Neues von: Zakk Wylde, Beatsteaks, Black Rebel Motorcycle Club, Glen Hansard und Noel Gallaghers High Flying Birds.
Was waren das für Nachrichten, Ende 2017. Noel und Liam Gallagher, die zerstrittenen Oasis-Brüder, kommunizierten per Textnachricht ohne dass die USA oder Nordkorea sich provoziert fühlten, den Atomknopf zu drücken. Herrlich. Nun, Comeback-Jubelarien scheinen verfrüht zu sein, doch hört man Noel Gallaghers High Flying Birds auf „Who built the moon?“, dann wäre ein Oasis-Album schon mehr als nötig. Alleine die ersten drei Songs „Fort Knox, Holy Mountain und Keep on Reaching“ sind dermaßene Kracher, dass es einem fast die Tränen in die Augen treibt, was die beiden Brüder gemeinsam veranstalten könnten. Nun gut. Erstmal sind es weiterhin Noel Gallagher‘s High Flying Birds, die ein grundsolides Rockalbum vorlegen, das spielerisch experimentelle Noten bereithält. Das klingt mal kommerziell, drängt hier und da ein paar Beatles-Gedanken in den Vordergrund, verliert aber nie Noels Wurzeln aus dem Blick: geile Rocksongs, die das Unterbodenblech auf der Autobahn vor harte Belastungsproben stellen. (Sour Mash)
Glen Hansard bleibt auch mit „Between two shores“ der einzige Singer/Songwriter, bei dem auch Männer beherzt zum Taschentuch greifen und Rotz und Wasser vergießen dürfen. Wieder sind es seine unfassbaren Songtiefen, die Hörerin wie Hörer in ein ziemlich emotionales Schlamassel stürzen. Auch wenn Hansard diesmal freudiger, positiver und lebensbekennender komponiert. Dieser Hansard schafft es als einer der Wenigen, stets neue Melodien über uns auszukippen, die man vorher so noch nicht gehört hat und die uns kontinuierlich daran erinnern, dass Musik etwas zu bedeuten vermag, wenn man sich damit auseinandersetzen möchte. Bitte kaufen Sie dieses Album. (Anti).
Musikalisch völlig gegensätzlich kommt uns aber Black Rebel Motorcycle Club mit „Wrong Creatures“ in die Quere. Wow, lässiger und unaufgesetzter geht es kaum. Wer völlig unaufgeregte, aber zur Revolution aufstachelnde Rocksongs sucht, landet beim Black Rebel Motorcycle Club einen Volltreffer. Lakonisch begleitet der Gesang die Gitarren, deren Tragweite von distanziert geschrammelt bis akzentuiert gedroschen reicht. Nebenbei gibt es zur Flucht anspornende Refrains, die aber unaufhörlich das Hirn bearbeiten, doch dazubleiben. Ja. „Wrong Creatures“ steht für ein Zeitbild der Gesellschaft. Am Abgrund, aber irgendwie doch nicht springen. Großartig. (Pias Coop/Abstract Dragon)
Zwar schon im September 2017 erschienen, doch absolut und der Vollständigkeit halber noch einmal erwähnenswert ist das Album „Yours“ der Beatsteaks. Sie selbst bezeichnen es als „vielseitig“ und Recht haben sie. Lustig, traurig, schnell, langsam, laut, leise, innig, distanziert, eng, breit. Das sind so ein paar Koordinaten, die jene 21 Songs kennzeichnen, die den Weg auf die Platte gefunden haben. Man mag gar nicht „typisch“ Beatsteaks sagen, denn nichts wäre unzutreffender. Dennoch kann das Album seine Herkunft nicht verleugnen, selbst wenn in „Attack and Decay“ ein stimmlich hoch gepitchter Refrain erstmal ein „Oha“ provoziert und ein Blick auf die CD-Hülle dann doch klarmacht, nicht die aktuellen BRAVO- Hits gekauft zu haben. Ob das nun alte Fans vergrault, was man ja bei so „vielseitigen“ Alben dann ja gerne vermutet oder neue Fans bringt, was irgendwie ja auch nie zutrifft, bleibt in diesem Fall wirklich egal. Einundzwanzig Mal fühlt man sich gut unterhalten. Das zählt. (Warner)
Zakk Wylde und seine Black Label Society preschen mit „Grimmest Hits“ durch die chinesische Mauer und denken keine Sekunde daran, irgendetwas am Geschwindigkeitsregler oder am „Fette Riffs treffen 70er-Jahre-Schlagzeug“-Gemisch zu ändern. Der Auftritt der Black Label Society gleicht eher einem Henker, der mit irrem Blick die letzte Sekunde in der Hand hält. Zakk Wyldes Gitarren sind schwer, aberwitzig und tiefschwarz gespielt. Das Schöne an diesem Album: Zakk Wylde hat sich nie verstellt. Auch beim zehnten Album bleibt er sich und seinem Ursprung treu. Anspieltipps: Room Of Nightmares, Illusions of Peace, The day that heaven had gone away. (Spinefarm) ¢