Obwohl die Abwrackprämie ausläuft, hält die Phonobranche an ihren alten Pferden fest. Kunststück. Viele Neue sind ja auch nicht in Sicht, also müssen’s die Alten richten:
Eric Clapton & Steve Winwood geben sich Jahrzehnte nach Blind Faith erneut die Ehre und veröffentlichen einen Konzertmitschnitt aus dem Februar 2009. „Live from Madison Square Garden“ ist keine Wiedervereingung, aber ein eindrucksvolles Dokument, was talentierte Musiker so drauf haben. 21 Songs sind zu hören, darunter Cocaine, Little Wing oder Forever Man. Großes Kino (www.ericclapton.com und www.stevewinwood.com).
Ein weiterer Routinier lässt es sich nicht nehmen das gefühlte zwanzigste „Best of“-Album seiner Karriere anzubieten: Rod Stewart. „Some guys have all the luck“ enthält die unvermeidlichen Rod-Stewart-Evergreens, rechtfertigt den Kauf allerdings nur auf Grund einiger „unplugged“-Versionen und der beigelegten DVD, die vierzehn Videos der Stewart-Ära zusammenfasst. Für Mitgealterte eine Option (www.rodstewart.com).
Mit erstaunlichen Zeitmaschinen-Qualitäten scheint Beggar’s Bride ausgestattet zu sein. Auch wenn der erste Höreindruck verhalten ausfällt. Doch langsam entwickelt sich „Rockin’ the pumpkin“ zu einer eindrucksvollen Tour in die 60er und 70er. Distanzierte Rockmusik mit Gefühl, Seele und gut eingesetzter Unaufgeregtheit. Das muss man sich mal trauen, so ein – pardon – schnödes Album in den 2000ern zu veröffentlichen. Fazit: „Rockin’ the pumpkin“ macht süchtig. Deswegen: gut gemacht (www.myspace.com/beggarsbride)
Sehr berechtigt ist eine „Best Of“-Sammlung der Pretenders. Zumal die 22 Songs durch ein neues Album unterstützt werden, das sich „Break up the concrete“ nennt. Die alten Songs gehen freilich unbesehen durch. Die neuen Songs sind allerdings die wohl besten Pretenders-Songs seit vielen Jahren. Überragend: Das Schlagzeug. Dass man das mal über eine Popplatte sagen würde! Einfach selbst anhören. Ansonsten gibt es viel Chrissie Hynde, viel Blues, Folk und Akustikgitarren. Zusammen eben die Songwritergüte, die so oft nicht mehr auf der Straße verkauft wird. Riesenkompliment (www.thepretenders.com).
Mit einer flotten Besetzung warten Kings of Belgium auf. Ex-Deus- und Attica-Musiker präsentieren eine instrumentale wie experimentielle Musikshow. Laut gegen leise, viel gegen wenig. Sicher mag da versteckt ein wenig musikalische Genialität schlummern, aber ehrlich gesagt ist es anstrengend, sich dieses zusammen zu dröseln. Lichte Momente sind jedoch durchaus vorhanden (www.myspace.com/kingsofbelgium).
Ironisch, unaufgeregt und sarkastisch wartet The Soundtrack of our Lives auch dieses wieder Mal auf. „Communion“ ist eine Doppel-CD, die endlich wieder dazu taugt, Musik zu hören, zu genießen und aufzusaugen. Die schwedischen Psychedelic-Rocker erweisen sich als Freunde der echten Effekte und des anständigen Songwritings. Kommerziell ist anders, aber unanbiedernd kompatibel bleiben TSOUL nach wie vor. Bitte mal antesten! (www.tsool.net)
Woher One for the Team kam? Keine Ahnung. Die CD lag im Stapel. Das kommt vom schlampigen Beipackzettel ohne Daten und ohne deutsche Übersetzung. Doch Glück gehabt. „Build it up“ ist ein potentielles Album des Jahres. Das Trio schwelgt zwischen phänomenalem Zweigesang, schrulligen Gitarren und ein wenig Keyboardsounds der 80er. Die Songs knackig und kurz. Und einprägsam. Danke dafür, ihr Amis (www.myspace.com/onefortheteam).
Diskographie
Eric Clapton & Steve Winwood – Live from Madison Square Garden (22.05.09, Warner)
Rod Stewart – Some guys have all the luck (05.06.09, Warner)
Beggar’s Bride – Rockin’ the pumpkin (29.05.2009, A-Minor Records)
Pretenders – Best/Break up the con-crete (29.05.09, Warner)
Kings of Belgium – Unchained Melodies (05.06.09, Stilll/Off)
The Soundtrack of our Lives – Communion (24.04.09, Haldern Pop Recordings)
One for the Team – Build it up (Mai 2009, Afternoon Records)