Was ist besser als eine Oboe? Drei Oboen! Das dachte sich offenbar der Fürstlich Thurn und Taxis’sche Hofmusikus Theodor von Schacht (1748–1823) und schrieb ein entsprechendes Konzert +++ Das Album Viennesse Transfigurations des Quartetts Maxim Briinsky (Violine), Stefan Neubauer (Klarinette), Bartosz Sikorski (Kontrabass) und Johannes Piirto (Klavier) beginnt mit einem veritablen Coup: Ausgehend von einer Konzerteinführung arrangierte Geiger Briinsky das komplette Violinkonzert Alban Bergs für diese Besetzung. +++ Paul Dessaus 1969 an der Staatsoper Berlin (DDR) uraufgeführte Oper Lanzelot sei „kein ödes Lehrstück, sondern ein witzig saftiges“, so lautet Bernd Feuchtners Fazit im entsprechenden Kapitel seines wunderbaren Buches
Was ist besser als eine Oboe? Drei Oboen! Das dachte sich offenbar der Fürstlich Thurn und Taxis’sche Hofmusikus Theodor von Schacht (1748–1823) und schrieb ein entsprechendes Konzert. Anlass war möglicherweise der Besuch des Virtuosen Friedrich Ramm, der das fest angestellte Oboen-Duo zu einem Solistentrio erweiterte und dem Schacht wohl eigens ein hohes f in den Part schrieb. Bis wir dieses hören, haben wir schon einen 13-minütigen Kopfsatz und eine auskomponierte Kadenz nebst ausgewachsener dreistimmiger Fuge hinter uns gebracht. Die mustergültige Einspielung dieses herrlichen Monstrums ist der Entdeckerfreude der Oboistin Xenia Löffler zu verdanken, die in der Hofbibliothek zu Regensburg darüber hinaus Konzerte von Franz Xaver Kerzelli (ca. 1730–1794) und Joan Pla (ca. 1720–1773) ausgegraben hat. Alfredo Bernardini und Michael Bosch sind kongeniale Solisten bei Schacht, die Batzdorfer Hofkapelle atmet in dieser auch klanglich exzellent gelungenen Oboen-Überdosis aus dem Neumarkter Reitstadel schön mit. (Accent)
Das Album Viennesse Transfigurations des Quartetts Maxim Briinsky (Violine), Stefan Neubauer (Klarinette), Bartosz Sikorski (Kontrabass) und Johannes Piirto (Klavier) beginnt mit einem veritablen Coup: Ausgehend von einer Konzerteinführung arrangierte Geiger Briinsky das komplette Violinkonzert Alban Bergs für diese Besetzung. Wie der beeindruckende Live-Mitschnitt eines während der Pandemie gestreamten Konzerts im Wiener Arnold Schönberg Center zeigt, ist ihm damit ein Meisterstück gelungen. Die Reduktion schlägt bei aller Transparenz in eine kammermusikalische Dichte und Intensität um, die man nicht für möglich halten würde. Das liegt natürlich nicht allein an der intelligenten, das Klavier keineswegs als permanenten Lückenfüller missbrauchenden Bearbeitung. Vielmehr liefert Maxim Briinsky, von seinen Partnern mustergültig unterstützt, eine gleichermaßen präzise wie ausdrucksstarke Realisierung des Soloparts ab. Stimmig ergänzt wird das Programm mit zwei Stücken aus Alexander Zemlinskys Bühnenmusik zu „Cymbeline“, den titelgebenden „transfigurations“ von Thomas Wally und dem Adagio aus Bergs Kammerkonzert. (Hänssler Classic)
Letzteres ist auch auf der fast gleichnamigen CD Transfigurations des Ensembles Het Collectief zu hören. Sie enthält außerdem Arnold Schönbergs „Verklärte Nacht“ in der Klaviertrio-Version Eduard Steuermanns und seine Kammersymphonie op. 9, von Anton Webern für die „Pierrot lunaire“-Besetzung bearbeitet. Hervorragend gespielt, ist das allein schon Stoff für ein gehaltvolles Album, das Ensemble hat aber überdies Tim Mulleman beauftragt, auch Alban Bergs Klaviersonate op. 1 entsprechend zu arrangieren. Die faszinierende Aufbruchstimmung dieses Geniestreichs schillert in kammermusikalischer Finesse. (Alpha Classics)
Paul Dessaus 1969 an der Staatsoper Berlin (DDR) uraufgeführte Oper Lanzelot sei „kein ödes Lehrstück, sondern ein witzig saftiges“, so lautet Bernd Feuchtners Fazit im entsprechenden Kapitel seines wunderbaren Buches „Die Oper des 20. Jahrhunderts in 100 Meisterwerken“. Illustriert wird das Werkporträt mit einem Foto aus jener gefeierten Weimarer Produktion von 2019, die das Werk endlich wieder aus der Versenkung geholt hat. Ideal wäre natürlich eine DVD der Inszenierung Peter Konwitschnys gewesen, aber auch der nun vorliegende Audiomitschnitt vermittelt einiges von der musiktheatralen Energie, die das ausgezeichnete Ensemble und die Weimarer Staatskapelle unter Dominik Beykirch zu entfesseln vermochten. Das doppelbödig systemkritische Libretto, das Heiner Müller nach Jewgeni Schwarz’ Märchenkomödie „Der Drache“ verfasste, kann man über den Umweg eines mitgelieferten Links verfolgen, die ausführliche Inhaltsangabe im mitgelieferten Booklet gibt aber schon einen guten Überblick zur hintersinnigen Handlung. Dessaus vor Einfällen und Zitaten übersprudelnde, immer punktgenaue Musik lohnt das genaue Hinhören. (audite)