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Musik von Mieczyslaw Weinberg bei cpo.
Musik von Mieczyslaw Weinberg bei cpo.
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Eigenständig, markant, intensiv

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Kammermusik von Mieczyslaw Weinberg neu auf CD
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Die Wiederentdeckung der Musik Mieczyslaw Weinbergs schreitet weiter voran (siehe auch die Meldung auf Seite 9) und auf CD schließen sich durch neue Einspielungen nach und nach die Lücken. Vor allem das Kammermusikwerk birgt noch so manche Schätze, so etwa die erste Sonate für Violine und Klavier und die erste Violinsolosonate, die beide in der Interpretation von Yuri Kalnits und Michael Csányi-Wills im Rahmen einer bisher zweiteiligen, klangtechnisch nicht durchweg sauberen Gesamtedition vorliegen (Toccata Classics TOCC 0007 und 0026; die Sonaten 3 und 6 sind bei Toccata noch nicht erschienen).

Während Weinberg in der Violinsonate op. 12 von 1943 hörbar noch auf dem Weg zu formaler und harmonischer Eigenständigkeit ist, richtet sich die erste Solosonate op. 82 zwanzig Jahre später kompromisslos auf die Ausdruckskraft eines sich selbst überlassenen Virtuosen. Gegenüber diesem fast 25-minütigem Parforceritt wirken die ersten beiden der sieben kurzen Sätze der insgesamt originelleren zweiten Solosonate op. 95 beinahe entspannt. Auch hier steigert sich die Intensität aber, allerdings in Form einer kompakt-reduzierten, bisweilen auch tänzerischen Gestik. Yuri Kalnits ist den beachtlichen technischen Anforderungen jederzeit gewachsen, nur das Vibrato wirkt etwas eindimensional. Aus der zweiten Sonate lässt vor allem der fast überirdische Beginn des langsamen Satzes aufhorchen, der jedoch einen noch delikateren Zugriff erfordern würde. Einen dramaturgisch sehr gut aufgehenden Formplan legt Weinberg der vierten Sonate zugrunde, hinter dessen nominell zwei Sätzen sich eine mehrteilige Bogenform verbirgt. Der weit ausgesponnene langsame Eröffnungssatz wird am Ende wieder aufgenommen, dazwischen setzen ein bissiges Perpetuum mobile und eine eindringliche Kadenz markante Kontraste.

Übertroffen wird sie noch von der 1953 nach seiner elfwöchigen Inhaftierung komponierten fünften Sonate op. 53. Ihr ganz eigenes Melos – im ersten Satz in Form eines wunderbaren, modalen Volksliedtonfalls –, die rastlose Prägnanz und Unerbittlichkeit der beiden Mittelsätze sowie der weit ausschwingende, mehrteilige Finalsatz machen sie zu einem Höhepunkt innerhalb des Weinberg’schen Œuvres.

Gleiches gilt für das hochoriginelle Klaviertrio op. 24 (1945), das in einer packenden Interpretation mit Elisaveta Blumina, Kolja Blacher und Johannes Moser bei CPO erschienen ist (cpo 777 804-2). Die ausgezeichnete CD enthält außerdem die schöne, unter der gelassenen Oberfläche einige Innenspannung aufweisende Violinsonatine op. 46 (Pianistin Blumina hier im Duo mit dem äußerst sorgfältigen Erez Ofer) und die von Nabil Shehata eindrucksvoll bewältigte, suitenartige Solosonate für Kontrabass.

Eine weitere hörenswerte, wenn auch mit nicht einmal 45 Minuten etwas sparsam ausgefallene Weinberg-CD hat die kompetente Geigerin Ewelina Nowicka mit der klangtechnisch etwas nach hinten verlegten Milena Antoniewicz am Klavier vorgelegt (Recart 0006). Das Concertino op. 42 verliert in der Fassung mit Klavier statt Streichorchester allerdings einiges von seinem lichten Glanz, und auch die Rhapsodie über moldavische Themen op. 47 ist in der Kammermusikversion natürlich weniger effektvoll als mit Orchester. Die Sonatine gehen die beiden polnischen Musikerinnen, durchaus überzeugend, leichter und rascher an als Ofer und Blumina bei CPO.

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