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Große Bandbreite: Von Latin bis Rüpelrock

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Neuveröffentlichungen der Popbranche im märzlichen Fokus
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Die Bandbreite ist eklatant. Die Neuerscheinungen erstrecken sich von Süd­amerika bis Nordamerika, machen Halt auf den britischen Inseln, streifen Frankreich und lassen die Heimat im Herzen Europas mittig liegen. Zu Ostern also folgende globalisierte Tipps:

Johnny Hallydays Bilanz liest sich furchterregend: Über 100 Millionen verkaufte Alben, 18 Platin- und 39 Goldauszeichnungen, 100 Tourneen und ein Repertoire von annähernd 1.000 Songs. Und während seiner 50 Jahre Musikbusiness wurde er nie oberflächlich oder gab sich allzu langen Atempausen hin. Freilich ist das beim neuen, 80. Album (!) „Le Cœur d’un Homme“ nicht unwesentlich anders. Johnny Hallyday springt flockig und distinguiert zwischen Blues, Americana und einer eigenwilligen, unabhängigen Countryinterpretation hin und her. Kehrt stetig das „Herz eines Mannes“ heraus, der Lebenserfahrung auf dem Buckel hat und fabriziert so französisch vertonte Rockmusik, die Eingang in jedes Herz finden wird. Schlicht schön (www.hallyday.com.fr

Eine interessante Art von Popmusik bietet The Reason aus Kanada. Interessant, weil nichts eigen klingt, dennoch aber im Gesamteindruck mehr als positive Rockfurchen hinterlässt. „Things couldn’t be better“ besticht zunächst durch schwülstigen aber drückenden Rocksound. Die Gitarren schrill und indiskret, der Gesang auf die „12“, der Bass breitet sich erhaben aus. Dazu gibt es Melodien zwischen Nickelback, The Cure und den hier zu Lande völlig untergegangenen Three Days Grace. Wie sie es schaffen, trotz der zusammen getragenen Versatzstücke einen eigenen Stil zu kreieren, bleibt ihr Geheimnis. Anzuraten ist The Reason jenen, die Billy Talent als zu einfallslos betrachten (www.thereason.ca

Ein legendärer Ruf eilt der kubanischen Band Anacaona voraus. Die 1932 in Kuba gegründete „Mädchen“ Band wurde zunächst als skandalös betrachtet. Man erweiterte die 7er-Truppe zum 11er-Jazzorchester und kam sogar bis an den Broadway. Als Geschichtslektüre ist das Album „The Buena Vista Sister’s Club“ zu verstehen. Die CD präsentiert Aufnahmen der Band aus den Jahren 1937 bis 1958. Die Titel zeichnen das Schaffen der Gruppe eindrucksvoll nach und begeistern mit Interpretationen zwischen Son, Guaracha, Foxtrott, Jazz, Mambo und Boleros. Zur CD ist eine DVD erschienen, die sich ebenso mit der Geschichte von Anacaona beschäftigt (www.buenavistasistersclub.de

Es gibt Neues von Stephen Jones alias Babybird und seit seinem Durchbruch 1996 mit der Single Hit „You’re Gorgeous“ als talentierter Songwriter gehandelt. „Between My Ears There’s Nothing But Music“ ist wieder ein Musikalbum, nachdem er die letzten Jahre im Musikbegleitfilmsegment zu schaffen hatte. Das aktuelle Album ist sicher kein Pop mehr, wie das „Gorgeous“ einst war. Babybird sucht die sperrige Strophe, den kantigen Refrain und findet allerlei unhandliche Instrumentalbegleitungen, die zwar bisweilen eine Akustikgitarre sein können, oft aber undurchschaubare Elektronik-Utensilien bleiben. Es dauert lange, bis man ihn und seine Songs versteht. Dem einen oder anderen könnte es zu lange dauern. Aber dass er kauzig ist und ein Händchen für zuckersüße Melodien hat, beweist Babybird blendend. Für anspruchsvolle Poplyriker (www.babybird.co.uk

Chris Walla ist Gründungsmitglied der mythischen „Death Cab for Cutie“, eine dieser typischen Songwriterbands der frühen 2000er-Jahre: Empathisch, geheimnisvoll und unendlich tragisch. So ähnlich läuft es mit Wallas erstem Soloalbum „Field Manual“. Wenngleich er vergleichsweise oft eine ordentliche Rockgitarre schwingt, eine Popakustikklampfe zelebriert und hauptsächlich der Melodien verschrieben scheint. Ein komplett gut gelungenes, melancholisches, aber auch zünftiges Album im Bereich „Indierock, Alternative Pop und Songwriterstatus“. Im Auto klingt „Field Manual“ übrigens geradezu unglaublich (www.myspace.com/chriswalla

Diskographie:
Johnny Hallyday – Le Cœur d’un Homme (28.3.2008, Warner)
The Reason – Things couldn’t be better (28.3.2008, Smallman Records)
Anacaona – The Buena Vista Sister’s Club (22.2.2008, pa’ti pa’mi)
Babybird – Between My Ears There’s Nothing But Music (Februar 2008, popup-records)
Chris Walla – Field Manual (22.2.2008, Barsuk Records)

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