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Notizen von unterwegs

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Jazzneuheiten, vorgestellt von Hans-Dieter Grünefeld
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Neues von Jacob Karlzon, Joschi Schneeberger Quartett, Duo Dune, Quadro Nuevo, Heinrich von Kalnein und dem Lou-Duo.

Körpermobilität und Blickschärfe sind Eigenschaften, die, ist man unterwegs, besonders beansprucht und vor allem ausgebildet werden. Da entsteht wie beim Pianisten Jacob Karlzon „Wanderlust“ durch neugierige Eigenerfahrung, die im geschmeidigen Trio-Rockgroove zu „Subject To Change“ führt. Gemeinsam entwickeln Jacob Karlzon und Gast-Gitarrist Dominic Miller ein Arpeggio-Motiv, sodass „Promises Kept“, und Matthias Eick seine lyrische Trompeten-Kantilene, begleitet von dezenter Perkussion und Synthesizer-Wolken, zum verdienten „Lullaby For Runaways“ empathisch formen kann. (Warner)

Extrovertiert zeigt sich eher touristische „Reiselust“ beim Joschi Schneeberger Quartett. Der Bassist sorgt mit Perkussionist Anton Mühlhofer für sicher-straffen Sinti-Swing-Tritt, wenn Pianist Aaron Wonesch und Gitarrist Martin Spitzer mit silber-glitzernden Soundparallelen den „Snowy Mountains Blues“ erklimmen. Wobei sie fürs Jumpthema „A Guade Luft“ brauchen, die dynamisch mit Bürsten-Snare und starker Bassführung herbei kommt. En passant steigen sie „Flying Fox Time“ noch auf Bossa-Stil um und geben dem Titelsong mit funkelnden Flageoletts im Bebop-Tempo markante Konturen.  (City Park)

Einen anderen Winkel der Exkursion bevorzugt das Duo Dune, nämlich eine „Voyage au creux d’un arbre“, inspiriert von Musik der Insel La Reunion. Die Baum-Inspektion gestalten Fanny Ménégoz und Rafaël Koerner als Dialog von schweifenden Flötensequenzen und agiler Schlagzeugartikution. Ihnen gelingt die heikle Balance beider eigentlich divergenten Instrumente, indem auch die Flöte bei „Agitation“ dekorative Aufgaben übernimmt, das Schlagzeug hingegen die melodische Progression. (Neuklang)

Mythischen Sujets wendet sich Quadro Nuevo mit „Odyssee – A Journey Into The Light“ zu, indem sie einige Szenen des Homer-Epos paraphrasieren: zunächst als forschen Twobeat „Odysse Calling“, dann „Between The Waves“ in sanfter Barkarole mit Lounge-­Gitarre und Rauch-Sax wiegend, R&B Impulse bei „Poseidon’s Revenge“ mit folkloristischen Elementen und ein freches Bass-Ostinato für „Ciclope senza Vista Mare“ mit raunender Flöte kombinierend. Während Odysseus sich auf wilder Tour verirrte, bleiben Quadro Nuevo auf stilistisch zahmem Kurs. (FM/GLM)

Nach solchem Trip hält man sich gerne für „A Night In Vienna“ auf, wo Saxofonist Heinrich von Kalnein zu spirituellen Erlebnissen einlädt. Etwa beim hymnischen Sax-„Prayer“, dessen freien Rhythmus Ramón López am Schlagzeug lenkt und Gina Schwarz am Bass in Spannung bringen. „Shiva“ präsentiert sich ekstatisch vibrierend, während die Rhetorik der „Contemplation“ sich langsam zum Triolog entwickelt und in der „Moving Air“ die zarte Sopran-Saxophon-Melodie auf Bass-Flageoletts und perkussiven Metall-Akzente trifft. (Natango)

So wird es Zeit für ein „Souvenir“: Reminiszenzen aus Armenien mit einer Prise Nostalgie. Das Lou-Duo bezieht sich dabei auf „Geburah“, das der Pianist Felix Schneider-Restschikow und Schlagzeuger Jonas Sorgenfrei per Ostinato zum Rock-Triumph bringen. Doch nicht nur Körperkraft, auch „Hoy Nazan“ filigrane Harfen-Arpeggi und ätherischer Gesang sowie „Dorogoi V Pavlovku“ zartes Klavier-Cello-Gewebe bestimmen die Songs. Diese und die anderen Timbre-Kombinationen evozieren nachhaltige Reise-Imaginationen. (Label 11)

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