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Jedem Kind sein Instrument

Untertitel
Paul Hindemith. Plöner Musiktag
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Paul Hindemith. Plöner Musiktag; Dietrich Henschel (Bariton), David Reibel (Sprecher), Mitglieder des RSO Berlin, Jugendsinfonieorchester Marzahn-Hellersdorf, Ensembles der Hans-Werner-Henze-Musikschule, Rundfunkkinderchor Berliner, weitere Berliner Kinder- und Jugendchöre. Jobst Liebrecht (2008) *** Wergo WER 6728 2

Es ist ein Werk, das wohl mehr dem Namen als der Musik nach bekannt ist: Hindemiths „Plöner Musiktag“ (1932). Dabei spricht aus der ganzen Partitur mit ihren so unterschiedlichen Teilen eine bemerkenswert moderne musikpädagogische Emphase, die nur in den Augen einer ästhetischen elitären Avantgarde verdächtig erscheinen musste. Nun erscheint (endlich) eine Neueinspielung auf CD. Freilich: Das bis 2001 bestehende Plöner Internat (beheimatet in dem aus dem frühen 17. Jahrhundert stammenden, erst jüngst privatisierten Schloss) war schon zu Beginn der 1930er-Jahre dank der Arbeit von Edgar Rabsch eine Ausnahmeerscheinung.

Offenbar gab es kaum einen Schüler, der nicht singen oder ein Instrument spielen (oder auch nur „bedienen“) konnte. Und als dann Hindemith mit einigen seiner ihm assistierenden Berliner Studenten an diesem idyllischen Ort in der „Holsteinischen Schweiz“ ankam, da erhielten auch die, die sonst leer ausgegangen wären (also die sogenannten „Brummer“), einen Part im Schlagwerk.

Modern würde man das unter ein Motto wie „Jedem Kind ein Instrument“ stellen. Damals aber ging es vor allem um das gemeinsame Musizieren – von einer Morgen- und einer Tafelmusik über eine nachmittägliche Kantate („Mahnung an die Jugend, sich der Musik zu befleißigen“) bis hin zu einem mehrsätzigen Abendkonzert. Liest man dazu Hindemiths eigenen Bericht über diesen ganz realen Musiktag (den 20. Juni 1932), so gewinnt man leicht einen lebendigen Eindruck dieses gleichermaßen von pädagogischen wie handwerklichen Idealen getragenen Projekts. Keineswegs zufällig notierte Hindemith am Ende die Freude aller über eine „wohl gelungene Arbeit“. Denn auch handwerklicher Impetus im Sinne eines grundsoliden „Musik-Machens“ war mit am Werk – und so können auch solch unterschiedliche Stücke wie ein dichter Orchestersatz neben einem Blockflötentrio stehen.

Einzigartig ist die Partitur mit ihrer Mischung aus Versatzstücken der Renaissance, neusachlichem Kontrapunkt und einer eigenwillig-unterkühlten Melodik, die dann bald im „Mathis“ ihren Höhepunkt finden sollte. Dass die Neueinspielung auf besondere Weise „authentisch“ klingt, ist dem keineswegs zeittypischen Engagement der von Jobst Liebrecht versammelten Berliner Kinder- und Jugendensembles zu verdanken (nur eine kleine Arie wird von Dietrich Henschel gesungen). Eine Produktion, die wirklich jedem Mut machen sollte, sich für musikalische (Weiter-)Bildung täglich zu engagieren.
 

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