Gut beginnt das neue Jahr. Da wären die Schotten (aus Glasgow freilich) von Aereogramme und ihr hünenhafter Titel „My heart has a wish that you would not go“. Ein Meisterwerk des verklausulierten Songwritertums. Dabei waren die früher zwischen Schreihals und Stubenhocker situiert. Soll heißen: Laut/Leise-Fanatiker. Diesmal ist alles ausgefeilter. Betonte Melodien. Zarte Pianos. Verwundete Gitarren. Romantische Passagen. Ein schöner Eintopf, zu dem man Klangfreunden solcher Bands wie Snow Patrol oder Arab Strap energisch raten muss (www.aereogramme.co.uk
Die Amerikanerin/Sängerin/Songwriterin Jess Klein zeigt mit „City Garden“, was die Staaten und ihre Songschreiber den europäischen Kollegen voraushaben, aber auch, was die nicht haben können: Denn in Jess Klein schlummert die unterdrückte amerikanische Angst und Melancholie des Lebens. Darin badet sie. Sich und ihre Songs. Ihre Ideen. Dabei wird sie nie depressiv oder hohl. Gescheit führt sie den Hörer durch Folk, Pop, Rock und Country. Aufgespielt wird mit Schlagzeug, klirrender Folkgitarre und Piano. Es sind durchwegs Songs von mittlerem Tempo. Selbst vermeintliche Balladen schieben nach vorne. Und obwohl ihre Stimme nicht exorbitant ist, hat sie das gewisse „Etwas“. Ein Album, das Gefahr läuft, ein Kritikeralbum zu werden. Warum nur? (www.jessklein.com
Zurück nach Deutschland. Mit Band „Miles“ stand Sänger Tobias Kuhn einst vor der Pforte zum Indiepop-Ruhm. Aber die Wege gingen nun mal auseinander. Band getrennt, Träume weg. Seitdem ist Tobias Kuhn solo unterwegs. Auch in den Staaten. Sammelt Lebenserfahrungen. Auch mit der Einmannband Monta. „The Brilliant Masses“ bewegt sich im Raum des Songwriters. Dezent rockig, oft unabhängig. Klare Melodien. Strukturen auch, die man erst später hört. Die den Songs Spannung verleihen. Man erwartet eigentlich gar nichts nach dem ersten Song. Aber das ist der Reiz dieser Platte. Es wird immer besser. Songgleiche Eingebungen, die oft in Richtung britisch schwenken, aber auch in die Gruppe solcher Songwriter wie Brendan Benson passen. Man kann das Album genießen. Oder darüber Nachdenken. Der Kauz unter den Hörern kann sich vielleicht die Zähne daran ausbeißen (www.monta.org
Termidor – Ein großer Sprung nach Spanien und Südamerika. Der teils politische Hintergrund: Der spanische Chansonnier Joan Manuel Serrat musste unter Franco ins mexikanische Exil und gilt seit vielen Jahren als erfolgreichster und beliebtester Latinkünstler. Hier bekommt er von den renommiertesten Kollegen der lateinamerikanischen Szene ein komplettes Album gewidmet. Unlängst wurde sein Song „Mediterraneo“ als das beste je in Spanien komponierte Lied gewählt. Da kann man doch mal stolz sein. Nun interpretieren Kollegen wie Ibrahim Ferrer oder Compay Segundo seine Klassiker neu. 21 Songs sind es insgesamt, die da neue Kleider bekommen. Latin, Kuba, Sonne, Zerbrechlichkeit und Wehmut. Alles auf einem Album (www.termidor.com). Das amerikanische Quartett Irving hat sich der humorvollen Popseite zugewandt. Nicht, dass sie nun die Barenaked Ladies covern. Aber, bierernst nehmen sie es nicht wirklich.
Pop bildet das Gerüst für die Songs. Außenrum spinnen sie ein wenig. Experimentieren. Legen Kanäle in die 60er offen und setzen auf Melodien in den Refrainregionen. Irving sind nicht so anbiedernd wie Franz Ferdinand, zwingend sind sie dann doch auch wieder nicht. Aber sympathisch (www.thebandirving.com
Diskographie
Aereogramme – My heart has a wish that …, Chemikal Underground Records, Februar 2007,
www.aereogramme.co.ukJess Klein – City Garden, Ryko, Februar 2007,
www.jessklein.comMonta – The Brilliant Masses, Klein Records, Februar 2007,
www.monta.orgV.A. – Cuba Le Canta A Serrat, Timba Records, Januar 2007,
www.termidor.comIrving – Death in the Garden Blood on the Flowers, Records & Me, Januar 2007, www.thebandirving.com