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Inspirationsquelle Literatur

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Neue Musik auf neuen CDs, vorgestellt von Max Nyffeler
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Musik von und mit Klaus Ospald, Marina Khorkova, Saxofonquartett Scirocco, Friedrich Goldmann, Uwe Dierksen.

Für Klaus Ospald war die Lyrik des italienischen Dichters Giacomo Leopardi vor einem Jahrzehnt eine bedeutende Quelle der Inspiration. Insgesamt sechs große Werke für unterschiedliche Besetzungen fasste er zu seinem „Leopardi-Zyklus“ zusammen. Drei davon sind nun auf Tonträger erschienen, in vorzüglichen Aufnahmen mit dem Sinfonieorchester und dem Chor des WDR, dem Collegium Novum Zürich und dem Experimentalstudio des SWR. Die Dirigenten sind Peter Hirsch, der maßgeblich zur „Entdeckung“ des Außenseiters Ospald beigetragen hat, und Rupert Huber. Die großartigen Naturbilder in Leopardis Dichtung regten Ospald zu packenden Klangbildern an, die – außer dem Chorsatz, wo Nono durchschimmert – kein Vorbild zu kennen scheinen und den Klangraum in seiner ganzen Tiefe ausloten. Die Elektronik ist sparsam und zielgerichtet eingesetzt, und wie Ospald mit dem Orchester umgeht, ist von A bis Z faszinierend anzuhören. (Wergo)

Sie wühlt mit Leidenschaft in den undomestizierten Klängen, die sie durch unkonventionelle Spielweisen und zahlreiche Zusatzgeräte den Instrumenten entlockt, und nie bekommt man den Eindruck, dass es hier nur um blutleere Materialexperimente geht. Die in Berlin lebende Russin Marina Khorkova hat einen sicheren Instinkt für große Spannungsbögen und weiß, emotional zu fesseln. Einige der sechs Ensemble- und Kammermusikwerke, die nun auf einer Doppel-CD erschienen sind, sind ungewöhnlich lang, doch werden die extrem gegensätzlichen Klanggestalten erfolgreich in den windungsreichen Klangfluss integriert. Die Musiksprache ist voll verhaltener, oft düsterer Dramatik. Gut möglich, dass sie in dem in diesen Tagen in Winterthur uraufgeführten Bühnenstück über Solschenizyns „Archipel Gulag“ ihren passenden Gegenstand findet. (Wergo)

Das 2006 in London gegründete Saxofonquartett Scirocco veröffentlicht auf seinem zweiten Album aussschließlich Erstaufnahmen von zeitgenössischen Kompositionen. Zwei Werke von älteren Komponisten, ein Quartett von Robert Myers, und „Catch“ von Roderik de Man, das dem Album den Titel gab, bilden den Rahmen für drei jüngere Stücke, komponiert von Malte Giesen, Charlotte Bray und Thilo Schaller. Das entspannte und zugleich perfekt aufeinander abgestimmte Spiel der zwei Musikerinnen und zwei Musiker verleiht den sorgfältig einstudierten Werken prägnantes Profil. (encora)

Zur Erinnerung an Friedrich Goldmann, der in diesem Jahr 75 Jahre alt geworden wäre, ist eine sorgfältig edierte CD mit Kammermusikwerken aus den Jahren 1986–2004 erschienen. Sie enthält vier Trios für unterschiedliche Besetzungen sowie das Quartett für Oboe und Streicher aus dem Jahr 2000. Drei Aufnahmen wurden noch von Goldmann selbst produziert, und bei den Interpreten handelt es sich um Solisten und Mitglieder von Berliner Ensembles, die mit seiner Musik eng vertraut sind. So vermittelt die umfangreich dokumentierte Edition, eine Koproduktion mit dem SWR, einen authentischen Eindruck vom künstlerisch ungemein vielseitigen Kammermusikschaffen des Komponisten. (Macro)

Bekanntlich besteht das Ensemble Modern aus Charakterköpfen, die mit Vorliebe auch individuelle Wege gehen. Der Posaunist Uwe Dierksen hat unter dem Titel „Blue Rock Thrush – Variations on Pop“ 15 Nummern eingespielt, in denen er die Erfahrungen mit der amerikanischen Avantgarde von Reich bis Zappa in einen kompakten Combosound mit kräftigem E-Bass-Fundament umgewandelt hat. Die Mikrofonierung ist sehr direkt, was die ohnehin schon beträchtliche Attraktivität der coolen Stimme von Claron McFadden noch vergrößert. (Intuition)

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