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Ausgewählte Juni-Neuheiten der Popindustrie
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Ehrliche Reise durch die Venen eines Rockers

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Selah Sue – Selah Sue +++ Hanne Boel – The Shining of Things +++ The Impossible Gentlemen – The Impossible Gentlemen +++ Sixx:A.M.– This is gonna hurt +++ Stevie Nicks – In your dreams

Ganz abgebrüht überrascht Selah Sue aus Belgien mit ihrem Debüt-Album „Selah Sue“. Sie variiert zwischen souligem Pop und poppigem Soul, dem man – wie im Künstlerinfo erwähnt – einen sporadischen Ragga-Sound nicht abstreiten kann. Stimmlich ist Selah Sue derart überragend, dass bei manchen der zwölf Songs fast untergeht, wie großartig die Produzenten dieses geschniegelte und chice Album arrangiert und verzaubert haben. Mondän mag man das nennen. Oder ein luftiges Album zum verdienten Abend-Cocktail. Hörhinweis: Raggamuffin, Please, Explanations.

Hanne Boel, die dänische Songwriterin, und ihr Album „The Shining of Things“  zu beschreiben, könnte schwierig werden. Klar, irgendwie Songwriterin. Irgendwie Jazz. Irgendwie ruhig und aufgeregt entspannt. Aber das aktuelle Album geht einen Schritt weiter. Mit ihrem Duett-Partner Jacob Karlzon hat sie sich ein paar schöne Vorlagen genommen und zusammen mit einigen Musikern wunderbare Stücke interpretiert: Cohens „A Thousand Kisses Deep“ oder Willie Nelsons „Funny How Time Slips Away“. Am Ende steht dabei ein zeitloses Album intimer Momente und unaufdringlicher Nähe. Hörhinweis: alles.

Supergroups haben einen oft zweifelhaften Voraus-Ruf. Wenn sie dann noch aus dem Jazz kommen, gilt Alarmstufe „Rot“. The Impossible Gentlemen sind so eine angloamerikanische Supergroup, bestehend aus Steve Swallow, Gwilym Simcock, Mike Walker und Adam Nussbaum. Aber, der Ruf trügt. Das erste Album der vier, schlicht „The Impossible Gentlemen“ getauft, ist eine uneitle Explosion der jazzigen Fantasien, Launen, Fähigkeiten und Überraschungen. Es klopft und klappert, ruckt und rattert, pocht und poltert. Oft in bescheidener Einfachheit unterstellen sie sich dem Song, der Komposition und dem Vergnügen. Jazz kann grooven. Das beweisen The Impossible Gentlemen als Supergroup außerordentlich nonchalant. Hörhinweis: alles.

Nikki Sixx, Bassist und kreativer Kopf der seit Jahrzehnten von so ziemlich allem und immer wieder mal abhängigen US-Band Mötley Crüe, beehrt uns mit seinem Nebenprojekt Sixx:A.M. und dem musikalischen Soundtrack „This is gonna hurt“ zum zweiten Teil seiner in Buchform erschienen Biographie mit gleichnamigem Titel. Die Frage, „was man musikalisch vom Solo-Sixx zu erwarten hat“, erübrigt sich. Rockmusik der unfrisierten, dennoch aber gut disponierten Art, offenbart uns einen Blick in die Seele des Geschundenen. Wobei, geschunden hat er sich selbst. „This is gonna hurt“ ist eine ergötzliche und ehrliche Reise durch die Adern und Venen eines Rockers, der bisher nichts ausgelassen hat – und trotz mehrmaliger Entzüge, Flatlines und Komata immer noch ganz famose Songs schreiben kann. Respekt ist vielleicht das falsche Wort. Aber Staunen wird man ja noch dürfen. Hörhinweis: This is gonna hurt, Skin, Help is on the way

Stevie Nicks veröffentlicht nach zehn Jahren tatsächlich ein Album mit neuem Material. „In your dreams“ umfasst dreizehn Songs und wurde unter anderem von Dave Stewart (Eurythmics) produziert. Selbst der ehemalige Weggefährte Mick Fleetwood soll sich das ein oder andere Mal hinter die Trommeln geklemmt haben. Nun, wie kann man „In your dreams“ einschätzen? Die treuen Fans werden das Album ohne Frage mit „Trouble in Shangri-La“ vergleichen. Und feststellen, dass sich bei „In your dreams“ einiges verändert hat. Wir hören 2011 eine moderne Stevie Nicks, die diverse Nörgler gar nicht mehr als die eigentliche Stevie Nicks sehen und hören wollen. Mag sein. Trotzdem steht ihr der ebene Sound gut zu Gesicht. Zumal Rocknummern wie „Ghosts are gone“ einen gewissermaßen neuen, Robert Palmer ähnlichen Charme bei Stevie Nicks entfachen. Die Meinungen dürfen getrost auseinander gehen, solange über einen Punkt Klarheit herrscht: Es ist wohltuend, überhaupt neues Material von Stevie Nicks zu hören. Hörhinweis: Secret Love, Italian Summer.

Diskografie

Selah Sue – Selah Sue (Warner, 24.06.2011)
Hanne Boel – The Shining of Things (Stunt Records, 17.06.2011)
The Impossible Gentlemen – The Impossible Gentlemen (Basho Music, 03.06.2011)
Sixx:A.M.– This is gonna hurt (Eleven Music, 23.05.2011)
Stevie Nicks – In your dreams (Warner, 29.04.2011)

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