Es gibt wohl keine schönere Art und Weise, als den Sommer mit Bosse und seiner EP „Alles ist jetzt – Live“ zu verabschieden. +++ Als Metallica 1999 das Album „S&M“ veröffentlichten (Metallica meets Classic), war man zwiegespalten. Muss das sein … +++ Darf man Marilyn Manson 2020 noch gut finden? Oder hören? +++ Elf Jahre Pause stecken in den Knochen der Doves! Das Comeback „The Universal Want“ wirft Fragen auf +++ Was für ein wunderbares Album hat Suzanne Vega denn da bitte als Live-Album eingespielt und veröffentlicht? +++ Kreative Idee der schottischen Band Snow Patrol. Statt wegen Corona traurig rumzusitzen, schrieben sie jeden Samstag zusammen Songs.
Es gibt wohl keine schönere Art und Weise, als den Sommer mit Bosse und seiner EP „Alles ist jetzt – Live“ zu verabschieden. Sechs Songs leider nur, die den Herbst willkommen heißen und das richtige Timbre der Zeit haben. Durchaus demütig, nie zu euphorisch und live einfach grandios gespielt. Schade, dass es nur eine EP wurde. (Vertigo)
Als Metallica 1999 das Album „S&M“ veröffentlichten (Metallica meets Classic), war man zwiegespalten. Muss das sein, Trash Metal mit den Klängen des Orchesters der San Francisco Symphony zu verbinden? Nun, das Album wurde ein Verkaufsschlager. Wenngleich man durchaus die Nase rümpfen durfte, was die Spießer und die Langhaarigen da fabrizierten. 20 Jahre später kommt nun irgendwie unüberraschend das Album „S&M2“. Mit mehr oder weniger den gleichen Protagonisten, teilweise sogar den gleichen Songs. Tja, manchmal dauert es 20 Jahre um zu erkennen, dass bereits „S&M“, also der erste Teil, ein ziemlich pomadiges, sprödes und uninspiriertes Werk war. Was wiederum nur beim Hören von „S&M2“ offenbar wird. Hier wird eine Formalie abgehakt: Metal Band trifft Classic. Und die erfolgreichste Metalband braucht dieses Siegel eben auch. Ein müßiges Album, wirklich! (Universal Music)
Darf man Marilyn Manson 2020 noch gut finden? Oder hören? Der Albumtitel „We are chaos“ verspricht ja schon irgendwie einen kleinen Trip ins Unorthodoxe. Die Verheißung wird jedoch wie jede andere auch nur zu Teilen erfüllt. Marilyn Manson ist Marilyn Manson ist Marilyn Manson. Da bleibt dann wenig Platz für „surprise surprise“. Wobei Songs wie „Don’t chase the dead“, „Infinite Darkness“ oder „We are chaos“ schon einen morbiden, sarglastigen Charme versprühen. Zumindest bis der Refrain ziemlich viel des zunächst coolen Songs dahinrafft. Was fehlt? Überraschung, Spannung und Linie. Trotzdem kein völliger Fehlgriff. (Caroline)
Elf Jahre Pause stecken in den Knochen der Doves! Das Comeback „The Universal Want“ wirft nun die Frage auf: Klingt Manchester 2020 noch wie 2009, als die Doves zumindest mit Alben wie „Some Cities“ (2005) und „Kingdom Of Rust“ (2009) den Brit Pop in ein anderes, modernes, vorwärts strahlendes Licht stellten? Das Licht brennt zumindest noch. „The Universal Want“ ist kein Gefälligkeitsalbum, nach dem Motto „Altes aufwärmen, Geld absahnen“. Denn viele Songs sind von einer fast beschaulichen, teils kaum aufbrechenden Sperrigkeit und Verquertheit (I will not hide, Cycle of Hurt), viele Song zeigen sich nur in einer angetäuschten Anschmiegsamkeit (Prisoners). Und das darf man hemmungslos gut und authentisch finden. Vor allem im zweiten Teil der Platte neigt sich das Songmaterial in diversen Momenten zu nahezu hymnischen Statements. Comeback genehmigt und gelungen. (EMI)
Was für ein wunderbares Album hat Suzanne Vega denn da bitte als Live-Album eingespielt und veröffentlicht? „An Evening of New York Songs and Stories“ ist eine herrliche, etwas modernisierte Werkschau einer ganz großen Künstlerin, die nie laut, aber immer da war. Wer zu Beginn der Grunge Ära noch etwas unsicher ob der zerstörerischen Wucht der cobainschen Gitarren war, der hielt sich an Suzanne Vega fest wie am zehnten Bier, das einfach nicht mehr runter will. Suzanne Vega riss uns „Twenties“ nämlich wirklich in den Abgrund. Leider haben wir es erst Jahrzehnte später gemerkt. 24 Songs auf einem schönen, wirkungsvollen Album. Mit Zeitreise und Zeitgeist. (Cooking Vinyl)
Kreative Idee der schottischen Band Snow Patrol. Statt wegen Corona traurig rumzusitzen, schrieben sie jeden Samstag zusammen Songs. Und forderten die Fans auf, aktiv in den Schreibprozess einzugreifen. Vorschläge waren erwünscht. Hier eine Bridge, da eine Oktave höher und das Ganze vielleicht mal in Moll. Endergebnis: die EP „The Fireside Sessions“. Fünf Songs, die richtig, richtig gut geworden sind. Kein Pathos, keine Selbstzitate. Schlicht und einfach runtergebolzt und dabei eher im dezenten unplugged Modus geblieben. Zwölf Songs sollen dabei entstanden sein, die EP „The Fireside“ zeigt uns somit nur einen Bruchteil der Quarantäne Sessions. Als Zukunftsmodell ist diese basisdemokratische Fanbeteiligung sehr zu begrüßen. Nicht auszudenken, welche geniale Alben bei manchen Bands da eventuell zu bestaunen gewesen wären. Oder eben nicht, lieber Jon Bon Jovi. Snow Patrol machen das auf jeden Fall ziemlich gefällig. (Universal)