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CD-Cover: Stock11
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Geschlagen, gestreichelt, geloopt – Neuaufnahmen mit Neuer Musik

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Musik von Martijn Padding, Bernhard Lang, Martin Schüttler, Michael Maierhof, Maximilian Marcoll, Hannes Seidl, Pierluigi Billone, Max E. Keller, abgehört von Max Nyffeler

Die konventionelle Dreisätzigkeit seiner Solokonzerte für Mandoline, Harmonium und Geige ist für den holländischen Komponisten Martijn Padding bloß eine Hülse, in der er seine originellen Einfälle verpackt. Diskontinuierliche Rhythmik und bizarre Melodik sorgen für Lebendigkeit des Details und lösen die minimalistischen Muster in ein Kaleidoskop bunter Klangfiguren auf. Das klingt recht unterhaltsam. Die Ideen folgen sich im Dreisekundentakt, und dass bei so viel Dauerüberraschung der Hörer nicht einem Informations-Overkill erliegt, verhindert der locker-spielerische Tonfall des Asko|Schönberg-Ensemble. Netterweise bleibt auch der Lautstärkepegel popmusikmäßig uniform. (Et’Cetera KTC 1406)

In seiner „Monadologie“-Werkreihe hat sich Bernhard Lang von der zum Markenzeichen gewordenen Loop-Technik etwas befreit und erzeugt nun größere Formzusammenhänge. „Die Sterne des Hungers“ und „Monadologie VII“ sind zugleich ein lebendiger Beweis, dass computergestütztes Komponieren die künstlerische Subjektivität keineswegs hemmt; Langs großes Plus sind seine Jazz-Erfahrungen. Da kann er sich sogar historisierende Anleihen bei Machaut und Schönberg erlauben. Das Klangforum Wien unter Sylvain Cambreling verleiht den beiden Stücken scharfe Konturen. (Kairos 0013092)

Für die Freunde des Geräuschs ist diese CD ein Leckerbissen: Es wird gezischt, gequietscht, geschabt, geklopft und gerumpelt was das Zeug hält und die Elektronik hergibt, dazwischen gibt es lange Strecken mit diffusem Grundrauschen, Knacken oder bestenfalls gar nichts. Die Komponisten sind Martin Schüttler, Michael Maierhof, Maximilian Marcoll und Hannes Seidl, die sich zur Gruppe stock11.de zusammengeschlossen haben und ihre Störgeräusche ohne Kompromisse und Konzessionen unters Volk bringen wollen. Daniel Gloger (Stimme), Jessica Rona (Viola) und Sebastian Berweck (Klavier) geben ihr Bestes an Instrumenten und Geräten. (naivsuper nasu 015)

Ebenfalls auf Geräuschen beruhen auch die drei Kompositionen der Werkgruppe „mani“ von Pierluigi Billone, doch sind sie, wie der Titel sagt, ausschließlich von Hand oder mit Schlägeln gemacht. Die Geräuschklänge sind extrem biegsam und scheinen zu atmen – ein akustischer Fingerprint, in dem sich die körperlichen und geistigen Bewegungen des Interpreten materialisieren. Zu den Instrumenten, die oft mehr gestreichelt als geschlagen werden, gehören Autofedern, Glasgefäße, Marimba, Holztrommeln und ein um den Hals gehängter chinesischer Gong. Der Schlagzeuger Adam Weisman erzeugt damit eine schillernde, aufnahmetechnisch perfekt in den Raum projizierte Klangwelt. (ein klang records EKR 044, www.einklangrecords.com)

Der Schweizer Komponist und Pianist Max E. Keller, der öfters auch in Berlin auftaucht, hat zusammen mit fünf anderen Musikern einen Zyklus unter dem Titel „accent figure layer“ eingespielt, in dem komponierte und improvisierte Stücke sich abwechseln. Die Kompositionen, in denen der Einfluss seines Lehrers Nicolaus A. Huber nachwirkt, sind nüchtern und sachlich, was auch auf die Improvisationen abfärbt; diese kommen aber insgesamt flexibler daher und werden mit einigen schönen Jazz-Einlagen aufgelockert. Unter den Kompositionen ist das Geigensolo NONONONO mit seinen fein ausdifferenzierten und zugleich eigenwilligen Klanggesten ein echter Ohrenspitzer. (Dreamscape DEA 4765, www.dreamscape.ch)

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