Zum Beispiel: Papa Roach, Linkin Park, Blink 182, Die Toten Hosen und Mando Diao.
Ohne Zweifel handelt es sich bei Papa Roach um eine der unterbewertetsten Bands in Europa. Zwar feiern die USRocker große Erfolge in der Heimat, auf diesem Kontinent allerdings fristen sie ein Schattendasein, das höchstens beim Erscheinen einer neuen Platte wieder vom Licht geküsst wird. „Crooked Teeth“ ist dabei ein weiteres mehr als gutes Rockalbum, das sich nicht ganz der modernen Anbiederung durch Crossoverklänge verschreibt, sondern nur modern angehaucht ist. Im Hintergrund wüten Gitarren, klare Riffs betonieren einen eigen Stil und gesanglich ist das sicher nicht Oberliga, aber nah dran. Papa Roach definieren sich erneut als Albumband. Kein Song sticht besonders hervor, dafür das Album als Gaspedalmotivation (Eleven Seven Music).
Schon immer mehr als die Kollegen von Papa Roach zog es Linkin Park in die kompatiblere Crossover-Radioschiene. Mit Rap, Hip Hop, Hardrock und Metalrefrain-Hymnen sowie diversen Spielereien aus der Computersoundecke verkauften die Burschen Millionen Alben. „One More Light“ ist nun leider zum Ausverkauf der ursprünglich legitimen und ja gar nicht so üblen Idee geworden. Schon der Opener „Nobody can save me“ ist an Fadenscheinheiligkeit nicht mehr zu überbieten. Eine furchtbar dick gekochte Soße an Kommerz wird hier über den Hörer gegossen und findet beispielsweise mit „Talking to Myself“ eine nahestehende Fortsetzung. Das ist leider flach und schwer zu ertragen, wenn man weiß, was die Band eigentlich schon abgeliefert hat und sicher auch noch abliefern könnte. Schroffheit Fehlanzeige – und auch irgendwie kein Alleinstellungsmerkmal mehr vorhanden. Ein trauriges Fazit, das zwei Folgerungen nahe legt: Linkin Park haben nicht genug Pause gemacht oder lösen sich demnächst auf. Schade (Warner).
2016 veröffentlichten die Spaßrockpunker Blink 182 das Album „California“. Mit großem Erfolg, was aufgrund der ewig gleichen Masche aus schnellen Gitarren und teils angehangenen Punkmelodien schon auch verwundert. Wie auch immer. 2017 wird nun „California Deluxe“ veröffentlicht. Dem 2016er Werk fügte das Trio ein komplett neues Album hinzu. Ob das einen tieferen Sinn hat oder jener eher in vertragsstrategischen Wirren zu suchen ist, sei dahingestellt. Zu hören gibt es elf neue Songs, die laut Band sowohl alte Songs, die es auf kein Album schafften, aber auch taufrische, kurz zuvor geschriebene Nummern sind. Das Vergnügen ist wie meist bei Blink 182 kurz und ohne große Nachhaltigkeit. Punksongs eben, die es auch schon besser gab. Aber auch schlechter (BMG Rights Management).
Immer noch extrem cool und lässig werkeln „Mando Diao“ vor sich hin. „Good Times“ ist zwar kein Meisterwerk, aber genau das, was man nach einem Arbeitstag in der Afterworkkneipe hören möchte. Genug Rock, um den Kopf zu schütteln und zu wenig Rock, um einzuschlafen. Mando Diao dröhnen auf eine angenehme Art und Weise vor sich hin, reißen selbst Schlafforscher durch überraschende Refrains aus ihrer Lethargie und tragen das Ganze dann noch in einer so distanziert und unaufgeregten Art und Weise vor, dass man schon neidisch wird. Prädikat „kann man immer hören“ – altersunabhängig (BMG Rights Management).
Wer könnte diesen Neuveröffentlichungsreigen besser beenden als Die Toten Hosen? „Laune der Natur“ nennt sich das neue Album und man kann sich jetzt echt mal diese „Punkmusik machen die aber nicht mehr“- Leier sparen. Haben sie auch fast nie gemacht. Wir wollten immer nur, dass die das machen. Die Toten Hosen sind astreine Rocker. Das war nie anders und wird auch mit „Laune der Natur“ nicht anders. Klar. Produktionstechnisch kracht dieses Album schon rein. Junge, Junge. Da wird gemörtelt, zementiert und geplättet. Und ja. man neigt nach so vielen Jahren im Business schon mal zu musikalischen Selbstzitaten, die aber gerade noch so den Sprung zum Wiedererkennungswert der Hosen schaffen. Aber alles in Allem: ein gnadenlos hart arrangiertes Album, das durchaus Gitarren freundlich ist, aber auch Diverses für die Magengrube bietet. Ach so, Campino singt natürlich, das Goldkehlchen. Nach all den Jahren noch so eine Stimme. Auch respektabel, hat ja sicher einiges mitgemacht (JKP).