Das Freiburger „ensemble recherche“ ist gefragt. Konstanz der Ensemblearbeit, die bald 20 Jahre (man gründete sich 1984) andauert, eine ästhetisch nicht korrumpierbare, ständige Auseinandersetzung mit neuen musikalischen Ansätzen, Treffsicherheit in der Auswahl der Programme, all dies sind Kriterien des Erfolgs. Die Besetzung ist flexibel, maßgeschneidert für heutige Komponisten, die sich nicht auf Standards festlegen lassen wollen. Zum festen Stamm gehören drei Holzbläser, drei Streicher, Klavier und Schlagzeug, bei Bedarf ergänzt man sich mit Gästen. Viele sehen im „ensemble recherche“ (trotz etwa eines „Ensemble Modern“) bereits die führende Formation für zeitgenössische Musik in Deutschland. Kein Widerspruch!
Das Freiburger „ensemble recherche“ ist gefragt. Konstanz der Ensemblearbeit, die bald 20 Jahre (man gründete sich 1984) andauert, eine ästhetisch nicht korrumpierbare, ständige Auseinandersetzung mit neuen musikalischen Ansätzen, Treffsicherheit in der Auswahl der Programme, all dies sind Kriterien des Erfolgs. Die Besetzung ist flexibel, maßgeschneidert für heutige Komponisten, die sich nicht auf Standards festlegen lassen wollen. Zum festen Stamm gehören drei Holzbläser, drei Streicher, Klavier und Schlagzeug, bei Bedarf ergänzt man sich mit Gästen. Viele sehen im „ensemble recherche“ (trotz etwa eines „Ensemble Modern“) bereits die führende Formation für zeitgenössische Musik in Deutschland. Kein Widerspruch! Jetzt hat man innerhalb eines Jahres vier Porträt-CDs herausgebracht. Das Vergnügen daran ist schon aus der Präsentation ablesbar. „Darauf haben Sie doch gewartet!“, verkündet das Ensemble nach der Namensliste Morton Feldman, Brice Pauset, Gérard Pesson und Walter Zimmermann. Und sie legen nach. Von den 24 Stücken sind 22 Ersteinspielungen, 20 wurden vom „ensemble recherche“ uraufgeführt, 11 davon sind für die Formation geschrieben. Das ist Arbeit ganz vorne, hautnah, intensiv, lustvoll.Wirklich stellen die CDs ein musikalisches Spektrum dar, das die technische und ästhetische Flexibilität des „ensemble recherche“ nachdrücklich unterstreicht. Man lässt sich ein auf unterschiedliche Welten, nähert sich ihnen mit Neugier und Kompetenz. Da sind zum Beispiel kammermusikalische Arbeiten von Walter Zimmermann, dessen Schaffen vom US-amerikanischen Minimalismus angeschoben, zugleich von zeit- und seinsphilosophischen Denkmodellen aus Antike und Mittelalter unterminiert ist. Das „ensemble recherche“ schafft es hier, den Strukturen, die in schlechten Interpretation zum Spröden neigen können, weiten Atem und intensive Spannung einzuhauchen. Gerade weil sie sich jeder plumpen Spontaneität verweigern, wirken sie, so nachlauschend gespielt, wie emphatische Entäußerungen: eingekapselt, aber voller Befreiungs- und Mitteilungsdrang in neuer Schönheit.
Die französischen Musiker Brice Pauset und Gérard Pesson bekunden von vorneherein mehr klangliche Lust. Der Spektralismus, der immer noch von den neuen Sensorien eines Debussy oder Messiaen zehrt, hat die Basis für solch hellhörige Musik gelegt. Pauset, Jahrgang 1965, und vielleicht noch entschiedener Pesson (1958) spüren die Verpflichtung, die klanglich aufgebrochenen Räume mit neuen Inhalten, neuer vitaler Erdgebundenheit zu füllen. Musik ist hier in feinsten Verästelungen ausgehört, kompositorisch ist hier geleistet, was man in Interpretationen älterer Musik aufgrund marktschreierisch auftretender Nivellierungstendenzen immer mehr vermisst: Liebe zum Detail, Ausformung der kleinen Gestalt, des Einzeltons.
Die Feldman-CD ist vielleicht doch die nachdrücklichste in dieser Reihe. Es sind Film-Musiken, die vornehmlich in einer Zeit des experimentellen Suchens in breiterer Streuung um das Jahr 1960 entstanden. In der Auseinandersetzung mit den filmischen Techniken mögen damals bei Feldman schon Ansätze an seine Erinnerungs- und Schnitt-Texturen der späten Jahre aufgekeimt sein. Zugleich liegt ein warmes Licht über dieser Musik, die weiß, dass sie Folie für eine Bilderfolge abzugeben hat. Versöhnlicher klingt sie als vieles andere von Feldman, nachgiebiger. Es ist ein Abenteuer des Hörens, das den Hörer (Prämisse von Filmmusik!) dennoch nicht in Beschlag nimmt.
CDs (jeweils ensemble recherche)
Walter Zimmermann: Schatten der Ideen; Ursache und Vorwitz; Distento; Shadows of Cold Mountain. mode 111.
Gérard Pesson: Mes béatitudes; Nebenstück; Fureur contre informe; Récréations françaises; Cinq Chansons; Bruissant divisé; Rebus. aeon AECD 0106
Brice Pauset: Huit Canons; Six Préludes; Ljusare; Variations pour piano op. 27; In Nomiine Broken Consort Book. aeon AECD 0207
Morton Feldman: Somethin Wild: Music for film. Kairos 0012292KAI