Wellenbewegung statt Motorik. Provisorisches fließt in den Raum, verebbt, und Neues beginnt. „Noumenon“ (1974/76) als Ouvertüre: Das ist Dunkelheit und Suche nach einem neuen Anfang. Häufiges Innehalten und Stocken, doch kein Zerbrechen, eher ein sanftes Entgleiten des Gedankens, der alsbald neu exponiert wird – kleine Sekund und kleine None geben ihm Schärfe und Richtung. Die Musik von Gabriela Moyseowicz ist getrieben von der Frage, wie man mit dem Klavier philosophiert. Kurze, fassliche Motive wendet sie um und um. Ihr Anschlag spiegelt eine sphärische Weite des Empfindens, von der leisen Berührung bis zum Schmerz, der sich ins Ohr krallt. Im Zyklus „Norwidiana“ (1995), einer Huldigung an den Dichter Cyprian Norwid, blühen kristalline Miniaturen auf, schlank von Gestalt, konzentriert in der Bewegung. Hier eine dissonant stolpernde Etüde (Allegro), da ein Schreiten im lichten Raum (Largo maestoso), dann ein weißes Feuer präziser Arpeggien (Allegro appassionato) – eine nachspielenswerte Schule expressiver Geläufigkeit. Die Rhapsodien 1&3 (1983/89) verketten Episoden funkelnder Schwermut, ohne Schlüsse, nur mit Doppelstrichen, auf denen eine gespannte Frage innehält.
Hauptrubrik
Impulsive Melancholie
Untertitel
Gabriela Moyseowicz: Klavierwerke. Gespielt von ihr selbst.<br /> Aulos AUL 66149<br /> Noten: Ries & Erler; www.gabriela-moyseowicz.de
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