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Klassiker des Jazzgesangs

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Jazzneuheiten, vorgestellt von Marcus Woelfle
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Es ist ein Glückfall, dass sich von Ella Fitzgerald Rundfunkmitschnitte aus der Zeit erhalten haben, als sie Anfang 30 war. Bei ihren offiziellen Decca-Aufnahmen wurde sie meist von Streichorchestern, Gesangsgruppen und routinierten, aber nicht besonders profilierten Studiobigbands begleitet, und das mit eher kommerziellem Repertoire. Wie sie in jenen Tagen kompromisslos jazzte erleben wir in „The Complete Birdland Broadcasts“.

Der Doppelsilberling enthält nicht nur die Live-Aufnahmen aus dem nach Charlie „Bird“ Parker benannten Club von 1950 bis 1952, sondern auch jene aus dem als scherzhaft als „Metropolitan Bopera House“ bekannten „Royal Roost“ von 1949, eine Hühnerbraterei, die sich zur Kultkneipe des Bebop gemausert hatte (einen seltenen Live-Mitschnitt von 1957 gibt es als Zugabe.) Als sie mit dem Pianisten Hank Jones und wechselnden Drummern (darunter Roy Haynes) und Bassisten (allen voran Ray Brown, mit dem sie damals verheiratet war) eine moderne Combo zusammenstellte, bestimmte nicht die Plattenfirma, sondern sie selbst das Programm, zu dessen Höhepunkten – neben zeitlosen großen Standards (Gershwin in Vollendung!) und Stücken aus ihrer Chick Webb-Zeit – auch witzige Bebop-Stücke wie „Lemon Drop“ gehörten. Ihr Engagement für den damals noch umstrittenen Bebop zeigt einen wichtigen Aspekt ihres Wesens: „I‘m going to try to find out the new ideas before the others do.“ Fast bedauert man, dass Ella, die sich im Bebop wohlfühlte wie ein Fisch im Wasser, damals schon begann, wieder konservativere Bahnen zu beschreiten. Indes reichte sie den Stab an etwas jüngere Sängerinnen wie Anita O’Day, Sarah Vaughan und Betty Carter weiter. (Essential Jazz Classics)

Erstaunlich selten erlebt man die ausdrucksstarke Dinah Washington in Aufnahmen, die man als reine Jazzproduktionen ansprechen kann. Eine Ausnahme bildet das Album „For Those in Love“. Quincy Jones, der wie sie bei Lionel Hampton groß wurde, arrangierte es und umgab sie mit Größen wie Wynton Kelly, Jimmy Cleveland und Clark Terry, die am 15. März 1955 alle so inspiriert und gut gelaunt waren als hätte nicht drei Tage zuvor der Tod Charlie Parkers die ganze Jazzwelt sprachlos gemacht. Dinah verleiht „You don’t know what love is” das tiefe Blues-Feeling, von dem der Text spricht, aber nicht die Melodie des Komponisten. Sie entfaltet in „My Old Flame“ Stimmgewalt, zeigt in „I Get a Kick Out of You“ den erstaunlichsten Umgang mit der time und allenthalben jene Melismen, die sie zur Mutter des Soul machen. Das ist der swingende Auftakt und vielleicht auch schon der Höhepunkt des 3-CD-Sets „Dinah Washington & Quincy Jones: The Complete Sessions“, die alle ihre Aufnahmen vereint, bei denen Quincy Jones arrangierte oder die Aufnahmen leitete, darunter auch das berühmte Album „The Swingin‘ Miss D“ – sehr unterschiedliche Produktionen, wobei man trefflich darüber streiten könnte, welche davon zum Jazz gehören, aber wozu sollte man? (Essential Jazz Classics)

„Midnight Mood“, 1967 umgeben von der auf ein Oktett geschrumpften Clarke Boland Big Band könnte das beste Album von Mark Murphy sein. Jedenfalls haben wenige so ihre Frische bewahrt. Vom ausgelassen fröhlichen Scat in „Jump For Joy“ bis zum versonnenen „I Get Along Without You Very Well“ ist sein Gesang nuancenreich, tief empfunden und natürlich. Fast bescheiden zeigt er sein Können, seine Vielfalt ohne sie zur Schau zu stellen. (MPS) 

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