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Zu philosophischer Reflexion gewendet meint Ethan Iverson gar, dass „Every Note Is True“, und in „The Eternal Verities“ rippelt er mit Bassist Larry Grenadier und Schlagzeuger Jack DeJohnette ein quasi klassisches Thema in Jazzmanier auf und transformiert
Zu philosophischer Reflexion gewendet meint Ethan Iverson gar, dass „Every Note Is True“, und in „The Eternal Verities“ rippelt er mit Bassist Larry Grenadier und Schlagzeuger Jack DeJohnette ein quasi klassisches Thema in Jazzmanier auf und transformiert
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Klangkundschafter

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Jazzneuheiten, vorgestellt von Hans-Dieter Grünefeld
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Gerade Pianisten begeben sich gerne auf Fährten unverbrauchter, zumindest noch nicht ausgereizter Klangkombinationen, oft einhergehend mit Raumkonzepten.

Einzeln hat Thilo Seevers beim „Auszug“ Komfortzonen verlassen, wie er mitteilt. Dabei hat er stlistisch ziemlich unterschiedliche Orte besucht, so, die Orgel in Erinnernung, einen Sakralbau für den alten Choral „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ als in Hall verfremdete Paraphrase, und den statischen „Rainflow“ in kindlicher Diktion. Dazwischen: ein brasilianisch geprägtes „Lamento sertanejo“ und aus „Port Townsned Bay“ (Oregon) ein pfiffiger Rag auf harmonischen Abwegen. (Bremen Radiohall)

Darauf bewegen sich auch Omar Sosa und seine Duo-Partnerin Marialy Pacheco mit ihren „Manos“, nämlich durch sich überlagernde Gesten „Angustiado 4 Hands“ als virtuoses Vexierspiel. Beide befinden sich da manchmal „El Bola“ auf einer tour de force mit krachender perkussiver Energie, manchmal bei flimmernden „Low Tides“-Arpeggi im Rockmodus oder sie schweifen mal zu orientalischen Assoziationen ab. (Skip)

Eine „Peaceful Journey“ wünschen sich Helge Lien am Klavier und Knut Hem an der Gitarre, indem sie parallelen Spiralfiguren und improvisierten Konversationen folgen. Je aus ruraler Umgebung in Norwegen überwinden sie begrenzte „Dimensionen von Zeit und Raum“, kommen mit modifiziertem Countrysound an der Bottleneck-Gitarre zu „Ephemera Danoca“ und mit einem groovy Ostinato an den Klavierbässen zum „Villingsberg“, wo die näselnde Gitarre auf dem Gipfel triumphiert und ein Gefühl von Erdverbundenheit verbreitet. (Ozella)

Zu philosophischer Reflexion gewendet meint Ethan Iverson gar, dass „Every Note Is True“, und in „The Eternal Verities“ rippelt er mit Bassist Larry Grenadier und Schlagzeuger Jack DeJohnette ein quasi klassisches Thema in Jazzmanier auf und transformiert es zu polyrhythmischem Gewebe. Die Gewissheit, dass „She Won’t Forget Me“ beruht auf einem verhakelten Ostinato mit einem Rockpattern, das raffiniert fragmentiert wird. Da bleibt lässiger Swing „For Ellen Raskin“, deren Autorität als Autorin in mäandernden Klavier-Akkorden und perkussiven Pulsationen eher skeptisch beurteilt wird. Die Wahrheit ist für Ethan Iverson also nicht absolut, sondern relativ. (Blue Note)

Für das Ensemble Siwan des norwegischen Pianisten Jon Balke ebenso, es ist schon in der Besetzung ein sowohl geographisches als auch in allen Sonoritäten eine idiosynkratische „Hafla“ oder Veranstaltung, bei der Barockstreicher, Instrumentalisten aus dem Vorderen Orient und Jazzsolisten kreativ kooperieren. Nicht-temperierte Schwingungen treffen dabei auf misterioso rezitativen Gesang und punktuellen Trommelgroove, dunkles Oud-Timbre auf sanfte Live-Electronics, gezackte Streicher-Patterns auf dezente Perkussion, und Vokal-Poesie verbindet sich sublim mit fein austarierten Texturen-Arrangements zu aparten Sounds: Klangkundschafter kennen keine Limits und fürchten keine unkonventionelle Konstellation. (ECM)

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