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Bernd Alois Zimmermann: Intercommunicazione; Capriccio; Sonate für Violine solo; Vier kurze Studien für Cello solo; Présence; Peter Sheppard Skaerved, Violine; Friedrich Gauwerky, Cello; Ian Pace, Klavier Albedo ALB 022

Kammermusik von Bernd Alois Zimmermann (1918-1970), die in engagierter Interpretation wieder einmal nachdrücklich beweist, wie unverwechselbar, kraftvoll und vielseitig dieser Komponist war. Vom virtuos spielerischen Zitat bis zur stillen Innenbetrachtung schillert diese unverwechselbare Musik, die ein ganz notwendiges Korrektiv zum Mainstream der Avantgarde darstellte.

Bohuslav Martinu: Fantaisie et Toccata; Sonata Nr. 1; Fenêtre sur le Jardin und andere Klavierwerke. Paul Kaspar, Klavier. Tudor 7054

Mit dieser CD wird die Einspielung des gesamten Klavierwerks von Bohuslav Martinu eingeleitet. Hörbar liegt das Projekt bei dem in München lebenden tschechischen Pianisten in guten Händen. Mit Energie und Elan gestaltet er diese so charakterreiche Musik. Auf der ersten CD ist auch die höchst gewichtige, bekenntnishafte Klaviersonate von 1954 zu finden. Sie ist ein ganz großes Werk des 20. Jahrhunderts.

Giacinto Scelsi: Quattro Illustrazioni; Suite No. 8 „Bot-Ba“; Cinque Incantesimi; Markus Hinterhäuser, Klavier. col legno WWE 1CD 20068

Klavierkompositionen Scelsis aus den frühen 50er-Jahren, noch vor seinem revolutionären Durchbruch zu seinen Einton-Komplexen und seinem intensiven Eindringen in Phänomene des Klangs. Der Weg hierhin, der asiatische (indische, tibetanische) Tonerfahrung integriert, ist aus den abseits vom Gang der neuen Musik stehenden Klavierwerken mitzuvollziehen. Es ist Musik aus anderen Welten, voller Geheimnis, voller innerer Kraft.

Béla Bartók: Herzog Blaubarts Burg. Cornelia Kallisch, Mezzosopran; Péter Fried, Bariton; RSO Stuttgart des SWR, Peter Eötvös Hänssler CD 93.070

Bartóks früher Opern-Einakter (geschrieben 1911, bei einem ungarischen Kompositionswettbewerb als unspielbar abgelehnt) wird von Eötvös in seiner ganzen strukturellen Härte dargeboten. Liebe und Blut, Geheimnisse hinter verschlossenen Türen. Eine Wanderung durch klangliche Kraftfelder.

Olga Neuwirth: Clinamen/Nodus; Construction in Space; London Symphony Orchestra, Pierre Boulez; Klangforum Wien, Emilio Pomàrico. KAIROS 0012302KAI

Olga Neuwirths Kompositionen werden in den letzten Jahren (die Stücke entstanden 1999 und 2000) immer aggressiver, attackenhafter in ihrer Körperlichkeit. Und wenn sie so durchhörbar scharf und zugleich elementar gespielt werden wie etwa durch das LSO unter Boulez, dann offenbaren sie ihren ganzen strukturellen und energetischen Reichtum. „Construction in Space“ ist der Bearbeitung der endzeitlichen Filmmusik zu „The Long Rain“. Packende Musik!

Josef Kloppenburg: Pädagogische Musik als ästhetisches Konzept. Neue Musik und musikalische Praxis in der Schule (Forum Musikpädagogik Bd. 52), Augsburg, Wißner 2002, 284 S., € 25,00, ISBN 3-89639-320-0

Zahlreiche Kompositionen und „Konzepte“ aus dem 20. Jahrhundert – von Hindemiths „Tuttifäntchen“ bis Diether de la Mottes „21 Lieder aus 20 Jahren“ – wurden mit dem Anliegen geschaffen, Laien und Kinder durch eigenes Musizieren näher an zeitgenössische Musik heranzuführen. Josef Kloppenburg untersucht neben künstlerischen Aspekten die pädagogischen Qualitäten ausgewählter Werke und legt Kriterien für einen angemessenen Unterricht mit neuer Pädagogischer Musik dar.

Charles Burney: Tagebuch einer musikalischen Reise, Reprint der Ausgabe Hamburg 1772/1773, hrsg. von Christoph Hulst (Documenta Musicologica I, Band 19), Bärenreiter, Kassel u.a. 2003, ca. 504 S., € 39,90, ISBN 3-7618-1591-3

Die Neuauflage dieses erstrangigen Quellenwerkes zum kontinentalen Musikleben der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zeichnet sich gegenüber dem Reprint von 1959 durch ein ausführliches Vorwort von Christoph Hulst und ein Gesamtinhaltsverzeichnis der drei Bände aus. Das ungewöhnliche Querformat präsentiert jeweils vier Seiten des Originals.

Andrea Rittersberger: Andreas LiederLeseMitmach-Buch. Das Gespenst Heinrich und seine Freunde, Beustverlag, München 2003, 189 S., Farbillustrationen, € 22,90, ISBN 3-89530-102-7

Ein sehr schön gestaltetes Buch, das zu einem vielfältigen aktiven Erleben von Geschichten aus dem Jahreskreis anregt. Jede der 25 Geschichten ist mit einem Lied verknüpft und kann in etwa 30 Minuten durchgespielt werden. Dabei bleibt viel Spielraum zwischen den sehr konkret gehaltenen Handreichungen und einem freien Umgang mit der Vorlage.

Wolfgang Amadeues Mozart: Konzert in G für Flöte und Orchester nach dem Klarinettenkonzert KV 622. Klavierauszug. Bärenreiter BA 5335a

Ursprünglich wohl schon in G-Dur für Bassetthorn geschrieben, dann in A für Klarinette und schon damals für Viola und auch für Flöte, wieder transponiert von A nach G, übertragen, so dass die obere Mittellage und maximal bis g’’ reichend dominiert. Die historischen Usancen rechtfertigen diese Neuausgabe für Flöte, derer sich Christopher Hogwood angenommen und dazu einen neuen nicht überladen wirkenden Klavierauszug erstellt hat. Die schon in der ursprünglichen Vorlage uneinheitliche Auszeichnung zur Phrasierung und Artikulation hat bewusst nur wenige Korrekturen erfahren – offen also für eigene Interpretation. Orchestermaterial liegt beim Verlag bereit. Nun kommt es darauf an zu prüfen, ob der für dieses Konzert traditionell eingeprägte Klarinettenklang mehr die Flötisten oder das Publikum irritieren wird. Spieldauer 24 Minuten.

Georg Philipp Telemann: Ouverture D-Dur TWV 55:D17 für 2 Trompeten, Streicher & B.c. Ed. Walhall

Verdienstvolle Erstausgabe für eine musikalisch und technisch unkomplizierte Suite in französischem Esprit mit acht Charaktersätzen, geschaffen für Musikantenlust und fast vom Blatt zu spielen, schon spürt man den tanzenden Fürstenhof von einst.

Friedrich Cerha: Fünf Stücke für Klarinette in A, Violoncello und Klavier (1999–2000). Doblinger D 07358

Die Reihe seiner vielen interessant und orginell besetzten Kammermusiken findet eine interessante Fortsetzung in diesen Heinrich Schiff gewidmeten Triosätzen, ein anspruchsvolles Repertoire-Pendant zu den beiden Klassikern, Beethovens op. 11 und Brahms’ op.114. Musikalisch wie technisch vor allem in den beiden schnellen, wild zupackenden Sätzen eine enorme Herausforderung, in den ruhigen Passagen zwischen schlicht, licht und dicht wechselnd voller Spannung.

Julius Klengel: Kleine Suite für drei Violoncelli op.59. Breitkopf & Härtel EB 5248

Er schrieb nicht nur Kurioses für zwölf, sondern – fast vergessen – auch etwas für drei, durchaus unterschiedlich fortgeschrittenen Cellospieler. Diese fünf in Charakter, Stimmung und Form variierenden Sätze, ebenso melodiös wie rhythmisch akzentuiert, sind nach fast 80 Jahren als Stimmensatz neu aufgelegt.

Giovan Battista Martini (1706–1786): Missa solemnis, Missa da Morti. Für Orgel. Liturgische Werke Heft I, hrsg. von Jolando Scarpa. Doblinger DM 1301

Dieser Erstdruck aus den Bologneser Handschriften umfasst zwei abgeschlossene liturgische Orgelmessen aus dem noch viel zu wenig erforschten Werk des Franziskaner-Padres Martini, der als komponierender und vielseitiger Musikgelehrter allerhöchste Anerkennung genoss. Sein Opus verrät außergewöhnliche kompositorische Intensität und versteht sich auf den galanten Stil der Zeit, ohne jedoch die kirchliche Würde anzutasten. Eine Entdeckung.

Bojidar Dimov (geb. 1935): Atemzüge (1994/96) für 3 Flöten. Dohr E.D.22892

Aus der Einstimmigkeit heraus entwickelt sich improvisationsartig ein Gespinst emanzipierter Gesangslinien von jeweils freirhythmischen Leben. Zwei, dann drei Flöten treffen sich in bewegten Atemzügen, wechseln zwischen klanglicher Schärfe und gehauchtem Nichts, um schließlich in eine fugative Coda zu münden.

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