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Karl Amadeus Hartmann: Konzert für Klavier, Bläser und Schlagzeug; Concerto funebre; Symphonische Hymnen.
Wolfgang Schneiderhan, Violine; Maria Bergmann, Klavier; SO des BR, Rafael Kubelik.
Orfeo C718071B

Trauer, Emphase und motorische Spielmodelle, das sind drei Facetten, die die Musik des Münchners Karl Amadeus Hartmann ganz besonders bestimmen. Rafael Kubelik hat sich mit Entschiedenheit für das Werk von Hartmann eingesetzt, und dieser Furor begeisterter Überzeugung schlägt sich auch in diesen Live-Aufnahmen, die zwischen 1972 und 1975 entstanden sind, nieder. Damals waren die Hymnen von 1941/42 ganz neu entdeckt worden. Vernehmbar ist ihnen die Gewissheit eingeschrieben, dass die Nazi-Diktatur an ein Ende gelangt. Starke Musik!

Sebastian Stier: Double; Fluchtlinien; hin her; Zwei Lieder; der und die; Windflüchter II.
Ensemble Modern, Dominique My; diverse Interpreten.
Wergo WER 6569 2

Gewiss ist beim 1970 geborenen Sebastian Stier eine enorme schöpferische
Formkraft, fast körperliche Wucht wahrzunehmen. Doch immer scheint mir auch ein gewisser Akademismus im zeitgenössischen Ton vorzuliegen. Die sechs Stücke wirken alle in sich recht stimmig, dennoch weiß man danach kaum, worauf der Komponist eigentlich hinaus will. Und das hat etwas Dekoratives.

Joseph Haydn: Sinfonien Nr. 39 und 45. Isang Yun: Kammersinfonie Nr. 1.
Münchener Kammerorchester, Alexander Liebreich.
ECM 2029

Joseph Haydn, schlank, geschmeidig, immer an der Ecke, wo geistvoller Witz ins Tiefe abbiegt. Zwei Moll-Stücke aus der wohl experimentellsten Phase seines Schaffens. Und so luzid, wie sich die so genannte Abschiedsinfonie am Schluss ins Luftige verflüchtigt, hat man das selten gehört. Isang Yuns Kammersinfonie, zweihundert Jahre später entstanden, blickt in instrumentaler Einschränkung nachdrücklich auf diese musikalische Hochphase zurück.

Aribert Reimann: Erste Sonate; Spektren; Variationen; Auf dem Weg.
Matthew Rubenstein, Klavier.
cpo 777236-2

Der Webern’sche Einfluss auf das kompositorische Denken von Aribert Reimann ist in seinen Klavierwerken besonders gut zu beobachten. Freilich ist es einer, der aus der Intimität wieder ins Ausgeweitete, ins zeitlich größer Dimensionierte drängt. Doch Verantwortung jedem Ton gegenüber und das Belauschen von Spiegelfiguren und motivischen Abwandlungen bestimmen alle Stücke. Matthew Rubenstein schlägt dafür einen wunderbar leichten und klaren Ton an.

Bernhard Gander: Bunny Games; fluc’n’flex (für Akkordeon); Ö; Peter Parker (für Klavier), fête.gare.
Klangforum Wien, Emilio Pomárico, Johannes Kalitzke, Sylvain Cambreling; Krassimir Sterev, Akkordeon; Hsin-Huei Huang, Klavier.
Kairos 0012682KAI

Der Osttiroler Bernhard Gander, Jahrgang 1969 und Schüler von Beat Furrer, ist einer der profiliertesten Komponisten der jungen Generation. Seine Musik greift ganz unmittelbar ins lustvoll raue Leben, befragt die Mechanismen der uns umgebenden Sinnlichkeiten mitsamt ihren Lügen, zitiert sie herbei und schlägt sich ihre Wirkungselemente um die Ohren: klar und schrundig, immer genau auf den Punkt gebracht, entlarvend und mit ihnen virtuos spielend. Alles reicht sich die Hände im Ringelreihen – ums Goldene Kalb und um die Frage nach dem Sinn.

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