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Mozart im Achter-Pack bei ALDI

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Aus der Mozart-Edition von „Brillant Classics“
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Wer sich für 11,99 Euro im Drogeriemarkt einen Schuber kauft, der auf acht CDs alle geistlichen Werke Mozarts – außer den Messen – enthält, wird sich vermutlich nicht dafür interessieren, welches Instrumentalensemble sich hinter dem Namen Teatro Armonico Stuttgart versteckt, das auf der Hülle genannt wird. Auch die Solisten werden ihm egal sein, deren Namen ohnehin unbekannt sind. Aber vielleicht wird er sich den Nordic Chamber Choir und den Namen Nicol Matt merken, wenn er etwas von Mozart und seiner Musik versteht oder wenn er jemanden kennt, der das tut und dem er das CD-Paket schenken will; denn warum sollte er sonst das Paket kaufen.

Wer sich für 11,99 Euro im Drogeriemarkt einen Schuber kauft, der auf acht CDs alle geistlichen Werke Mozarts – außer den Messen – enthält, wird sich vermutlich nicht dafür interessieren, welches Instrumentalensemble sich hinter dem Namen Teatro Armonico Stuttgart versteckt, das auf der Hülle genannt wird. Auch die Solisten werden ihm egal sein, deren Namen ohnehin unbekannt sind. Aber vielleicht wird er sich den Nordic Chamber Choir und den Namen Nicol Matt merken, wenn er etwas von Mozart und seiner Musik versteht oder wenn er jemanden kennt, der das tut und dem er das CD-Paket schenken will; denn warum sollte er sonst das Paket kaufen. Dass er den „kompletten Mozart“ zu erstaunlich niedrigen Preisen im Drogeriemarkt, bei Aldi oder anderen Discountern oder bei Zweitausendeins findet, liegt an der Verkaufs-Philosophie und -Strategie des niederländischen Konzerns Foreign Media Group in Leeuwerden, der im Mai 2001 in Landau mit der MME Multimedia Entertainment GmbH ein deutsches Tochterunternehmen ins Leben rief, um Multimedia und Musikprodukte in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu vertreiben. In den Benelux-Ländern hatte der Konzern das Label Joan Records B.V. erfolgreich etabliert und im Januar 2002 wurde auch die deutsche Tochter mit Sitz in Landau umbenannt in Joan Records Entertainment GmbH, als Klassik-Label „Brilliant Classics“ installiert. Dahinter steht der musikbesessene Niederländer Pieter von Winkel, Konzertpianist mit Diplom vom Conservatorium Utrecht, Manager mit Erfahrungen bei Chandos, Hyperion, Telarc, Denon, Vanguard oder Naxos, der heute von Montagum, einem kleinen Ort an der holländischen Nordseeküste, alles dirigiert. Im Musikbereich werden weit über 300 Klassiktitel angeboten, daneben 110 Softwaretitel aus den Bereichen Infotainment, Edutainment und Spiele, und dies aus eigenen Produktionen und aus Lizenzverwertungen; die Produktgruppen Film und Buch werden dazukommen.

Mir liegen die beiden Schuber mit Mozarts Chorwerken vor, aufgeteilt in eine Acht-CD-Kassette mit allen Messen (Vol. 15 für E 12,99) und eine Sieben-CD-Kassette (Vol. 8 für E 11,99) mit allen anderen geistlichen Werken. Der Inhalt ist schon in seiner Fülle bewundernswert. Selbst Mozart-Fans werden nicht alles kennen, was da zusammengestellt ist: von den Messen sicherlich die späten, vor allem die Krönungsmesse und die unvollendete in c-Moll, aber wie ist es mit den frühen? Das interpretatorische Niveau der 17 lateinischen Messen Mozarts ist durchgängig gleichermaßen hoch, das der c-Moll-Messe sogar über dem Durchschnitt; auch in den weniger bekannten frühen Messen finden sich herrliche Einzelsätze in mitreißender Darstellung.

Weil in jedem der insgesamt 51 Werke ein Chor mitwirkt, hat der Nordic Chamber Choir – der seit kurzem Chamber Choir of Europe heißt – viel zu tun, und sein Leiter Nicol Matt als Dirigent noch mehr zusammenzuhalten, nämlich 17 unterschiedlich eingesetzte Solisten und die Instrumentalisten – zwei renommierte Kammerorchester des deutschen Südwestens in Pforzheim und Mannheim und dazu noch zwei Ad-hoc-Ensembles: eines, eben jenes Teatro Armonico, zusammengesetzt aus Musikern verschiedener Stuttgarter Orchester, das andere, Camerata Würzburg, aus Professoren und Studenten der Musikhochschule Würzburg.
Das klingende Ergebnis dieses Mammutunternehmens überrascht und überzeugt: denn der in seinen vier Stimmen fast immer nur mit jeweils fünf Sängern besetzte Chor gestaltet nicht nur akribisch genau und sauber, sondern voll Spannung, dynamisch und im Ausdruck mit breiter Farbpalette, mit hinreißendem Enthusiasmus und rhythmisch prägnant, besonders deutlich etwa im A-Capella-Chorsatz „God is our refuge“ KV 20 zu erleben. Die Instrumentalisten lassen sich von der einfühlsam sicheren Hand Nicol Matts in alle Feinheiten dieser Ausarbeitung hineinführen und bereiten so dem chorischen Geschehen eine präzise austarierte Grundlage.

http://www.joanrecords.de
http://www.nocc.de

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