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Hosen, Trompeten und Monster

Untertitel
Veröffentlichung der Popindustrie im Juni und Juli
Publikationsdatum
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ie Toten Hosen – Ballast der Republik +++ Stefan Dettl – Summer of Love +++ Rumer – Boys don’t cry +++ Linkin Park – Living Things +++ Albare und iDT – Long way +++ Of Monsters And Men – My Head Is An Animal (Universal, 27.04.2012)

Unverwüstlich nennt man das, wenn die alte Garde der Rockbands ein neues Album präsentiert. Die Toten Hosen machen dies zum gefühlt hundertsten mal mit „Ballast der Republik“. Ein Schelm, wer Neues erwartet. Dafür gibt es das gute Alte. Rock zwischen Punk und Bierzelt. Dazu Schweiß, Tränen und Blut. Eben alles, was den Hosen-Fan vergnügt und nach all den Jahren immer noch nicht weh tut. Hörhinweis: Schon alles!

Saucool ist „Summer of Love“, das neue Album von Stefan Dettl. Warum? Weil es kracht. Laut ist. Kompromisslos. Dettl rockt wirklich. Kein aufgesetztes Getue. Kein Verbiegen, um irgendjemandem gerecht zu werden. Zwischen ungeschliffenen Gitarren und knarzenden Trompeten und anderen Blasinstrumenten findet sich ein Hauch 70er-Jahre, der aber ganz unterschwellig wirkt. Nie die Hauptrolle übernimmt. Und so entwickeln sich Songs, die auf eine ganz eigene Weise kompatibel für alle sind, dennoch so viel Eigenständigkeit aufweisen, dass kommerziell fast schon eine Beleidigung ist. Und der Oberhammer: Ihm scheint das auch noch Spaß zu machen. So schmeckt der Sommer. Hörhinweis: alles!

Die 31-jährige Britin Rumer hat sich mal was ausgedacht. Auf „Boys don’t cry“ entstaubt und veredelt sie Soul angehauchte Songs der 70er, die damals wie heute weniger bekannt sind. Hilfreich: ihre Stimme. Sehr edel, sehr moderat. Nervt eben nicht. Keine Kapriolen. Völlig dem Timbre des alten Songs untergeordnet, aber auf eine ganz schicke Art und Weise neu gestrichen. Die Instrumentierung wurde effektiv, fast ökonomisch gehalten. Bedeutet: Song und Sängerin können beide glänzen. Keiner jagt den anderen. Gleichberechtigung also. Ob der Sommer ein glücklicher Veröffentlichungstermin ist, kann man bezweifeln. Es klingt eben oft nach melancholischem Herbst. Aber der kann ja auch sommerlich sein. Hörhinweis: Soulsville, Just for a moment, Be nice to me.

Linkin Park sollten ja mal die Rockmusik retten. Mit ihrem Dunst-Gebräu aus Gitarren, elegischen Refrains und modernem DJ-Ambiente. Gerettet hat den Rock zwar bisher keiner, doch Linkin Park halten sich recht wacker. „Living Things“ nennt sich das neue Album. Und ist keine Revolution. Ein eher schlichtes Werk der Band, das Berechtigung hat. Sicher. Das aber so auch schon vor fünf Jahren erscheinen hätte können. Nein, man muss sich nicht weiter entwickeln. Tun sie auch nicht. Aber so ein klein wenig mehr Esprit hätte man sich gewünscht. So ein Knistern. Das bleibt aus. Leben lässt es sich trotzdem ganz gut mit der Platte. Hörhinweis: Burn it down, Powerless.

Was für ein Jazz-Album, das Albare (alias Albert Dadon) und iDT da präsentieren. „Long way“ hat alles, was man vom Jazz verlangen kann. Dichte, Offenheit, klare Instrumente, runde Arrangements, Lockerheit und Ernsthaftigkeit, Engagement und harmonierende Musiker, die sich blendend verstehen. Eine Platte, die man gerne live hören möchte. Am Ende eines heißen Sommertages. Vor einer intimen Bühne stehend oder sitzend. Mit untergehender Sonne im Hintergrund und einer kühlenden Brise im Nacken. Großartig gelungen. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Hörhinweis: alles.

Die isländische Band Of Monsters And Men überrascht mit einem gewitzten Folk-Pop-Album namens „My Head Is An Animal“. Da kann man nun die Nase rümpfen, weil Folk-Pop ja immer irgendwie „out“ ist. Hier jedoch darf man den Zeigefinger heben. Nichts ist gekünstelt. Dass die Band ihre Musik lebt und liebt wird mit jedem der zwölf Songs klar.

Die sind schon immer haarscharf an der Traurigkeit gebaut. Stürzen aber nie ins Verderben. Oder Zweifeln. Dazu passen dann wieder Songs, die Lebensfreude nicht nur suggerieren, sondern anzeigen und rechtfertigen. Oft wird es dramatisch (From Finner), doch auch das ist vertretbar. Ein Überraschungsalbum? Eventuell. Hörhinweis: From Finner, Sloom.

Diskografie

  • Die Toten Hosen – Ballast der Republik (JKP; 04.05.2012)
  • Stefan Dettl – Summer of Love (Sony, 29.06.2012)
  • Rumer – Boys don’t cry (Warner 15.06.2012)
  • Linkin Park – Living Things (Warner, 22.06.2012)
  • Albare und iDT – Long way (enja records, 03.08.2012)
  • Of Monsters And Men – My Head Is An Animal (Universal, 27.04.2012)

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