Höchstwahrscheinlich ist die Zeit der Red Hot Chili Peppers vorbei. +++ Auf den ersten Blick hat die schwedische Rockband The Hellacopters kein Personal ausgetauscht. +++ Es gibt ja für fast jede Musikrichtung einen Referenzwert. Was alternative Gitarrenmusik betrifft, ist Band of Horses ein solcher. +++ Nachdem Slash als Guns’n’Roses-Mitglied etwas unterfordert scheint, vertreibt er sich schon einige Jahre unter dem hölzernen Projektnamen Slash feat. Myles Kennedy and The Conspirators ein wenig die Hardrock-Zeit. +++ Brian Molko und Stefan Olsdal alias Placebo verpassen uns das achte Studioalbum. +++ Hinter Get Well Soon steckt ein deutscher Künstler: Konstantin Gropper, der den Soundtrack zur Netflix-Serie „How To Sell Drugs Online Fast“ schrieb.
Höchstwahrscheinlich ist die Zeit der Red Hot Chili Peppers vorbei. Dass man den langjährigen Gitarristen Josh Klinghoffer etwas uncharmant vor die Tür setzte und den ewigen Stand-by-Gitarristen John Frusciante zum dritten Mal zurückholte, mag ein letzter Rettungsversuch gewesen sein. Denn was man auf dem Wiedergeburtsalbum „Unlimited Love“ hört, hat man auf anderen Alben der Red Hot Chili Peppers schon besser gehört. Es ist ein Album, das offenbar in einer Art Erinnerungspanik und ob bevorstehender 60. Geburtstage mehr zusammengeschustert als geschrieben wurde. Dabei konnte man sich natürlich auf die Magie eines Chad Smith am Schlagzeug und eines Flea am Bass verlassen. Dahinter wird es allerdings belanglos. Sämtliche Gitarrenspielereien von John Frusciante sind bekannt. Das ist zwar gut, will aber auf diesem Album nicht wirklich passen. Anthony Kiedis’ einst gewollt-gelangweilter Sprechgesang, der bei Songs wie „Under the bridge“ noch so romantisch-infantil funktionierte, hat sich leider überholt. Eventuell klappt es ja beim nächsten Album besser. (Warner)
Auf den ersten Blick hat die schwedische Rockband The Hellacopters kein Personal ausgetauscht. Nach einer längeren Pause gab es 2016 die Wiedervereinigung. Und nun dieses Album: Eyes of Oblivion. Verdammt geradlinig. Ohne Experimente. Einfach nur Rockmusik. Mal schnell, mal dahinstampfend. Stets melodiös, aber nicht anbiedernd. Hier und da ein ironischer Gitarren-Einwurf, alles so arrangiert, dass man die gesamte Band um vier Uhr morgens aufwecken und auf jede Livebühne dieser Welt stellen könnte. Diese Band und diese Songs funktionieren. (Nuclear Blast)
Es gibt ja für fast jede Musikrichtung einen Referenzwert. Was alternative Gitarrenmusik betrifft, ist Band of Horses ein solcher. „Things Are Great“ nennt sich das aktuelle Album, das sechste. Es beginnt mit dem großartigen Song „Warning Signs“ und endet mit dem nicht weniger großartigen Gemälde „Coalinga“. Dazwischen darf man ziemlich schön seine Zeit verprassen. Mit Gitarren, die sich ausbreiten, aber wenig dominant sind. Mit Gesangslinien, die immer noch ungewöhnlich, aber vertraut wirken. Mit Songs, deren punktuelle Traurigkeit nie überhandnimmt, sondern realistisch bleibt. Wunderbares Album. (BMG)
Nachdem Slash als Guns’n’Roses-Mitglied etwas unterfordert scheint, vertreibt er sich schon einige Jahre unter dem hölzernen Projektnamen Slash feat. Myles Kennedy and The Conspirators ein wenig die Hardrock-Zeit. „4“ hat man das neue Werk betitelt. Wie schon bei den Vorgängerprojekten dominiert der Mann mit dem Zylinder samt seiner Gitarre jeden einzelnen Song. Und natürlich erinnert jeder einzelne Ton an frühere Guns’n’Roses Zeiten. Die Les Paul fiept, quiekt, grunzt und pfeift. Dahinter hört man klassischen Hardrock, der in jeder Biker-Kneipe seine Berechtigung und sein Publikum findet. Aber mehr auch nicht. (BMG)
Brian Molko und Stefan Olsdal alias Placebo verpassen uns das achte Studioalbum. Wie immer muss man mutig sein, „Placebo“ zu hören und zu verstehen. Denn schon immer haben sie das Zerbrechliche in scheinbar unzerbrechliche Songs, Arrangements und Melodien verpackt. Auch auf „Never Let Me Go“ bleibt ein nervöses, teils unbekanntes Gefühl zurück. Nicht dass die Songs zerstörerisch wären. Oder defätistisch. Sie sind nur so unfassbar ehrlich und schaffen es wie beispielsweise „Beautiful James“ eine detaillierte Zustandsbeschreibung der Welt zu spiegeln, die angsteinflößend sein kann. Und trotzdem schaffen es Placebo, herzzerreißend und liebevoll zu sein, während sie die innersten Gefühle treffen ohne dabei zu verletzen. Letztendlich kommt man nicht umhin, „Never Let Me Go“ bis zum letzten Ton zu hören. (SO Recordings)
Hinter Get Well Soon steckt ein deutscher Künstler: Konstantin Gropper, der den Soundtrack zur Netflix-Serie „How To Sell Drugs Online Fast“ schrieb. „Amen“ ist ein Werk, das sich nicht einordnen lässt. Gropper vertieft sich erfolgreich in seinen Hang zum Orchestralen. Da klingen Ansätze der 80er durch (My home is my heart), da darf man sich an Blur erinnert fühlen (This is your life) oder sich in cineastische Melodien entführen lassen (Mantra). Ein opulentes und charakteristisches Album. (Virgin)