy“ überträgt sie diese Prozesse auf das große Orchester. Im ersten Stück, „The Quiet“ für Orchester in drei Gruppen, beginnen diese Prozesse im Nichts und entfalten sich zum unheimlichen Klangtableau. Mit gespenstisch-konkreten Akzenten der Holzperkussion im Geräuschnebel geht es in „Zohar Iver“ weiter, und im dritten Stück kurvt der Countertenor Kai Wessel mit glissandierenden Vokalisen über der brodelnden Orchestermaterie. Zwei konzertante Werke ergänzen diese Trilogie der schauerlichen Geräuschklänge. (Wergo)
„Sterben“ verkündet frivol das CD-Cover der zehnten CD in der Reihe „Edition Musikfabrik“. Letztlich geht es den Komponisten aber dann doch nicht ums Aufhören, auch wenn das erste Stück – es stammt von Francesco Filidei – „Finito ogni gesto“ heißt. Es zieht erst dünne Klangfäden durch den Klangraum und erlaubt sich dann sogar einige allerschönste diesseitige Obertonharmonien und heftige Ausbrüche, bevor es als Bogenform wieder an den Ausgangspunkt seines Parcours zurückkehrt. Mit schockhaft eintretenden Pausen und geschärften Klangfarben wartet sodann Michael Beil in „Black Jack“ auf. Im Hauptwerk auf der CD, „In der Matratzengruft“ von Mauricio Kagel, wird es allerdings dann ernst. Mit der typisch Kagel’schen Grellheit, grimassierend und auch erbarmungslos gegen sich selbst, werden die illusionslos harten Texte von Heinrich Heine der Musik beigegeben. (Wergo)
Auf einer Doppel-CD präsentiert der walisische Komponist Richard Barrett die Werke für Cello und Elektronik, die er in den letzten zwei Jahrzehnten geschrieben hat. Das Spektrum der Transformationen reicht von der klangfarblichen Unterstützung der Linie bis zur vollkommenen Zertrümmerung des Klangs und seiner Umwandlung in glassplitterähnliche Explosionen. Der kompositorische Einfallsreichtum ist beeindruckend, der Solist Arne Deforce holt das Äußerste aus den Stücken heraus, die Aufnahmetechnik ist brillant. (æon)