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Duo-Dimensionen

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Jazzneuheiten, vorgestellt von Hans-Dieter Grünefeld
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Unausweichlich fordert ein Duo menschliche Nähe und optimales Einverständnis, im Jazz sui generis vor allem wegen Improvisationen. Solche Formationen sind aktuell sehr variabel in der Extensität dieser Möglichkeiten präsent:

Zwar sind „Tango Tales“ nicht unbedingt ein typisches Jazzsujet. Aber Bandoneonist Raul Jaurena und Klarinettist Bernd Ruf haben in ihren modernen Versionen des Repertoires, gearde unter dem Einfluss von Astor Piazzolla, durch entsprechende Phrasierungen, lockere Strukturen und asymmetrische Stimmführung eine gewisse Affinität zu dieser Stilistik, sodass in einigen Sequenzen nicht heraushörbar ist, ob sie notiert oder spontan sind. (GPArts)

Mit ihren satirischen, oft sprachartistischen Songs bewegt sich die Sängerin und Multiinstrumentalistin Rachelle Garniez auf „Who‘s Counting“ in einem weit abgesteckten Spektrum, wenn sie am „Piano & Bass“ von Tim Luntzel mit galantem Swing begleitet wird. Musette, R&B, New Orleans fließen durch ihre, sonst vor allem vom Akkordeon gestützte, rauchige und rhapsodische Stimme wie ein Reflexionsstrom persönlicher Lebenserfahrung. (Jaro)

Vital und frisch ist die Brise, worauf der Gesang von Susanne Menzel wie eine „Mariposa“, wie ein Schmetterling schwebt, und „Fort, nur fort“ ist nicht nur ein Motto, sondern ein seltenes, in jazzfähiger Deutsch-Prosodie exzellentes Lied. Auftrieb gibt ihr Pianist Klaus Ignatzek mit muskulösen Vamps und Grooves, wobei er manchmal zu virtuosen Solo-Exkursionen abhebt. (HGBS)

Gar an „Canada“ orientiert sind Frederik Köster & Sebastian Sternal, die in kontrapunktischen Dialogen von Flügelhorn und Klavier das Terrain sinnigerweise im Cool Jazz Stil erforschen: introvertiert suchend, auch elegisch nachdenkend und staunend durch Multiphonics und Cluster. (Traumton)

Im Unterschied zu den Letztgenannten vergnügen sich Filippa Gojo & Sven Decker lieber „Daheim“ mit perfekt praktizierten Extempores. Deren Basis sind oft Unisono-Riffs im Neobop-Stil von Bassklarinette und femininer Scat-Stimme, die sich zu polyphonem Gewebe verwandeln. Melodica-Dronen, Kalimba-Arpeggien oder eine vokal-verfremdende Shrutibox erweitern die Timbres, sodass entlang der Jahreszeiten entlehnten Titel und dazugehörigen Empfindungen sich in einer abwechlungsreich irisierenden Klangpalette ausbreiten können. (Green Deer Music)

Noch enger vertraut, da privat verheiratet, ist das Paar-Duo Cæcilie Norby & Lars Danielsson, und sie widmen sich „Just The Two Of Us“ Repertoire aus eigenem und US-amerikanischem Songbook. Sich je als unabhängig respektierend, hat die Sängerin sehr sinnliche und vor allem lyrische Stimmqualitäten, die delikat-subtil von Bass-, Cello- und Gitarren-Pastellklängen kontrastiert werden. Auch Perkussion, Marimba und andere unprätentiöse Nebeninstrumente ergänzen diese intim-intensiven Zwiegespräche auf bestem ästhetischen Niveau. So öffnen Duos – mit und durch Jazz – Dimensionen, in die man sich gerne hineinziehen lässt, um aufmerksam zuzuhören. (Act)

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