Otomo Yoshihide’s New Jazz Orchestra
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Der Japaner Otomo Yoshihide ist hierzulande bekannt als Produzent leiser Töne. Sein Instrument ist der Plattenspieler, dem er Klänge entlockt, ohne jedoch Schallplatten aufzulegen. Otomo Yoshihides musikalische Heimat liegt jedoch unter anderem im Free Jazz und Rock, wie die Titel „Something Sweet, Something Tender“ und „Gazelloni“ von Eric Dolphy beweisen, dem Otomo Yoshihide diese CD widmet. Deutlich zu erkennen ist in der Version des Japaners der Anfang von „Sweet Something“. Aus dem Thema entwickelt er einen Bläsersatz, indem die einzelnen Töne durch Glissandi zu einem Klangstrom verfließen. Immer wieder werden einzelne Töne mikrotonal verschoben intoniert, durch Mikroglissandi auf einem Ton variiert, durch Ansatzrauschen getrübt. Hinzu gesellen sich elektronische Klänge, die ein- und ausgeblendet werden. Yoshihide interpretiert Dolphys Ballade als einen mäandernden und sich in Biegungen windenden Klangstrom, der gemächlich dahinfließt und dennoch nicht frei ist von kleinen Wirbeln und Strudeln. Ganz anders hört sich der Titel „Gazzeloni“ an: „Gazelloni“, das sind freie Variationen über ein 13-taktiges Flötenthema. Eric Dolphy hat es Severino Gazelloni gewidmet, einem Virtuosen des klassischen und zeitgenössischen Flötenspiels, den er überaus schätzte. Otomo Yoshihide kleidet das Thema in ein Punk-Gewand – und stellt damit das Image der braven Flöte ein wenig auf den Kopf. In seiner Hommage an Eric Dolphy greift Otomo Yoshihide nicht nur dessen Themen auf. Er spielt in seinen Bearbeitungen gekonnt mit Spielgesten, transformiert Dolphys Originale und lässt sie gleichzeitig in aller Präsenz durchscheinen.
Japanische Filmmusik
Otomo Yoshihide‘s New Jazz Orchestra: „Onjo“
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Auf seiner zweiten CD stellt er das Spiel mit japanischer Filmmusik in den Mittelpunkt. Tuttischläge, gefolgt von stehenden Sinustönen, dazu gesprochener Text, französisch. Ein lyrisches Saxophon tritt hinzu, ein Bläsersatz deutet sich an. Es ist Jazz, aber doch ein Jazz, den Musiker spielen, die auch in ganz anderen Sphären zu Hause sind: Sie sind versiert im Spiel mit kleinstrukturierten Kompositionen, in der Arbeit mit Klang und Geräusch. Auf seiner CD „ONJO“ versucht Otomo Yoshihide mit seinem New Jazz Orchestra seine Erfahrungen und ästhetischen Entwicklungen des reduzierten, geräuschbetonten Spiels in den Jazz hineinzutragen. So finden sich unter den 18 Musikerinnen und Musikern seines Orchesters sowohl ausgewiesene Free Jazz Protagonisten als auch Protagonisten der leisen Töne und elektronischen Klangbastler. Energetischer Free Jazz paart sich mit rockigen Gitarrensounds, um mit leisen Geräuschen oder aber versucht laszivem Chansongesang kontrastiert zu werden. Es ist eine CD, die die spielerische Seite Otomo Yoshihides zeigt. Keine umwerfende Klangkunst, sondern Musik, die mit einer Portion Ironie die Erinnerung des Gitarristen an zahlreiche bekannte Filme seiner Jugend widerspiegelt.