Die Zurückgekommenen: Metallica, Sting, Bon Jovi, Simple Minds, Robbie Williams, In Flames und Bruno Mars.
Metallica melden sich unter den Lebenden zurück. Nach acht Jahren das erste neue Album der Band. Und die etwas wirre Kollaboration mit Lou Reed wollen wir da mal gnädig unter den Tisch fallen lassen. „Hardwired …To Self-Destruct“ ist nun ein richtig wohliges Comeback-Album. Irgendwie Rock, irgendwo Metallica. Die Dinosaurier unter den Metallica-Fans kollabieren nun freilich wieder. Die Band kommerzialisiere sich immer öfter und so weiter und so fort. Kann man hier vernachlässigen. „Hardwired…To Self-Destruct“ ist ein Album zu den Wurzeln der Band. Die liegen im Rock. Der wird mit einer gesunden Schnelligkeit und oft auch gnadenlosen Härte zelebriert. Rein kommerziell gibt es da nichts zu meckern (Vertigo).
Was ist denn bitte mit Sting los? Ist „57TH & 9TH“ etwa ein stinknormales Pop/Rock-Album geworden? Ohne künstlerischen Anspruch? Ohne vorheriges Studium der Zwölftonmusik? Ja, sieht wohl so aus. Und Gott sei Dank hat ihn irgendjemand wieder auf den richtigen Weg gebracht. Dreizehn astreine Popnummern, zuweilen mit Mitgröl-Charakter und Police-Charme („I can’t stop thinking about you“) wirken nach all den „komischen“ Sting-Alben wieder sehr beruhigend. Und mal ehrlich: Dass Sting ein Grandioser ist, merkt man tatsächlich nur auf diesen Pop-Alben. Denn hier kommt raus, was Pop haben muss: Unterhaltung, Anspruch und Wiedererkennungswert. Es gibt also auch einen Pop-Gott (A&M Records).
Bon Jovi können halt auch nicht loslassen. „This house is not for sale“ ist ein weiteres, sich selbst und die Band aus besseren Zeiten zitierendes Album, das einfach etwas drüber ist. Und dass Richie Sambora seit ein paar Jahren einfach nicht mehr auftaucht oder dabei ist, macht die Angelegenheit nicht wirklich besser. Zu viele „Uuuhs und Aaahs und Wooows“ vermiesen einem die Erinnerung an die guten, alten „New Jersey“-Zeiten. Als alle noch jung waren und „Livin’ on a prayer“ eine Oktave höher schmetterten (Universal Music).
Die Simple Minds sind ja auch so eine „Wir können immer noch, aber nicht mehr so wie früher“-Band. „Acoustic“ nennt sich das aktuelle Album. Die letzte Ausfahrt vor der kompletten Bedeutungslosigkeit. Schnell mal die ollen Kamellen auf der Akustischen geschrammelt und fertig ist die Selbsterhöhung. Okay. Funktioniert bei den Simple Minds relativ problemlos und macht auch irgendwie Spaß, das zu hören, aber essentiell sind andere Dinge auf dieser Welt (Caroline Records).
Robbie Williams ist auch zurück. Irgendwie. Mit „The Heavy Entertainment Show“. Eine ziemlich schwülstige Pop-Platte, ertränkt in Streichern und Pianos („Party like a Russian“, „David’s Song“), platten Rockversuchen („Mixed Signals“, „Motherfucker“) und Take That-Reminiszenzen („Love my life“, „When you know“). Tja, ideenlos, aber wenigstens verkappt der gute Robbie seine Suche nach den besseren, alten Zeiten nicht ganz so schamlos wie manch andere Sucher. Deswegen fallen die Song auch kaum auf im Radio. Aber dass sie von Robbie Williams sind, wird dann doch relativ schnell klar. Segen oder Fluch („Sony Music“).
In Flames sind eine dieser Hybridbands, die im Metal gesäugt wurden und nun zwischen Nu-Metal oder Melodic-Deathmetal schwimmen und vorsichtshalber jedes Genre in jedem Song bedienen. Melodie trifft Grölerei. Zarte Gitarren treffen morbide Akkorde. In Flames beherrschen das. Ohne Zweifel. Das sitzt jeder Ton, da passt jede Note. Dramaturgisch auch perfekt gelöst. Muss wohl so sein. Wo hierbei allerdings Inspirierendes, Spontanes oder Mitreißendes sein soll, bleibt weitestgehend unbeantwortet. Braves Album (Nuclear Blast).
Bruno Mars hat doch tatsächlich 100 Millionen Alben verkauft. Zu Recht. Hört man sein aktuelles Werk „24K Magic“, wird klar, warum den 100 Millionen noch einige folgen werden. Bruno Mars war sicher ein guter Michael-Jackson-Zuhörer. Wie man perfekte Popsongs arrangiert, hat er jedenfalls beim King abgeschaut. Die neun Songs des neuen Albums sind jedenfalls absolute Oberklasse. Natürlich durchproduziert und hingebürstet. Aber Bruno Mars schafft es, einen lockeren, fast naiven Eindruck zu hinterlassen. Als wären er und der Song gerade vom Himmel gefallen. Coole Sache, wenn man auf diesen Pop steht (Warner).