Mieczyslaw Weinberg: Sinfonien Nr. 1, g-Moll op. 10 & Nr. 7 C-Dur op. 81; Göteborger Symphoniker, Ltg.: Thord Svedlund; Chandos SACD CHSA 5078 (Vertrieb: Codaex)
Die systematische posthume Entdeckung Weinbergs als einen der bedeutendsten osteuropäischen Komponisten des 20. Jahrhunderts schreitet stetig voran: Sein sinfonischer Erstling, ein der Roten Armee zugeeignetes, ausgewachsenes 40-Minuten-Opus, entstand inmitten der Wirren des Zweiten Weltkrieges in Taschkent (Usbekistan). Seine in Polen zurückgebliebenen Angehörigen sollten den Holocaust nicht überleben; Weinberg selbst profitierte als Jude (Juden waren auch in der UdSSR nicht allzu wohlgelitten) vor allem anfangs von der Künstlerfreundschaft mit Schostakowitsch, dessen Schüler er übrigens nie war.
Dennoch sind die gegenseitigen Einflüsse kaum von der Hand zu weisen: Der dreizehn Jahre Jüngere, erst 1996 Verstorbene hat sogar einige Streichquartette und Sinfonien mehr auf dem Konto als Schostakowitsch, dessen Lieblingsgenres dies bekanntlich waren. Die Erste Sinfonie kommt ähnlich heiter und leichtgewichtig daher wie Schostakowitschs Jugendwerk mit der gleichen Opuszahl. Bei aller sinfonischen Arbeit in neoklassisch angehauchter Manier ist die Erste durchgehend luftig und durchsichtig instrumentiert – eine Tugend, die auch in Weinbergs späteren Sinfonien positiv zu Buche schlägt.
Seiner Liebe zu den Streichern huldigte der ausgebildete Pianist Weinberg explizit in der 1964 geschriebenen siebten Sinfonie für Cembalo und Streichorchester. (Solche Werke hatten seit der Gründung des Moskauer Kammerorchesters unter Rudolf Barschai, dem Widmungsträger des Werks, ohnehin Konjunktur.) Deren Beginn mit ein paar sparsam hingetupften Cembalo-Akkorden könnte fast als Scherz durchgehen, wenn die darauf folgende Musik keine derartige Gewichtigkeit für sich beanspruchen würde. Das Tasteninstrument schweigt übrigens in zweien der fünf Sätze, was einen konzertanten Charakter erst gar nicht aufkommen lässt.
Die Schweden spielen Weinberg mit einer stilistischen Selbstverständlichkeit und technischen Perfektion, als wäre er ein sattsam bekannter Landsmann von ihnen. Die fabelhaft deutliche Aufnahmetechnik erhebt die CD – übrigens Chandos’ vierte mit Weinberg-Sinfonien – endgültig zu einer Referenzaufnahme.