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Conlon Nancarrow: Studies and Solos; Bugallo-Williams Klavierduo
Wergo 6670 2

Nancarrow hat viele seiner Stücke für das Player-Piano geschrieben – weil sie auf dem Klavier von menschlicher Hand nicht aufzuführen waren. Jetzt werden sie dennoch von ihr eingeholt. Eine beachtliche Leistung, auch wenn Helena Bugallo und Amy Williams die Studien doch sehr moderat angehen (müssen). Die Klaviermaschinen werden wir in den nächsten Jahrzehnten vielleicht vergessen können.

Alles Theater – Werke von Berio, Hidalgo, Aperghis, Perezzani, Ronchetti und Bauckholt; Neue Vocalsolisten Stuttgart
Stradivarius 33680

Das deutsche (weltweite) Spitzenensemble in Sachen solistischer Gesangsensemblemusik blättert sein Können auf. Sprach- und Sinnverwirrungen auf höchstem Niveau! Eine interpretatorische Qualität, hinter der die Substanz mancher Stücke (Perezzani, Ronchetti) nicht immer mühelos mitkommt.

Helmut Lachenmann: Das Mädchen mit den Schwefelhölzern (Tokyo-Fassung); SWR Sinfonieorchester, Sylvain Cambreling.
ECM 1858/59 (4761283)

Am bahnbrechenden Opernwerk der letzten 20 Jahre wirkte allenfalls der große Leonardo-Einschub (das schon davor existierende Stück „...zwei Gefühle...“) ein wenig irritierend, da er das Geschehen beiseite rückt und selbst, als mache der Opernverlauf Urlaub in vulkanischer Landschaft im Süden, eigene Manifestation beansprucht. Der Einschub selbst ist dramaturgisch höchst berechtigt, öffnet er doch die inhaltliche Seite ins Allgemeine. Lachenmann machte ihn nun kürzer und erratischer – ein reflektierender Erzählblock auf einer Leitklangbasis. Insgesamt wirkt das konsequenter, die Leonardo-Episode ist als Vision hin auf andere Rätsel- und Erkenntniswelten zu begreifen. Die Interpretation durch Cambreling ist höchst durchsichtig und angespannt – großartig!

Hans-Joachim Hespos: kaleidoskopes luftsilber, spirits to akkordeon, e-bass und elektroakustische wandler; Sven Hermann, electrified accordeon; Matthias Hettmer, electric bass
artists own AOL 3003 (www.interzone-perceptibile.de, vertrieben von nrw vertrieb, www.nrwvertrieb.de

54 Minuten Krausgänge des Klingens über alle Erfahrung hinaus. Unkenntlichkeit der Instrumente in gewaltiger Verzerrung, Dichte und Weite, Protuberanzen, Konvulsionen, Explosionen, Innenlandschaften unter Pressdruck, Zusammenbrüche, irritierende Stillstände. Maßloses.

Roman Haubenstock-Ramati: Cathédrale I (für Soloharfe) und II (für Harfe und Tonband); Giovanna Reitano, Harfe
col legno WWE 1 CD 20220

Der utopische spektrale Farbsinn von Haubenstock-Ramati ist aus jedem Klang dieser beiden 1988, sechs Jahre vor seinem Tod, geschriebenen großen Harfenkompositionen. Strukturelle Musik von höchster gläserner Sinnlichkeit.

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