Neue Platten von: Porridge Radio, Boomtown Rats, Gotthard, Five Finger Death Punch und Ozzy Osbourne.
Ein seltener Moment im Musikbusiness. Man hört den ersten Song einer Platte, einer CD, eines Downloads. Und. Man ist ergriffen. Herz schlägt. Gelungen ist das Porridge Radio mit dem Album „Every Bad“. Das zweite Album der Band aus Brighton. Dahinter steckt Songwriterin Dana Margolin. Und Dana Margolin ist wütend, zornig, traurig, angepisst, hoffnungsvoll, charmant, ruppig und jederzeit ehrlich. Nur so kommt es am Ende zu einer explosiv-lakonischen Mischung aus Independent, Pop, Songwriting, Zerstörung, Elektronik, Orientierungslosigkeit, musikalischem Extremismus und auch Kunst. Porridge Radio hat ein Anliegen. Das darf sich der Hörer teilweise erarbeiten. Man ist nicht verdammt, Konsument zu sein. Sondern aktiver, mitarbeitender Verbraucher. Und das ist das Schöne an „Every Bad“. Nicht nur hören, auch erhören. Spooky und schön. (Secretly Canadian)
So. Wo steckt man nun das Comeback der Boomtown Rats mit „Citizens Of Boomtown“ hin? Die Bandbreite reichte von überflüssig bis unverzichtbar. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit ganz platt in der Mitte. Die Songs drehen sich um milden Rock, etwas Pop der unabhängigen Art und ziemlich braven Bluesrockpop. Natürlich versuchen sich die Boomtown Rats an Eingängigkeiten der Refrains, an Momenten, die wiedererkennbar bleiben, vielleicht an einem Single-Hit. Was bei „Here’s a postcard“ sogar recht ordentlich gelingt. Plätschern kann manchmal wirklich gut sein. Und erleichternd. Ob es das bei den Boomtown Rats dieses mal so ist? Insgesamt muss man eben den Stil und die Herangehensweise der Rats einfach mögen, um „Citizens Of Boomtown“ zu mögen. Und wohl zu verstehen. Irgendwie ein Werk, über das die Zeit und die Nachwelt entscheiden wird. (Warner)
Ganz anders dagegen die schweizer Hardockband Gotthard. Mit „#13“ geht es wie eigentlich immer in den knapp 30 Jahren der Bandkarriere nur geradeaus. Melodische Rockgitarren, kratziger Gesang und in jedem Song die „Sex, Drugs and Rock’n’Roll“-Attitüde. Das ist einzuordnen. Fünfzehn Songs, die trotz ihrer vorhersehbaren Riffs und „Ohohoho“-Backgroundgesänge für Spaß und Ablenkung sorgen. Nichts Anderes erwartet man von Gotthard. Vielen Dank für diesen Nichtversuch, hip zu sein, sich selbst neu zu entdecken, Einflüsse zu verarbeiten oder plötzlich mit Rap und Hip Hop zu experimentieren. Kleiner Bonus: das ABBA-Cover „SOS“. Nicht uninteressant, aber eventuell etwas zu viel Handbremse. (Warner)
Five Finger Death Punch sind wie immer und so auch auf dem aktuellen Album „F8“ der einzig legitime musikalische Stresstest. Was mit einem zähflüssigen Streichorchester im ersten Song beginnt, erweist sich ganz schnell als fiese Täuschung. Danach beginnt der Wahnsinn. Grunzen, Geschrei, Gedöns, Carbon-Gitarrenriffs mit Bassdrum-Hölle und auch Ratlosigkeit. Denn das kennen wir natürlich alles. Von Five Finger Death Punch oder anderen Kollegen wie Disturbed, Korn oder wie sie alle heißen. Ein Alleinstellungsmerkmal ist hier Fehlanzeige. Aber Erfolglosigkeit auch. Denn Five Finger Death Punch haben sich treue Fans erspielt. Denen gefällt das sicher. (Better Noise Music)
Mit satten 71 Jahren behauptet Ozzy Osbourne auf seinem neuen Album (nach zehn Jahren Soloalbumpause) nun ein „Ordinary Man“ zu sein. Bis auf wenige Songs des Albums trifft es allerdings leider zu. Schon sehr gewöhnlich, was da produziert und eingespielt wurde. Geholfen oder mitgewirkt haben dabei als feste Mitglieder der Studiotruppe Größen wie Red Hot Chili Peppers-Schlagzeuger Chad Smith und Duff McKagan von Guns N‘Roses am Bass. Einzelgastspiele an der Gitarre gab es von Slash (Guns N‘Roses) oder Tom Morello (Rage Against The Machine). Und selbst Elton John hat sich beim Titelsong „Ordinary Man“, einer klobigen, fetttriefenden Ballade, die wie ein billiger Abklatsch von November Rain (Guns N’Roses) klingt, pianotechnisch und gesanglich verewigt. Alles in allem klingt „Ordinary Man“ natürlich wie Ozzy Osbourne und die Überbleibsel der Black Sabbath-Zeiten. Nicht dass Ozzy Osbourne innovativ sein sollte. Aber ein bisschen nach „Lass mal sehen, welche Songreste noch im Tonstudio lagern“ klingt das schon. (Sony Music)