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Mediterrane und andere Resonanzräume

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Neue Musik auf neuen CDs, vorgestellt von Max Nyffeler
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Unter anderem von und mit: Pedro Bittencourt, Peter Eötvös, Konstantia Gourzi, SWR Vokalensemble Stuttgart und Jagoda Szmytka

„Enlarge your Sax“ heißt zutreffend die CD, die der brasilianische Saxophonist Pedro Bittencourt in der Reihe ZKM electronic herausgebracht hat. Die Aufnahmen der sieben Stücke von Komponisten aus Europa, Lateinamerika und den USA dokumentieren nicht nur seine herausragenden instrumentalen Fähigkeiten, sondern auch die Vielfalt der elektronischen Mittel, mit denen der natürliche Klang des Saxophons verfremdet und transformiert wird. Das Booklet enthält ausführliche Texte über den Solisten und die Komponisten, aber nichts über die Musik selbst. Sind es wirklich nur reine Hörstücke? Angaben zu den technischen Verfahrensweisen wären nützlich gewesen, um auch etwas über die Ideen hinter den Stücken zu erfahren. (Wergo 2074 2)

Wie einfallsreich Peter Eötvös mit Klängen und Klangräumen umzugehen weiß, zeigen die drei 2006/07 enstandenen Instrumentalkonzerte, die unter seiner Leitung mit dem Göteborg und dem BBC Symphony Orchestra aufgenommen wurden. „Seven“ für Solovioline (Akiko Suwanai) und Orchester mit sechs weiteren im Raum verteilten Violinen erinnert als dramatisches Klanggemälde an die sieben Toten beim Absturz der Columbia-Raumfähre 2003. „Levitation“ für zwei Klarinetten, Akkordeon und Streichorchester steigt buchstäblich in entrückte Sphären auf und lässt nebenbei auch noch Petruschka auferstehen. „CAP-KO“ (Concerto for Acoustic Piano, Keyboard and Orchestra) mit Pierre-Laurent Aimard bezieht sich mit rasenden Skalen und harten Rhythmen auf Bartóks Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug. (BMC CD 170)

Ein stilles, erzählendes Klavierstück zu Beginn stimmt auf die Auswahl der Werke für Klavier und für Streichquartett ein, die Konstantia Gourzi für ihre Porträt-CD ausgewählt hat. Von Geschichten, Erinnerungen und flüchtigen Impressionen handeln auch die anderen Kompositionen. Präzise geformte Miniaturen und persönliche Botschaften wechseln sich ab mit der leisen Beschwörung mediterraner Sehnsuchtsorte und enigmatischen Klangbildern. Lorenda Ramou (Klavier) und das Ensemble Coriolis widmen sich der empfindsamen Musik mit Sorgfalt. (ECM 481 0988)

In der Reihe seiner Länderporträts hat sich das SWR Vokalensemble Stuttgart unter Marcus Creed nun Italien zugewandt. Ausgangspunkt sind einige späte, in überwältigender Reinheit gesungene Chorsätze von Verdi, darunter das „Ave Maria“, dessen „scala enigmatica“ Luigi Nono einst seinem Streichquartett zugrunde legte. Hart kontrastiert damit das mikrotonal schillernde „Yliam“ von Giacinto Scelsi, wohingegen Nonos achtstimmiger Chorsatz „Sara dolce tacere“ von 1970 trotz extrem aufgesplittertem Text in seiner Klanglichkeit näher am Madrigalismo eines Goffredo Petrassi und Ildebrando Pizzetti steht. Die Auswahl der Stücke gibt einen Einblick in den Reichtum der Vokalmusik im Mittelmeerstaat Italien. Musikmachen heißt hier noch immer: Singen. (Hänssler Classic CD 93.329)

Klirrende, splitternde Klänge, deren rauhe Körperlichkeit durch Mikrofonierung verstärkt wird, zeichnen die Musiksprache der 1982 geborenen Polin Jagoda Szmytka aus. Manche geräuschhaften Entwicklungen nähern sich in ihrer Bildhaftigkeit einem Hörspiel ohne Worte an. „sky-me, type-me“, eine Laut- und Textkomposition für vier verstärkte Stimmen, bringt triviale Kommunikationsformen auf den parodistischen Punkt, während in „pores open wide shut“ das Mikrofon die Reibegeräusche auf Klavier- und Cellosaiten nah heranholt. Das spielerische Abtasten der Instrumentalkörper macht der Komponistin hörbar Spaß. (Wergo 6414 2) 

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