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Die englische Viola

Untertitel
English Viola Sonatas - The English Viola
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English Viola Sonatas: Gordon Jacob, John Ireland, Malcolm Arnold, Frederick Delius, Lennox Berkeley: Sonaten für Bratsche und Klavier; Martin Outram, Viola; Julian Rolton, Klavier. – Naxos 8.572208 *** The English Viola: Arthur Bliss: Viola Sonata; Frederick Delius: Violin Sonata No. 3 (arr. Tertis); Frank Bridge: Pieces for Viola and Piano; Enikö Magyar, Viola; Tadashi Imai, Klavier. – Naxos 8.572407

Neben der gleich bleibenden Besetzung, dem Herkunftsland der Komponisten und dem Entstehungszeitraum (bis auf die zu spät gekommene Jacob-Sonate von 1978: die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts) gibt es noch eine vierte Gemeinsamkeit zwischen diesen beiden einander ergänzenden CDs: Die Stücke verdanken ihre Existenz überwiegend der anregenden Wirkung des großen englischen Bratschers Lionel Tertis, dem noch andere, hier nicht berücksichtigte Tonsetzer Werke, darunter auch großformatig konzertante, auf den Leib schneiderten. Darüber hinaus hat Tertis die Transkriptionen der Cellosonate von Ireland und der dritten Violinsonate von Delius vorgenommen. Aus der zeitlichen Distanz von sechzig bis über hundert Jahren darf die Frage erlaubt sein: Welche Werke haben sich gehalten – nicht im Repertoire, sondern als Musik, welche den Anlass ihrer Entstehung und den Tod ihrer Urheber überdauert? 

Aufhorchen lässt zunächst die Sonate, die Malcolm Arnold (1921-2006) 1947 schrieb, als er gerade seine erfolgreiche Karriere als Filmkomponist („Die Brücke am Kwai“) begann. Sie zeigt einerseits schroffere Einflüsse von Bartók, andererseits brechen sich unterhaltende Züge Bahn; langweilig wird es jedenfalls nie während der zwölf Minuten. 

Ob Martin Outrams eigene Übertragung von Delius‘ einsätziger, sehr aufs Wesentliche konzentrierter Cellosonate einen Gewinn fürs Bratschenrepertoire darstellt, wird die Zukunft erweisen. Auf dem Recital von Enikö Magyar findet sich mit der fast halbstündigen Sonate von Arthur Bliss das gewichtigste der hier vorgelegten Werke, und mit Bridges sieben Petitessen vom Beginn des vorigen Säkulums (nur zwei davon original für Bratsche geschrieben) erklingen zugleich die am leichtesten zugänglichen Stücke. Das Werk von Bliss kann auch als Portrait Tertis’ gehört werden – die beiden Mittelsätze repräsentieren seine herbstlich-elegische („Andante“) beziehungsweise seine draufgängerische Seite („Furiant“). Die junge Bratschistin darf hier als veritable Virtuosin ganz aus sich herausgehen; möge der aus der Sonate herausgelöste Furiant als Zugabestück noch ganz oft erklingen! 

Den jungen Bridge darf man zum Abschluss als Quasi-Salonkomponisten kennenlernen; dieses offene Bekenntnis zum Sentiment, das ganz ohne gelehrten Anspruch daherkommt, ist für Spieler wie Hörer eine reine Freude. Über die musikalische Kompetenz der Ausführenden kommen keine Zweifel auf: Martin Outram, der Bratscher des Maggini Quartets, das für Naxos inzwischen praktisch jedes relevante, je in Großbritannien komponierte Streichquartett aufgenommen hat, und der als Solist schon Werke von Bax und Rawsthorne vorgelegt hat, möchte ich hier als grundsolide einstufen; die aufstrebende ungarische Bratscherin Enikö Magyar kann spürbar mehr Begeisterung wecken – vielleicht hat sie aber auch bloß die attraktiveren Stücke erwischt.

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