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Leise in den Herbst

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Neuerscheinung der Popindustrie, vorgestellt von Sven Ferchow
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Achtung, Floskel: Was soll man über Katie Melua noch schreiben? „Album No.8“ ist eine Fortsetzung ihrer grandiosen Karriere. +++ Matt Berninger verdingt sich eigentlich als Frontmann bei The National. Keine schlechten, muss man ehrlicherweise sagen. Grammy-Band! „Serpentine Prison“ ist nun sein erster Ausbruch in die Einsamkeit. +++ Als Rapper gestartet, verdient sich Machine Gun Kelly seine Sporen mittlerweile als Rockmusiker zwischen Emo-Punk, Emo-Core, Pop und Rock. „Tickets To My Downfall“ kommt leider ein paar Monate zu spät. +++ Was für ein Kontrast ist im Anschluss daran Woodkid mit „S16“. +++ Ein vorletzter Appell in diesem Phono-Jahr. Bitte gönnen Sie sich Sasha Sloan und ihr Album „Only Child“. Tolle Stimme, unendlich nette Songs und so viele schöne Melodien und Töne.

Achtung, Floskel: Was soll man über Katie Melua noch schreiben? „Album No.8“ ist eine Fortsetzung ihrer grandiosen Karriere. Allerdings, dass Katie Melua sich als Songschreiberin weiterentwickelt hat, kann man bei allen Phrasen wirklich nicht behaupten. Denn: Das war sie schon immer. Eine großartige Komponistin. Irgendwo daheim zwischen Leichtigkeit, passionierter Angespanntheit und einer nicht greifbaren Unendlichkeit der Songs. So klingt es eben auch auf „Album No.8“ hier nach Pop, da nach Folk, zuweilen nach angefeiltem Blues oder sehr oft nach Americana (was auch immer man damit definieren möchte … bei Katie Melua hört man es zumindest). Zur Einstimmung bitte die ersten drei Songs am Stück hören, dann in umgekehrter Reihenfolge mit dem letzten Song weiterhören. Unwiderstehlich. (BMG Rights Management)

Matt Berninger verdingt sich eigentlich als Frontmann bei The National. Keine schlechten, muss man ehrlicherweise sagen. Grammy-Band! „Serpentine Prison“ ist nun sein erster Ausbruch in die Einsamkeit. Sprich Soloalbum. Das lässt sich ohne große Expertise in die Schublade „Songschreiber“ einordnen. Die Akustikgitarre steht hauptsächlich Pate, Matt Berninger barmt, singt, schmerzt und ächzt dazu. Bisweilen macht das Spaß, manchmal lugen allerdings ein paar Herzschmerzen zu viel durch die Akkorde. Vielleicht wäre dann weniger doch mehr? Produziert wurde das Album übrigens von Booker T. Jones, den Insider als gnadenlos begabten Musiker und Alleskönner kennen. Letztendlich hätte sich Matt Berninger dann doch entscheiden sollen, ob er uns musikalisch und seelisch komplett nach unten reißt oder eher an der Oberfläche kratzen möchte. Mit „Serpentine Prison“ wählt er den Mittelweg. Der niemandem weh tut, aber eigentlich vermissen lässt, was wir vom Songwriter wollen: Traurigkeit in Gänze. (Caroline)

Als Rapper gestartet, verdient sich Machine Gun Kelly seine Sporen mittlerweile als Rockmusiker zwischen Emo-Punk, Emo-Core, Pop und Rock. „Tickets To My Downfall“ kommt leider ein paar Monate zu spät. Wäre im Sommer ein Kracher gewesen. Surfen, skaten und abhängen am Strand. Dazu Machine Gun Kelly, Freunde, gutes Bier und „Tickets To My Downfall“ aus den Bluetooth-Lautsprechern. Man darf die Schlichtheit sowie die Anspruchslosigkeit der Songs auf den ersten Blick nicht unterschätzen. Das ist freilich mieser Mainstream, den Vorwurf kann man nicht entkräften. Aber in all diesen tausendfach gehörten Mitsing-Refrains und Mitgröhl-Strophen hat sich Machine Gun Kelly als Künstler irgendwie eine Art von Anspruch erkämpft. In Worte ist das schwer zu fassen. Man hört jedoch definitiv, dass Machine Gun Kelly schwer mit sich kämpft. Um in diese teilweise lieblos zusammengeschraubten Songs aus dem Punkbaukasten für Arme Haltung zu bringen. Und dieser Kampf des Künstlers macht viele Songs dann interessant. Musikalisch ist das erste Klasse Popschule. Aber auch das muss man können, extrem trashig zu sein ohne komplett blank zu ziehen. (Interscope)

Was für ein Kontrast ist im Anschluss daran Woodkid mit „S16“. Knapp acht Jahre dürfte es her sein, dass der Franzose Yoann Lemoine alias Woodkid sein erstes Album vorstellte. Großes Kino im musikalischen Sinn übrigens. „S16“ scheint dem Debütalbum nicht unähnlich. Breite Orchesterwelten treffen einsame Melodien. Dazu ein zerbrechlicher Gesang, der gar nicht so viel Hoffnung verspricht. Woodkid zieht nach unten. Und das einzigartig und wunderbar. Kein einziger Song verspricht Sonnenstrahlen, es geht direkt in die Hölle. Es ist dieser morsche Abgrund der woodkidschen Songs, die eine magische Anziehungskraft besitzen. Vor denen man schon auch Angst hat, aber denen man sich stellen möchte und will. Wunderbar, wundersam, Woodkid. (Island)

Ein vorletzter Appell in diesem Phono-Jahr. Bitte gönnen Sie sich Sasha Sloan und ihr Album „Only Child“. Tolle Stimme, unendlich nette Songs und so viele schöne Melodien und Töne. Wenn da im Winter irgendwas auf dem Teppich vor dem Kaminfeuer klappen soll, dann mit Sasha Sloan. Ein wenig Folk schimmert durch, ansonsten viel ernst gemeinter Pop. Hörbar ohne sich als einfach gestrickt zu outen. Man muss leise Songs auch laut vortragen können. Sasha Sloan kann das. Ohne Pathos. (Columbia/B1 Recordings)

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