Gorillaz: „Dare“
„Let’s schlurf’ auf die Tanzfläche“, meinte kürzlich ein MTV-Moderator, als er die neue Single der Gorillaz ankündigte. Überraschend treffsicher, denn tatsächlich charakterisierte er den Gestus von „Dare“ ganz gut. Mit den typischen Gorillaz-Zutaten (satt produzierter Beat, knurrender Bass, feine Keyboard-Arbeit, meist als melodische Sprengsel) „schlurft“ der Sound weniger als sonst in verschleppte Reggae-, Dub- und HipHop-Experimente: Der geradere Beat riecht eher nach klassischer Party, da will eine Songstruktur gar nicht stören. Dass diese Party auch etwas Morbides hat, was die Laborszenerie des Videoclips aufgreift, liegt nicht nur am dauermürrischen Flair der (echten und gezeichneten) Gorillaz-Akteure: Der dicke Kopf dort mit den vom Rave-Leben verrottenen Zähnen und der dazwischennörgelnden Stimme gehört dem Gastsänger Shaun Ryder. Der war immerhin mit den Happy Mondays vor gut 15 Jahren für die große britische Acid-Rave-Welle mitverantwortlich.
Amerie: „1 Thing“
Der Minimalismus, mit dem die HipHop- und R&B-Produzenten in den vergangenen Jahren die Tracks ihrer Stars und Sternchen arrangierten, scheint ausgereizt. Wo kürzlich noch zwei Klicks und ein Zungenschnalzen den Beat eines Hits markierten, darf es nun für die Single des neuen Attraktivitäts-Talentes Amerie schon die pralle Wucht eines kompletten Drum-Sets sein. Das gibt, harmonisch gegliedert von kurzen Gitarrenakkordschlägen, ordentlich Druck, so dass auf weitere Innovationen verzichtet wurde: Für „1 Thing“ klaute man melodisch und thematisch bei Jennifer Lopez und Beyoncé, und das Video besticht durch Einfallslosigkeit, ob in Sachen Tanzschritte, Bettlaken oder smarte Jungs. Die Percussion-Bigband ist höchstens für das Cliquen-Feeling zuständig – für den Sound jedenfalls nicht.