Ostern wäre erledigt. Ein wenig zurückhaltend zeigte sich die Branche in punkto Veröffentlichungen. Dafür qualitativ durchaus anerkennenswert.
Celine Rudolph, längst gefeierte Chanteuse des Genres „musikalische Wurzeln aus Überall“, gefällt mit ihrem neuen Album „metamorflores“. Mit dabei ebenfalls Till Brönner und Nana Vasconcelos. Mittelpunkt des Albums sind die breit angelegten Inspirationen der Celine Rudolph: Jazz aus aller Welt, brasilianische Musik, französisches Chanson und afrikanische Klänge. Woran viele Künstler ob der Schwierigkeit, diese Wurzeln zu verbinden scheitern, wächst Celine Rudolph dagegen ohne Mühe und mit Leichtigkeit und Sinnlichkeit in die Aufgabe hinein. Brillant, ja überzeugend ist das Album vom Gesang über die Arrangements bis hin zur Instrumentierung (www.celinerudolph.com).
Mit ihrem dritten Album sind Oi Va Voi natürlich alte Hasen. Wer sie nicht kennt: Ein paar Engländer machen insbesondere bei der ersten Begegnung ziemlich wirre Musik. „Travelling the Face of the Globe“ bleibt keine Ausnahme. Es klingt nach „Bolero“, Polka, Country, Pop, Songwriting oder nach internationalem Liedgut der 30er oder 40er Jahre angereichert um Bläser, Klarinetten und viele weitere Instrumente. Vieles wirkt vorderhand überkandidelt, gekünstelt bis zum Abwinken. Aber dann, nach vielen Versuchen, schälen sich doch ganz großartige Songs aus der verrunzelten Haut. Viele Gefühle, wunderbare Ton- und Harmoniefolgen und eine betörende Sängerin. Die passen wirklich in keine Schublade (www.myspace.com/oivavoi).
Dass Stevie Nicks zur Musikgeschichte gehört, ist nicht nur ihrer Fleetwood Mac Zeit zu verdanken, sondern ebenso ihren erstklassigen Soloveröffentlichungen. „The Soundstage Sessions“ ist jedoch das erste Livealbum ihrer Karriere. Aufgezeichnet (nicht nur als CD, sondern auch als DVD erhältlich) wurde das Konzert vor kleinem Publikum in Chicago (Grainger Studio, Oktober 2007). Zu hören gibt es zwei neue Songs, darunter ein Cover der Dave Matthews Band (Crash Into Me), ferner einige altbekannte Klassiker in teils neuem Gewand. Klarer Fall: Stevie Nicks ist noch dabei. Und das gerade, während auch die restlichen Fleetwood Mac Mitglieder gerade auferstehen; einzeln oder zusammen… (www.nicksfix.com).
Wie mag Saga wohl ohne Sänger Michael Sadler klingen, der die Band ja verlassen hat? Erschreckenderweise genauso gut. Oder langweilig, wenn man den Bombast-Rock für sehr Erwachsene nicht so gern hören mag. Saga 2009 sind auf ihrem Album „The Human Condition“ keinen Schritt vor oder zurück gegangen. Irgendwie beruhigend, dass es sowas gibt: Standhaftigkeit und musikalischer Unwille zur Modernität. Sicher ein Album für Fans, dem man rein musikalisch nichts vorwerfen kann… (www.sagaontour.ca).
Sehr cineastisch gehen die Italiener Comfort an die Arbeit. „Sleep Talking Shared“ ist ein würdiger Mix aus Jazz, Klassik, Pop und Elektronik, der es immer wieder schafft, filmisch zu wirken, der motiviert, sich Bilder auszudenken und jene laufen zu lassen. Kein Album, das man zum Grillen hören möchte, aber wenn’s regnet, dann schlägt dessen große Stunde (www.comfortcollective.com).
Wenn es um traurigen Blues geht, kommt nur Pete Alderton in Frage. Der Wahl-Paderborner interpretiert auf „Cover my Blues“ Klassiker des Genres, die manchem Original überraschend neue Züge verleihen. Grandiose Tiefe, einzigartige Stimme. Besonders erwähnenswert: „Ain’t no sunshine“, „Georgia on my mind“, „Fever und Cold Turkey“. Wunderschön (www.ozellamusic.com).
Diskographie
Celine Rudolph – metamorflores (08.05.09, Enja)
Oi Va Voi – Travelling the Face of the Globe (15.05.09, Oi Va Voi Recordings)
Stevie Nicks – The Soundstage Sessions (17.04.09, Warner)
Saga – The Human Condition (27.03.09, Inside Out)
Comfort – Sleep Talking Shared (24.04.09, Stilll/Off)
Pete Alderton – Cover my Blues (24.04.09, Songways)