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Opus der Novatoren

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Neue Klaviermusik in der Diskussion
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Internetdiskussion unter: www.pianopianissimo.com

Woran liegt es nun, dass so wenig wirklich neue Musik von Kindern und jungen Leuten gespielt wird? Denn sie spielen neue Musik eigentlich ganz gerne und auch gut – das wissen wir aus den Pflichterwartungen im Wettbewerb „Jugend musiziert“. Die Verhinderer sind nicht so sehr die Komponisten, nicht die Verleger, nicht die Händler, bei denen die Neuerscheinungen vergilben. Da liegen die Noten, und niemand fragt danach, niemand holt sie ab, niemand schaut sie genauer an. Wo ist der Schwarze Peter?

Peter Roggenkamp: Schriftbild und Interpretation in neuer Klaviermusik, Universal Edition 1996 CD: „www.pianopianissimo.com – back to the music of the future“, Universal Edition 1999 (UE 31420) Internetdiskussion unter: www.pianopianissimo.com Woran liegt es nun, dass so wenig wirklich neue Musik von Kindern und jungen Leuten gespielt wird? Denn sie spielen neue Musik eigentlich ganz gerne und auch gut – das wissen wir aus den Pflichterwartungen im Wettbewerb „Jugend musiziert“. Die Verhinderer sind nicht so sehr die Komponisten, nicht die Verleger, nicht die Händler, bei denen die Neuerscheinungen vergilben. Da liegen die Noten, und niemand fragt danach, niemand holt sie ab, niemand schaut sie genauer an. Wo ist der Schwarze Peter? Unsere Kette – auf der einen Seite die schöpferische Potenz, am anderen Ende die jungen Interpreten – hat eine gehörige Schwachstelle. Die Vermittler, die uns enttäuschen, weil sie die Musik unserer Tage zu wenig in ihr Unterrichtsprogramm einbeziehen, dünkt mir, sind in erster Linie unsere Musiklehrer selbst.

Sie scheuen sich, haben Angst, sich mit der Musik der Gegenwart musikalisch und technisch auseinander zu setzen. Solches wäre ja die Voraussetzung für die Einbeziehung in den Unterricht. Da nutzen keine Fortbildungsworkshops, keine Symposien, in denen neue Literatur vorgestellt wird, wenn niemand hingeht. Wo sind die Instrumentalpädagogen, die sich die Neue Musik holen, sie ausprobieren und selbst einstudieren, damit sie mit Elan in den Unterricht einbezogen werden können? Also: Der Appell geht zunächst an die Lehrer im eigenen Laden.

Bleiben wir beim Klavier, meistgespieltes, meist unterrichtetes Instrument. Gewiss, die Novatoren bedienen sich zunehmend neuer, veränderter Schreibweisen, um auszudrücken, was ihnen in der Seele brennt, was in ihren Köpfen kreist.

Wer hat nicht Angst vor Stockhausens Aleatorik, den Schlagzeugeffekten, wie sie Matsushita oder Lachenmann vorschreiben, oder vor den Präparationstabellen eines Cage? Oder vor Clustern, Flageoletts, Finger- und Pedalspielen und Minimal Music? All das gehört inzwischen zu den Selbstverständlichkeiten, mit denen ein Pianist, also auch ein Klavierpädagoge ebenso umzugehen hat, wie mit Fingersätzen und Pedalgebrauch.

Einer der für die Klavierkultur unserer Tage lebte, lehrte und kontinuierlich für die nmz neue Werke besprach, aber auch Brahms und Reger liebte, der seine Interpretationserfahrungen in vielen Kursen und Beiträgen zu Papier brachte und kommentierte, dem namhafte Komponisten wie Hespos, Kopelent, Lachenmann und Zender ihre Werke zur Uraufführung anvertrauten, hat sein Wissen aus Spiel- und Lehr-Praxis auf 100 Seiten zu Papier gebracht: Geworden ist daraus ein Schlag-Nach neuester Fachtermini, ein Anleitungskurs zur Interpretation am Beispiel einiger Dutzend Demo-geeigneter Klavierwerke von Bartók, Bedford, Cowell bis Stockhausen und Zender. Jetzt ist das Eis gebrochen.

Ergänzend findet man hier eine Auswahlliste junger Klaviermusik führender Musikverlage, Werke entstanden seit 1945, die sich als pianistisches Pflichtrepertoire, sortiert für Haupt- und Nebenfächler, verstehen, man könnte auch sagen: für Profis und noch weniger Ambitionierte.

Das ersetzt nicht ganz die Lehrpraxis, den Weiterbildungskurs für Klavierlehrer, wie er vielfach angeboten wird. Aber als eine Art Studienführer ist dies eine theoretisch-praktische Introduktion in die Klavierkultur von heute. Tausende von Klavierlehrern und Pianisten müssten ihm, Peter Roggenkamp, dankbar sein, dass er seine professorale Lehrerfahrung vieler Meis-terkurse, seine intensive konzertante Auseinandersetzung mit Klaviermusik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Preis gibt – die nmz gratuliert ihrem Mitarbeiter zu seinem 65. Geburtstag, den er im Februar feiert.

Anerkennung gilt ebenso der Universal-Edition, die Roggenkamps Lieblingsthema, Literaturkunde rund ums Klavier, so praxisnah mit über 100 typischen Schriftbeispielen von Schönberg bis Ligeti ausstattete. Was man sich noch wünschte, eine Demo-CD mit Klangbeispielen zum Schriftbild – auch das ist jetzt brandneu nachgeliefert: Peter Roggenkamp als Interpret und Joseph Diermaier als Komponist stellen all das, was der Textband zu erklären versucht, Notationsarten, Techniken und Anschlagsarten, exemplarisch vor. Dazu hat Diermaier neue kurze Demo-Stücke im Schwierigkeitsgrad 1-3 geschrieben.

Für die eingangs beleidigten Klavierlehrer gibt’s jetzt keine Ausrede mehr: ich konnte nicht, wollte nicht, weil... ich das Neue nicht verstand. Packt einfach mal den Roggenkamp ein, legt die CD auf. Außerdem wartet im Internet eine offene Diskussionsrunde mit dem, was interessierte Lehrer und Schüler zum diesem Thema zu sagen haben.

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